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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Gabriela Gwisdek
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Beifahrertür auf. »Bitte schön!«, sagte er freundlich und machte eine einladende Handbewegung.
    »Das sind knapp dreißig Kilometer!«, fügte Alexandra hinzu. »Ich kann unmöglich von Ihnen verlangen, dass Sie mich …«
    Weiter kam sie nicht, denn Herr Beyer schob sie kurzerhand auf den Beifahrersitz und knallte die Tür hinter ihr zu. Dann lief er kopfschüttelnd um die Kühlerhaube und öffnete die Fahrertür.
    »Nu machen Se sich mal keine Sorgen, ob Se was verlangen können oder nicht. Natürlich können Se das von niemandem verlangen. Das tun Se doch auch nicht, ich überrede Sie dazu!« Er schwang sich auf den Sitz, als wäre er zwanzig, grinste noch einmal und startete den Wagen. »Also Lunow! In Ordnung. Halbe Stunde.«
    »Na ja, das Haus steht nicht in Lunow, sondern irgendwo zwischen Oderberg-Neuendorf und einem Kieswerk.«
    »Irgendwo ist eine sehr vage Beschreibung«, brummelte Herr Beyer. »Geht es vielleicht ein bisschen genauer?«
    Gerade bog er in rasantem Tempo in die Hauptstraße ein. Alexandra bezweifelte plötzlich, dass es richtig gewesen war, in das Auto eines wildfremden alten Mannes mit Rennfahrerambitionen einzusteigen.
    »Früher war es mal ein Bahnhof. Kann aber auch sein, dass ich da völlig falschliege«, murmelte sie und warf ihm einen unsicheren Blick zu.
    »Hab davon gehört. Finden wir schon!«, antwortete er und grinste wieder.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Alexandra suchte das Innere der Fahrerkabine nach einem Hinweis auf eine Familie ab. Aber da war nichts, kein Foto von Kindern oder einerEhefrau. Der alte Mann schien ihr mit einem Mal nicht geheuer.
    »Warum tun Sie das?«, wollte Alexandra das Gespräch wieder in Gang bringen, solange sie sich noch innerhalb der Stadtgrenzen befanden.
    »Was?«
    »Fremde Personen am Bahnhof einsammeln und von A nach B bringen.«
    »Weil ich sonst nichts zu tun hab«, brummte er und bekam dabei einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. »Aber nicht jeden. Nur solche wie Sie.«
    Er schaute kurz zu ihr, verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln und sah dann wieder geradeaus.
    »Sie meinen … Frauen?«, fragte Alexandra und hoffte dabei inständig, seine Antwort wäre ein Nein.
    Er nickte. »Ja, nur junge Frauen.«
    Alexandra hatte genug gehört. »Können Sie bitte anhalten!«
    Zu ihrem Erstaunen nickte er und fuhr an den Straßenrand. Ängstlich tastete sie die Tür nach einem Hebel ab, fand aber nichts, womit sie hätte öffnen können.
    »Wie geht die auf, verdammt noch mal!«
    »Von außen«, antwortete er ruhig.
    Alexandra geriet immer mehr in Panik. »Dann öffnen Sie sie! Ich möchte aussteigen!«
    Um ihn einzuschüchtern, hatte sie ihrer Stimme Nachdruck verliehen. Vollkommen unbeeindruckt schaltete er den Motor ab und drehte sich zu ihr.
    »Hören Sie, ich weiß, was Sie denken … Aber so ist es nicht. Sie brauchen keine Angst zu haben. Nicht vor mir!«
    »Warum sollte ich Ihnen das glauben?«
    Er lächelte nachsichtig und beugte sich dann langsam zu ihr hinüber. Außer sich vor Schreck stieß sie ihn mit voller Wucht zurück, so dass er hart gegen das Lenkrad prallte. Der alte Mann verzog für einen Moment schmerzhaft das Gesicht,lehnte sich dann ruhig zurück und zeigte auf das Handschuhfach. »Öffnen Sie das Fach!«, sagte er leise. Alexandra blieb keine Wahl, sie kam eh nicht aus dem Wagen. Vorsichtig drückte sie den Knopf des Faches, das daraufhin mit einem lauten Klicken aufsprang. Ein Stapel Fotos fiel vor ihre Füße. Bevor sich der Mann erneut zu ihr hinüberbeugen konnte, griff sie nach unten und sammelte sie hastig ein. Auf den ersten Blick konnte sie erkennen, dass sich auf allen Fotos dieselbe Frau befand.
    »Letzten Dienstag wäre Michaela fünfunddreißig geworden.« Er nahm ihr den Stapel aus der Hand, strich vorsichtig den Schmutz vom obersten Bild und ließ die Fotos in seinen Schoß sinken. »Ist jetzt sieben Wochen her. Die Polizei fand ihre Leiche in der Oder, auf polnischer Seite.« Augenblicklich brach er in heftiges Weinen aus. »Sie hatte kein … kein Gesicht mehr!«, schluchzte er und heftete seinen Blick starr auf die Bilder. Es vergingen einige Sekunden, in denen Alexandra nicht wagte, sich zu rühren. »Ihr Mörder läuft noch immer frei herrum«, fügte er leise hinzu. Mit einem Mal tat er ihr unendlich leid. Vorsichtig näherte sich ihre Hand der seinen, doch bevor sie ihn berühren konnte, setzte er sich kerzengerade auf und wischte sich heftig mit der Hand übers Gesicht.
    »Deshalb fahr
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