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Nachtwandler (German Edition)

Nachtwandler (German Edition)

Titel: Nachtwandler (German Edition)
Autoren: Jule Becker
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Felix Mund, entlädt sich meine Erregung in der Hose, ohne dass Felix mich auch nur ein einziges Mal angefasst hätte. Mit wild klopfendem Herzen vergrabe ich das Gesicht in Felix Halsbeuge. Am liebsten würde ich vor Scham im Erdboden versinken.
    „Sag jetzt nichts, bitte“, flehe ich.
    Einige Momente ist er tatsächlich still, doch dann kann er sich ein liebevolles: „Ich nehme das mal als Kompliment“, nicht verkneifen.
    „Ganz toll“, murmle ich an seiner Haut. Ich traue mich nicht aufzusehen. Im Moment könnte ich es einfach nicht ertragen ihm dabei zuzusehen, wie er mich auslacht.
    „Leo“, flüstert er. Eine Hand streicht mir über den Kopf. „Sieh mich an.“ Ich ringe mit mir, doch irgendwann blicke ich ihm ins Gesicht. Erleichtert erkenne ich, dass keinerlei Spott in seinen Augen liegt. „Als ich noch ein Kind war, habe ich viel Zeit bei meiner Großmutter verbracht“, beginnt er. „Meine Eltern waren beide arbeiten und mein Bruder war einfach schon zu groß, um ständig Babysitter für mich zu spielen. Wahrscheinlich stehe ich meiner Oma deswegen so nahe“, überlegt er. „Wie auch immer, als ich jedenfalls noch klein war, hat sie ein Spiel mit mir gespielt: wir nannten es ‚schöne Augenblicke sammeln‘. Sie hat mir eine Holzkiste geschenkt … so eine mit Deckel, den man einschieben kann. Und jedes Mal, wenn ich einen besonders schönen Moment erlebt habe, habe ich ihn aufgeschrieben und anschließend in diese Kiste gesteckt. Auch auf die Gefahr hin, dass du mich auslachst, aber ich habe diese Kiste immer noch. Und dieser Augenblick eben, in dem du mich geküsst und alles andere um dich herum vergessen hast, ist so besonders und wertvoll für mich, dass ich ihn für immer in meiner Holzkiste aufbewahren werde.“

Epilog – Felix

    „Pütz, jetzt pass verdammt nochmal auf. Wenn du nicht bei der Sache bist, dann soll Mayer für dich ins Netz“, zischt mir Fred entgegen. Durch meine Unachtsamkeit hat die gegnerische Mannschaft den Ausgleich geschafft, in der 81. Minute! Fred und auch die anderen sind alles andere als begeistert und das völlig zu Recht!
    Ich wusste von vornherein, dass es ein Fehler sein würde, Leo mit zu dem Spiel zu nehmen. Er lenkt mich einfach zu sehr ab! Dabei habe ich ihm schon verboten, in der Nähe des Tores zu stehen. Viel genützt hat es dennoch nicht. Mein Blick wandert trotzdem immer wieder zu ihm. Er hat etwas indianerhaftes an sich, mit diesen langen, rabenschwarzen Haaren, die ihm heute offen auf die Schulter fallen. Zudem steckt er in einer schwarzen Motorradhose, die hauteng seine langen Beine umschließt. Die Lederjacke liegt neben ihm auf einem Rucksack, zusammen mit unseren Helmen. Er hätte eine ‚Überraschung‘ für mich, hat er vorhin noch kryptisch gemeint, bevor wir los sind zum Spiel. Seinetwegen verschenke ich gerade den Sieg für meine Mannschaft. Manni schoss bereits in der 9. Minute das Führungstor. Das zweite fiel in der 25. Minute … alles sah wunderbar aus, bis ich angefangen habe zu patzen. Das erste Gegentor war ein Freistoß, noch nicht einmal besonders gut geschossen, die zweite Halbzeit lief gerade einmal drei Minuten. Der Ball ging in die linke untere Ecke, unter normalen Umständen hätte ich den locker gehalten. Aber seit ich mit Leo zusammen bin, ist irgendwie überhaupt nichts mehr normal.
    Und nun der Ausgleichstreffer. Wieder ein Ball, der mehr geschoben als geschossen wurde. Ich schüttle einmal Arme und Beine aus, tripple danach auf einer Stelle und versuche Leo komplett auszublenden.
    Dann, in der 85. Minute, schießt einer meiner Jungs ein weiteres Tor. Der Jubel fällt jedoch eher verhalten aus, denn der Gegner macht so viel Druck, dass die restlichen viereinhalb Minuten mir vorkommen wie Stunden.
    Noch eine Minute zu spielen. Ein Stürmer der gegnerischen Mannschaft kommt durch einen geschickten Konter schnell auf mein Tor zu. Ich stehe mit gespreizten Beinen und gebeugten Knien bereit und versuche abzuschätzen, wohin der Ball gehen wird. Der Spieler blickt sich um, sieht einen Mannschaftskollegen in meinem Strafraum stehen und spielt ihn an. Doch noch bevor der Pass beim anderen Spieler ankommt, wirft sich Fred mit gegrätschten Beinen in die Fersen des Gegners. Der Stürmer stürzt und der Schiri pfeift. Fred sieht Gelb-Rot und der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter. Mir bricht der kalte Schweiß aus. Ich bin normalerweise wirklich kein schlechter Torhüter, aber heute geht irgendwie alles daneben. Ganz
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