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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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sehen«, informierte Ritter die kleine Runde.
    »Wie lief’s mit dem Jungen?«, wollte Judith Brunner von Walter Dreyer wissen. Sie hatte die Neuankömmlinge aus Gardelegen bereits so weit ins Bild gesetzt, dass die seinem Bericht gut folgen konnten.
    »Tommy ist immer noch etwas verstört, das ist doch klar. Ihm tut der Hund leid. Außerdem hat er ein schlechtes Gewissen. Ihm war bewusst, dass er diesen Weg hier eigentlich hätte gar nicht benutzen dürfen. Aber einige Bengel aus dem Dorf machen sich wohl öfter einen Spaß daraus, bei der alten Zabel an der Tür zu klingeln und dann wegzurennen. Zu spät zum Essen kam er auch noch. Es ging ihm jedoch sichtlich besser, nachdem ich den Eltern von seiner Entdeckung berichtet hatte, seine Umsicht besonders lobte und er merkte, dass er ohne Fernsehverbot davonkommen würde. Seine jüngeren Schwestern, die mit ihren Puddingschüsseln raus geschickt wurden, hatten an der Zimmertür gelauscht und schienen ganz erpicht darauf, alle grausigen Details von ihrem Bruder zu erfahren. Die Familie macht heute Nachmittag einen Ausflug. Das wird den Jungen ablenken ... Er hat mir erzählt, er war bis um elf beim Fußballtraining im Gutspark und wollte dann durch den Pfarrgarten nach Hause gehen. Also, selbst wenn er gebummelt hat, war er spätestens zehn nach elf hier, hat den Hund entdeckt und ist zu meinem Büro gelaufen.«
    Judith Brunner warf ein: »Das kommt ungefähr hin. Es war höchstens viertel zwölf, als er mich ansprach.«
    »Wahrscheinlich wussten noch mehr Leute, dass die alte Zabel zurzeit nicht zu Hause ist. Da haben sicher einige die Abkürzung über ihr Grundstück genommen. Ich gehe nachher gleich noch mal zum Neubaublock zurück. Vielleicht ist heute Morgen schon jemandem was aufgefallen? Lange kann das Tier ja noch nicht hier liegen.«
    Dr. Renz stimmte Walter Dreyers Schlussfolgerung zu: »Der Kadaver ist gut erhalten, nichts scheint angefressen zu sein. Die Körperteile liegen bestimmt noch so da, wie sie gefunden werden sollten. Kopf und Körper haben einiges an Gewicht aufzuweisen. Das verschleppt so leicht kein Aasfresser. Es ist eine junge, kräftige Hündin gewesen. Ein ganz normaler Schäferhund, reinrassig, würde ich sagen.« Dr. Renz hielt kurz inne, bevor er sich an Judith Brunner wandte: »Gibt es für diese Fälle mit Tieren eigentlich auch die Bezeichnung ›Tatort‹? Den müssen Sie nämlich noch finden. Hier ist kaum Blut. Die Verstümmelungen sind woanders vorgenommen worden.«
    Ritter fragte, wie nebenbei: »Und ihr seid sicher, dass die Bewohnerin des Hauses verreist und bei ihrem Sohn ist? Ich meine, gerührt hat sich da drin nichts, doch was wäre, wenn sie da irgendwo liegt und ebenfalls ...«, deutete er vage an.
    »Oh Mann! Du kommst vielleicht auf Ideen!« Dreyer unterbrach seinen Freund ruppig, doch jagte dessen Gedanke ihm einen ziemlichen Schrecken ein. »Ich bin in ein paar Minuten zurück. Dann weiß ich, ob es ihr gut geht.« Eilig lief er los, darauf hoffend, dass Lucie Merker, die Postfrau, mit ihrer heutigen Runde durch das Dorf schon fertig war und er sie zu Hause antraf. Ihrem Mann gehörte die »Altmärkische Schweiz«, ein beliebter Landgasthof mit traditioneller Küche. Dessen Räumlichkeiten nahmen den größten Teil des Erdgeschosses in dem hübschen Landhaus ein, doch auch der Waldauer Postschalter hatte hier sein Domizil gefunden. Im Obergeschoss wohnten die Merkers. Beide waren im Ort beliebt. Die Kombination von Post und Kneipe war für alle Seiten vorteilhaft, denn wer außerhalb der Schalterstunden etwas abholen oder einliefern wollte, konnte den Wirt um den entsprechenden Gefallen bitten, und beim somit unvermeidlichen Betreten des Gastraumes wurde die Gelegenheit meist für ein schnelles Bier oder einen kleinen Happen genutzt.
    Judith Brunner wandte sich an den Rechtsmediziner: »Ich brauche eine Obduktion. Todesursache, Werkzeugspuren, eigentlich dasselbe, wie bei einem menschlichen Leichnam.«
    Dr. Renz nickte. »Verständlich. Doch in diesem Falle muss ich passen. Hier muss ein anderer Fachmann ran. Ein Veterinärmediziner. Im Krankenhaus in Gardelegen könnte ich das sowieso nicht machen. Ich möchte meine guten Beziehungen dahin nicht aufs Spiel setzen, indem ich anfange, nun auch noch Tiere zu untersuchen. Man nennt eine Sektion bei Tieren übrigens Nekropsie. So etwas ist nicht Teil meiner Forschungsvereinbarung ... Was nicht heißen soll, dass mich dieser Fall nicht interessiert – im Gegenteil. Frau
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