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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Gabriela Gwisdek
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Taschenlampe auf die Eingangstür gerichtet, und lauschte angestrengt. Sie meinte, ein Geräusch aus dem Inneren des Hauses wahrgenommen zu haben, als der Lastwagen wendete. Es hatte sich wie das Zuschlagen einer Tür angehört. Nun, da der Motorenlärm verstummt war, wartete sie darauf, dass es sich wiederholte, aber nichts rührte sich. Im Haus herrschte Totenstille. Alexandra holte tief Luft und schritt mit kerzengeradem Rücken auf den Eingang zu. Sie hatte mit dem Vermieter vereinbart, dass der Schlüssel unter einem Blumentopf rechts der Tür hinterlegt sein sollte. Von Blumen war allerdings weit und breit nichts zu sehen. So leuchtete sie zentimeterweise das Gerümpel im Eingangsbereich ab, bis sie glaubte, einen Blumentopf zu erkennen. Es war eher das Fragment eines Topfes, angefüllt mit Sand oder Ähnlichem und voller ausgedrückter Zigarettenstummel. Vorsichtig hob sie den Topf ein wenig an und griff mit der Hand darunter. Tatsächlich, in der weichen Erde fühlte sie einen einzelnen Schlüssel.
    »Heben Sie die Tür etwas hoch, wenn Sie aufschließen, sonst funktioniert das Schloss nicht«, erinnerte sie sich an die Worte des Besitzers. Sie tat, wie ihr geheißen wurde, und sperrte die quietschende Tür auf. Feuchte Kühle schlug ihr entgegen. Alexandra klemmte sich die Stablampe unter den Arm, nahm den Baseballschläger in die rechte Hand und tastete mit der linken die Wand nach einem Lichtschalter ab.
    »Ich muss doch wahnsinnig sein!«, murmelte sie leise, während sie sich Schritt für Schritt in das Hausinnere bewegte. Endlich, sie hatte bereits eine erste Zimmertür erreicht, fand sie einen Schalter und betätigte ihn. Das Licht einer etwas absonderlichen Hängelampe erhellte den Flur. Bei genauerem Betrachten stellte sie fest, dass es kein außergewöhnliches Design, sondern eine bis zur Hälfte mit Motten gefüllte Glaskugel war.
    Ja, sie war wahnsinnig! Alexandra hatte zwar ein altes Haus erwartet, aber dass die Einrichtung ebenso alt sein würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Der schmale Flur war bis zur Decke angefüllt mit unzähligen alten Stühlen, kleinen und großen Schränken, Blumentöpfen mit verdorrtem Inhalt, hässlichen Stehlampen, Kisten und Kartons. Der schmale Gang in der Mitte ließ einer schlanken Person gerade noch genug Platz, um mit eng an den Körper angelegten Armen zu laufen. Auf allen Möbeln lagerten zudem noch undefinierbarer Kram und eine zentimeterdicke Schicht Staub. Zwei durchgebissene Hundeleinen baumelten an einem in die Wand eingelassenen eisernen Ring.
    Augenscheinlich waren sämtliche Abbildungen vom Inneren des Hauses an einem anderen Ort gemacht worden, denn nur von außen entsprachen die Internetfotos der Realität. Alexandra spürte Wut in sich aufsteigen, aber für diese Misere konnte sie niemanden verantwortlich machen außer sich selbst. Dabei hätte sie noch vor kurzem jeden, der ohne Vorbesichtigung eine Wohnung mietete, für leichtsinnig, wennnicht gar verrückt erklärt, nun war sie selbst ein Opfer der Gutgläubigkeit geworden.
    »Mein Gott«, dachte sie zähneknirschend, »ich bin jetzt dreißig. Wann werde ich endlich kapieren, dass es auch Gauner auf dieser Welt gibt?«
    Desillusioniert und verärgert, was den Umzug im Ganzen betraf, öffnete sie eine der Zimmertüren und knipste das Licht an. Schlagartig tat sie Abbitte beim Vermieter. Ein frisch gestrichener leerer Raum, auf dessen Fensterbrett eine vertrocknete rote Rose in einer zierlichen Vase stand. Daneben lag ein weißer Briefumschlag. Alexandra lehnte den Baseballschläger an die Wand und öffnete neugierig den Brief.
    »Herzlich willkommen!«, stand in leicht krakeliger Schrift auf einem DIN-A4-Blatt, sonst nichts. Mit plötzlich aufkommender Euphorie rannte sie aus dem Zimmer und öffnete zwei weitere Türen des Untergeschosses. Auch diese beiden Räume waren leer und frisch renoviert. Erleichtert atmete sie auf. Zwar hatte der Vermieter die alten Möbel nur in den Flur gestellt und sich nicht die Mühe gemacht, den Kram zu entsorgen, aber das war selbst von einer einzelnen Person schnell zu bewerkstelligen. Gleich am nächsten Morgen würde sie damit beginnen. Jetzt aber war es dringend notwendig, die Luftmatratze aus den Untiefen ihrer Umzugskisten hervorzuholen, wenn sie nicht auf dem blanken Fußboden übernachten wollte. Sie legte die Stablampe auf einem ausrangierten Kühlschrank vor dem Haus ab und richtete sie so aus, dass der Strahl die Umgebung bis zum Kistenstapel
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