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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand
Autoren: Elfriede Vavrik
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bestimmt nicht alles erreicht in meinem Leben, was ich erreichen wollte. Ich habe auch nicht alles nachgeholt, was ich versäumt habe. Aber ich bin zufrieden geworden.
    Während des vergangenen Jahres dachte ich mir manchmal, wenn mich einer meiner Freunde in den Armen hielt oder wenn mich am Morgen nach einer wilden Nacht mein ganzer Körper schmerzte, dass dies ein Augenblick für einen schönen Tod wäre.
    Ich habe nie besonders große Angst vor dem Tod gehabt, und jetzt fürchte ich mich noch weniger davor. Ich glaube fest daran, dass wir Menschen eine Seele haben und dass diese Seele in unseren Körper eingekehrt ist, um ihn lebendig zu machen. Wenn es den Körper nicht mehr gibt, dann gibt es die Seele noch immer, und deshalb muss sie unsterblich sein.
    Ich glaube, dass es einen Gott gibt und dass er, obwohl es so viel Leid auf der Welt gibt, gut ist. Er verursacht das Leid nicht. Die Erde gehört uns Menschen allein. Wir beugen sie unserem Willen und verantworten, was geschieht.
    Wenn es eine Seele gibt und einen Gott, dann gibt es auch ein Leben nach dem Tod. Ich komme darauf, wenn ich logisch nachdenke, und ich komme auch darauf, wenn ich nur in mich hineinhöre. Ich bin schon achtzig Jahre alt, aber ich bin noch so unfertig, da gibt es noch so viele Erfahrungen, die ich zu machen habe, Dinge, die ich lernen und verstehen muss, dass ich einfach weiß: Die Zeit auf Erden, die ich dafür brauchen würde, bleibt mir auf keinen Fall. Deshalb weiß ich, dass es irgendwo anders weitergehen wird.
    Ich weiß nicht, ob wir im Himmel noch Liebe machen, oder ob dann nur noch alles auf einer geistigen Ebene stattfindet. Wie immer es sein wird, ich hoffe, dass im Leben nach dem Tod jeder die Chance bekommt, glücklich zu werden. Auch die Kinder, die viel zu früh gestorben, und die Menschen, die ihr Leben lang unterdrückt worden sind.
    Ich fände es schön, wenn das Leben nach dem Tod eines wäre, in dem sich jedem alle die Wünsche erfüllen, die keinem anderen schaden. Ein Leben, das zwar so irdisch wie möglich ist, aber ohne Schmerz, Gewalt, Krankheiten und Rücksichtslosigkeit.
    Ich wäre nach meinem Tod gerne wieder jung und würde gerne noch einmal heiraten. Es ist mir egal, wie Gott es inszeniert, ob ich als Gleichaltrige mit Gerald zusammen bin oder mit meinem zweiten Mann, der dann kein brutaler Säufer mehr ist, sondern aufmerksam und liebevoll.
    Ich bin mit meinem Leben nicht unzufrieden. Immerhin habe ich meine Kinder. Und jetzt habe ich auch noch meine drei Liebhaber. Aber ich weiß, dass ein Leben reicher sein kann, als es das meine gewesen ist. Ich weiß natürlich auch, dass esMenschen gibt, die es um einiges schwerer hatten. Gott will bestimmt, dass jeder einmal ein reiches und glückliches Leben kennenlernt.
    Normalerweise gehe ich nicht in die Kirche. Aber heute habe ich nach mehr als einem Jahr wieder Lust dazu. Ich will mir wieder dieses Bild ansehen, auf dem das Volk Israel der Sklaverei entkommt.
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