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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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ist es nicht schlimm?
    Gandalf: Nein, nein. Das ist es nicht.
    © 2011 New Line Productions, Inc.

    Während des Dialogs verwandeln sich die angespannten Sorgenfalten auf Gandalfs Gesicht in ein gütiges, strahlendes Lächeln. Auch bei den beiden Zuseherinnen verfehlen die Worte nicht ihre Wirkung. Doch in diesem Augenblick bleibt das unausgesprochen. Erst am nächsten Tag erklärt sich Nana ihrer Mutter:
    Bild 74
    Aus Barbaras Serie »Fairies« (April 2011). Nana trägt den Ring, den Chris als Muster zum Kauf ihres Verlobungsrings dabeihaben wird.

    Weißt du, Mama, was Gandalf da über das Sterben gesagt hat, das hat mich wirklich berührt. Obwohl ich natürlich weiß, dass er ein Schauspieler ist, hat mich die Figur in ihrer Weisheit beruhigt. Irgendwie hat mir das richtig geholfen.«

    Ein halbes Jahr später liegt Barbara im Halbschlaf im Bett. Neben ihr ruht Nana seit über 15 Stunden in einem komaähnlichen Schlaf. Um sie herum ein Matratzenlager. Überall Familienmitglieder, die sich in der Wache abwechseln. Manchmal läuft leise der Fernseher. Es ist der 8. Januar, der letzte Sonntag nach all den Feiertagen und ein üblicher Sendeplatz für große Kinoepen.Was gerade in Barbaras schläfrigen Zustand vordringt, sind die bekannten Stimmen aus »Der Herr der Ringe«. Schlagartig ist sie hellwach. Sofort ist ihr das Gespräch über Gandalf wieder präsent. Sie beschließt, den Dialog herauszusuchen und mit Nanas Worten, dass sie hierin Trost finden konnte, auf der Beerdigung vorlesen zu lassen. Und wundert sich, warum ausgerechnet während Nanas sanftem Weg aus der Welt dieser Film im Fernsehen ausgestrahlt wird.
    Atmen
    Einige Stunden sind vergangen, seitdem Nana narkotisiert wurde. Sie wird nicht beatmet, nicht künstlich ernährt, sie atmet spontan und regelmäßig von selbst. Das war zu Beginn anders. Nana hat immer wieder längere Atempausen, sodass Silke dachte:

    jetzt geht es schnell. Daher haben Schwester Conny und ich uns zurückgezogen, Conny saß auf der Treppe, und ich bin immer mal wieder kurz
ins Zimmer gegangen. Nach meiner Erfahrung aus der Klinik ist der Moment des Sterbens heilig. Man vermittelt Sicherheit, tritt aber selbst ganz in den Hintergrund. Als Mediziner ist man nicht vonnöten. Die Familie braucht sich, nicht uns. Es war dann so eine heilige Ruhe. Ich war überzeugt, jetzt würde Nana gehen. Doch nach einer halben Stunde war ihre Atmung wieder normal. Damit kehrte so etwas Ähnliches wie Normalität zurück. Jemand sagte: Vielleicht sollten wir mal etwas trinken? Wollen wir nicht mal lüften? Man ging auf die Toilette. Ganz alltägliche Dinge. Das mag merkwürdig klingen, aber vorher hatte ja keiner gewagt, auch nur eine Sekunde aus dem Zimmer zu gehen.«

    Bei Schwester Conny, die das Haus der Familie für einige Stunden verlässt, wird jetzt die Anspannung der vorangegangen Stunden spürbar:

    Während der Nacht habe ich die Situation unter professionellen Aspekten gesehen. Alles war darauf ausgelegt, Nana zu helfen, damit sie keine Schmerzen mehr hat. Erst als ich im Auto saß, ist alles von mir abgefallen. Es war auch für mich ein sehr emotionaler Moment, als Nana kurz vor der Sedierung sagte: ›Conny, ich brauche jetzt meinen Verlobungsring. Der muss dran sein.‹ Nana war in diesem Moment so wahnsinnig stark. Da habe ich nur noch gedacht: ›Conny, reiß dich jetzt zusammen‹, weil mir das so naheging.Als ich vormittags wiederkam, standen mir die Tränen in den Augen. Es hat mich sehr berührt, wie Barbara das geschafft hat und wie auch Axel versuchte, einen Weg zu finden. Wie eigentlich die ganze Familie damit umging. Was für ein wahnsinniger Zusammenhalt da ist!
    Nana werde ich nie vergessen. Es war eine sehr kurze Begleitung, aber sehr intensiv. Ich werde auch Barbara und Axel nie vergessen. Sie sind in meinem Herzen, so wie Nana auch.«

    Nana schläft. Nie wieder wird sie eine Mail, eine Facebook-Privatnachricht, eine SMS beantworten können. Und dennoch werden Nachrichten an ihre
Facebook-Pinnwand gepostet. Gerade von den Menschen, die wissen, wie es in diesem Moment um Nana steht.

    Facebook-Dialog am 9.1.2012:

    Inna Harder an Nana Sixx: Küsschen!
    Barbara um 14:2 I Uhr: Ich geb es ihr. Inna Harder um 14:22: Dankeschön, Barbara. Ich drück euch alle! Ansgar Kuswik um 15:48: Von mir auch eins bitte. Franz von BeverlyEller um 15:58:Von mir auch Bärbel, bitte. Barbara um 16:06: Ich geh jetzt sofort und geb sie ihr alle, versprochen! Franz von Beverly Eller um 16:08:
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