Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts

Nachts

Titel: Nachts
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Delevans nicht vorwerfen, ohne sich verrückt anzuhören. Nachdem er das Gebiet um den Hackstock gesäubert hatte, ging er wieder ins Haus, schloß seine >spezielle< Schublade auf und verstaute die braune Tüte darin. Er schloß die Schublade wieder ab und verstaute die Schlüssel in der Tasche. Das war somit in Ordnung. Er wußte auch über Durchsuchungsbefehle Bescheid. Eher würde es in der Hölle schneien, bevor die Delevans Pangborn dazu brachten, beim Bezirksgericht einen zu beantragen. Und selbst wenn er verrückt genug war, es zu versuchen, die Überreste der verfluchten Kamera wären fort für immer, bevor sie den Trick durchziehen konnten.
    Wenn er jetzt gleich versuchte, die Trümmer wegzuschaffen, war das sicher gefährlicher, als sie vorerst in der Schublade zu verstauen. Die Delevans würden wiederkommen und ihn auf frischer Tat ertappen.
    Lieber warten.
    Denn sie würden zurückkommen.
    Pop Merrill wußte das so sicher wie seinen eigenen Namen.
    Später vielleicht, wenn diese Albernheiten und Torheiten vorbei waren, konnte er zu dem Jungen gehen und sagen: Ja, stimmt. Ich habe all das getan, was du vermutest. Warum lassen wir jetzt nicht alles auf sich beruhen und tun wieder so, als würden wir uns nicht kennen einverstanden ? Wir können es uns leisten, so zu tun. Das verstehst du vielleicht nicht, jedenfalls nicht gleich, aber wir können es. Denn, weißt du — du wolltest sie vernichten, weil du sie für gefährlich gehalten hast, und ich wollte sie verkaufen, weil ich sie für wertvoll gehalten habe. Wie sich herausgestellt hat, hast du recht und ich unrecht gehabt, das ist deine Rache, mehr brauchst du nicht. Wenn du mich besser kennen würdest, wüßtest du, warum es gibt nicht viele Männer in der Stadt, die mich je so etwas haben sagen hören. Es steckt tief in mir drinnen, will ich damit sagen, aber das spielt keine Rolle; wenn ich mich ine, halte ich mich gern für so groß, daß ich auch dazu stehen kann, wie schlimm es auch weh tun mag. Letztendlich, Junge, habe ich gemacht, was du von vorneherein machen wolltest. Wir haben alle am selben Tau gezogen, will ich damit sagen, und ich denke, wir sollten das Vergangene vergessen sein lassen. Ich weiß, was du von mir denkst, und ich weiß, was ich von dir denke, und keiner von uns beiden würde je dafür stimmen, daß der andere Grand Marshai bei der Parade am 4. Juli wird, aber das macht nichts; damit können wir leben, oder nicht? Ich will damit nur folgendes sagen: Wir sind beide froh, daß diese verdammte Kamera kaputt ist, also sind wir quitt und können uns in Ruhe lassen.
    Aber das war für später, und selbst dann nur vielleicht. Momentan würde es nichts nützen, soviel stand fest. Sie brauchten Zeit, um sich wieder abzukühlen. Momentan würden ihm beide am liebsten ein großes Stück aus dem Arsch beißen wie (der Hund auf dem Bild)
    wie nun, egal. Wichtig war, hier unten zu sein und unschuldig wie ein Baby auszusehen, wenn sie zurückkamen.
    Denn sie würden zurückkommen.
    Aber das machte nichts. Es machte nichts, weil
    »Weil alles unter Kontrolle ist«, flüsterte Pop. »Das wollte ich damit sagen.«
    Nun ging er zur Tür und drehte das Schild von GESCHLOSSEN
    auf OFFEN (und drehte es sofort wieder auf GESCHLOSSEN, doch das bekam Pop nicht mit und sollte sich später auch nicht daran erinnern). Na gut, der Anfang war gemacht. Was kam als nächstes? Es mußte wie ein ganz normaler Tag aussehen, nicht mehr und nicht weniger. Er mußte ganz Überraschung und WovonindreiTeufelsNamenredetihrda sein, wenn sie hereinplatzten und aus den Kragen dampften und bereit waren, für etwas zu sterben, das schon so tot wie Schafkacke war.
    Also was war das Normalste, wobei sie ihn überraschen konnten, wenn sie mit oder ohne Sheriff Pangborn hereinkamen?
    Pops Blick fiel auf die nette Kuckucksuhr, die am Balken neben dem hübschen Schreibtisch hing, den er vor einem Monat oder sechs Wochen bei einer Zwangsversteigerung in Sebago bekom men hatte. Keine besonders teuere Kuckucksuhr, wahrscheinlich ursprünglich von einem armen Teufel, der versuchte, wohlhabend zu sein, mit Tauschmarken erstanden worden (Menschen, die nur versuchen konnten, wohlhabend zu sein, waren in Pops Einschätzung arme Seelen, die in einem konstanten und vagen Zustand der Enttäuschung durchs Leben gingen). Trotzdem, wenn er sie so hinbekam, daß sie wenigstens wieder lief, konnte er sie vielleicht einem der Skifahrer andrehen, die in ein oder zwei Monaten kommen würden;
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher