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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand
Autoren: Elfriede Vavrik
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lachend, und ich hoffte schon, dass er mich verstanden hatte.
    Â»Ich hätte gern Schlaftabletten!«, rief ich und wunderte mich selbst über meine Lautstärke.
    Â»Aha, aha, haben Sie es schon mit Baldrian versucht?«
    Damit machte er meine Hoffnung auf den Schlaf einer Toten zunichte.
    Â»Nein. Baldrian! Ich bin doch keine Katze! Ich habe… Wissen Sie… Ich kann nur schlafen, wenn ich mich anfasse, wenn… Sie verstehen?« Endlich war ich es los.
    Â»Aha, aha«, murmelte er wieder und blickte mich über den Rand seiner Brille an.
    Â»Ist das schlimm?«, fragte ich wie ein kleines Mädchen.
    Â»Aber nein, aber nein, das tun sehr viele Damen Ihres Alters! Prächtig, prächtig… Und Sie hätten gern Tabletten?«
    Â»Ja!«
    Â»Frau Vavrik, ich sage Ihnen jetzt etwas. Ich könnte Ihnen so allerlei verschreiben. Aber! Aber es ist nicht gerade gesund. Sind Sie verheiratet?«
    Â»Witwe.«
    Â»Aha, aha. Und was ist mit Geschlechtsverkehr? Das könnte Ihr Problem beheben und wäre wesentlich gesünder.«
    Er hatte leise, aber deutlich gesprochen, jetzt putzte er wieder seine Brille.
    Â»Aber ich bin doch eine Greisin, ich bin achtzig!«, sagte ich fast empört, aber gleichzeitig fühlte ich meine Hände zittern. Ich verschränkte die Finger ineinander. Er lachte. Hinter seinem Schreibtisch wirkte er nun fast wie ein netter Märchenonkel.
    Â»Frau Vavrik, damit wir uns recht verstehen: Ich habe durchaus Erfahrung mit Patientinnen wie Ihnen. Ich möchte Ihnen aber nicht zu nahe treten. Natürlich sind Sie nicht mehr die Jüngste. Aber es gibt Männer, denen sexueller Kontakt mit Damen Ihres Alters gefällt. Haha. Ich gehöre nicht dazu. Aber! Aber wenn Sie sich, nun, fähig fühlen, würde ich Ihnen durchaus empfehlen…«
    Ich ließ ihn nicht ausreden.
    Â»Und wo soll ich bitteschön einen Mann finden?«
    Â»Wir machen es so, Frau Vavrik. Ich verschreibe Ihnen Baldriantropfen. Vor dem Schlafengehen immer fünf. Das ist ganz harmlos, rein pflanzlich. Wir werden sehen. Vielleicht hilftdas. Wenn nicht – die Tabletten laufen uns schon nicht davon, nicht wahr? Aber überlegen Sie es sich mit den Männern. Sie könnten ja eine Kontaktanzeige aufgeben! Gut?«
    Â»Gut«, atmete ich aus.
    Â»Ausgezeichnet. Und nichts übereilen, hat meine Mutter selig immer gesagt«, lachte er väterlich. Dabei reichte er mir das Rezept und gab mir gleichzeitig die Hand.
    Ich nahm das Rezept entgegen, drückte seine Hand und wollte etwas zum Abschied sagen, aber die Stimme blieb mir in der Kehle stecken. Also lächelte ich nur verlegen.

5
    Tags darauf besorgte ich mir die Baldriantropfen. Sie halfen überhaupt nicht. Am Wochenende fühlte ich mich wieder völlig verwahrlost und müde. Es war unausweichlich, dass sich der orangefarbene Schaufelgriff wieder in einen Penis ohne Mann verwandelte. Aber während ich mich selbst zu befriedigen versuchte, kamen mir unangenehme Gedanken. Schon vierzig Jahre lang war kein Mann mehr in mir gewesen. Und noch viel länger war es her, dass mich ein Mann befriedigen konnte. Ich lag im Bett, meine Hand vergaß, den Plastikdildo zu führen. Ich nahm ihn heraus und setzte mich auf den Bettrand. Gedankenverloren steckte ich den Griff in den Mund und kostete meinen eigenen Geschmack. Aber meine Zunge schmeckte etwas anderes. Ich steckte mir das Plastik tiefer in den Mund, bis es nicht mehr ging und ich zu würgen begann. Dann warf ich es fort und ließ mich in die Kissen fallen.
    Ich war nie auffallend hübsch gewesen und hatte mich manchmal sogar hässlich gefunden. In meiner Jugend war ich sehr mager gewesen, Brüste hatte ich keine gehabt und auch keinen Hintern. Mein erster Mann hatte sich nie um mich gekümmert. Mein zweiter Mann war Alkoholiker gewesen. Beide sind schon lange tot.
    Mein erster Mann war ein erbärmlicher Liebhaber, plump, schnell und grob. Wenn mein zweiter Mann mit mir schlief, wurde mir immer schlecht. Er stank nach Alkohol, und er pflegte sich überhaupt nicht. Ich sagte ihm einmal, dass er sich eine Affäre suchen solle, weil ich nicht mehr konnte. Außerdem hatte ichimmer einen Pilz von ihm. Und mir war es schon peinlich, immerfort zum Frauenarzt zu gehen. Was der wohl von mir dachte! Ich kaufte mir selbst Salben, immer in einer anderen Apotheke, damit niemand Verdacht schöpfte. Wenn er auf mir lag und in mir
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