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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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Haustür gestemmt worden waren, doch mehr Mühe wurde kaum noch aufgewendet. Schade.
    Ein paar gelungene Aufnahmen würde sie auf jeden Fall mit nach Hause nehmen. Laura beendete ihre Rast. Besser, sie machte sich bald auf den Rückweg. Ihre Hand schmerzte irgendwie stärker und der Film war sowieso gleich voll. Nur diese eine Inschrift wollte sie unbedingt noch festhalten: »Alles ist an Gottes Segen und an seiner Gnad gelegen, über alles Geld und Gut. Wer auf Gott sein Hoffnung setztet, der behält ganz unverletzet einen freyen Heldenmuth. Der mich hat bisher ernähret, und so manches Gut beschehret, ist und bleibet ewig mein. Der mich wunderlich gefuhret, und noch leitet und Regieret, wird forthin mein Helfer seyn. Viel bemühen sich um Sachen, die nur Sorg und Unruh machen, und ganz unbeständig sind. Ich will aber darnach ringen, was die Seelenruh kann bringen, die man itzt gar selten find’t. Hoffnung kann …« Hier endete die Hauswand leider. Früher wird das Haus noch länger gewesen sein. Doch gerade den letzten Teil der Inschrift ab »Viel bemühen« fand Laura ausnehmend gut.
     
 
    ~ 3 ~
     
Walter Dreyer gefiel überhaupt nicht, wie lange Judith Brunner nahezu regungslos vor dem Zabel’schen Hauseingang stand. Warum bewegte sie sich nicht? Was war dort los?
    »Sie hat sicher große Angst«, erklärte ihm Tommy leise, fast schon wieder wimmernd.
    Das reichte. Er beugte sich zu dem Jungen und sah ihm in die Augen. »Lauf zurück in mein Haus und warte dort auf mich. Die Tür ist offen. Du kannst im Garten ein paar Stachelbeeren naschen, wenn du willst. Der Katze darfst du auch einen Schluck Milch geben, bestimmt möchte sie das. Die Milchflasche findest du im Kühlschrank in der Küche. Ich komme dann zu dir, so schnell ich kann.«
    Tommy musste nicht weiter überredet werden und flitzte davon.
    Fast im Laufschritt hastete Walter Dreyer zu seiner Nachbarin, die nicht nur seine Vorgesetzte war – sie leitete die Polizei-Kreisdienststelle in Gardelegen –, sondern, was ihn viel mehr bewegte, auch seine Geliebte – obwohl dieser Begriff nicht annähernd das traf, was sie beide verband. Ihr dienstliches Verhältnis führte dazu, dass sie ihre private Beziehung als Geheimnis hüteten. Damit schienen sie bisher auch recht erfolgreich zu sein. Zumindest hatte es in den mehr als zwei Jahren ihrer Liebe keinerlei Anzeichen für irgendeine Enthüllung gegeben. Vielleicht traute es ihm aber auch niemand im Dorf zu, dass er diese attraktive und fast zwanzig Jahre jüngere Frau glücklich machen konnte.
    Als Walter neben Judith trat und sah, was dem Tier angetan worden war, versteifte sich sein ganzer Körper. Er schluckte erst einmal, dann brach es aus ihm heraus: »Meine Güte! Was ist das denn!?«
    Judith ging geschmeidig in die Hocke und hielt ihren Blick weiter auf das Tier gerichtet.
    Walter versuchte, eine Erklärung für das zu finden, was auf dem Trittstein lag. »Das sieht mir nach einer Botschaft aus. Und zwar ziemlich deutlich.«
    Judith erhob sich wieder. »Ist die alte Frau zu Hause? Weißt du das?« Sie wollte nicht über den toten Hund steigen und an die Tür klopfen. Daher wandte sie sich einem der großen Fenster neben dem Hauseingang zu, legte die Hände an die Schläfen und spähte hinein.
    Walter schüttelte den Kopf. »Da kann eigentlich niemand im Haus sein. Waltraud Zabel besucht seit ein paar Wochen einen ihrer Söhne. Wer weiß, ob die überhaupt noch einmal wieder kommt. Ich weiß das von Lucie Merker, die die Post für sie sammelt und ihr dann wöchentlich hinterherschickt.«
    »Ob das hier für sie bestimmt war?« Judiths Gedanken überschlugen sich.
    »Die alte Zabel hatte keinen Hund«, gab Walter zu bedenken.
    »Ich weiß«, bemerkte Judith sinnierend. »Ich denke eher an die Münzen. Und an den Schwanz im Bauch. Den Kopf am Hinterteil. Das sind ja mindestens drei Botschaften.«
    »Geld. Sex. Verachtung.« Walter gab recht überzeugt wieder, was ihm sofort in den Sinn gekommen war.
    Sie warfen sich einen langen Blick zu, wortlos übereinstimmend, dass sie beide das gleiche ungute Gefühl hatten. Als erfahrene Polizisten wussten sie, dass Tierquälerei und Tierverstümmelungen, noch dazu mit diesem eindeutig sexuellen Bezug, auf schwere Sexualstraftaten hindeuten konnten.
    Judith atmete tief durch. »Rufst du bitte in Gardelegen an und erklärst die Situation? Ich benötige wenigstens Ritter. Wie du ihn privat erreichst, weißt du ja. Versuche bitte auch, Dr. Renz zu informieren.
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