Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Lisa Hendrix
Vom Netzwerk:
kräftig zu schrubben, bevor sie wieder zu Gunnar hinübereilte. Sie wuchtete ihn auf den Rücken und hielt den frisch gesäuberten Stier mit beiden Händen an seine Brust. »Ich liebe dich, Gunnar der Rote, obwohl ich weiß, was du bist.«
    Sein Rücken spannte sich wie ein Bogen, krümmte sich nahezu in zwei Hälfen, mit derart angespannten Muskeln, dass sie fürchtete, seine Wirbelsäule würde zerbrechen. Ein Zucken ging durch seinen Körper, ließ ihn sich winden wie ein Irrer bei einem Anfall von Wahnsinn. Eleanor verstand: Cwen, wo auch immer sie sein mochte, versuchte mit aller Macht, dem Geschehen entgegenzuwirken. So bot Eleanor selbst ihre gesamte Kraft auf und presste das Amulett auf Gunnars Haut. »Ich liebe dich aufrichtig. Ich werde sie nicht gewinnen lassen.«
    Schmerz schoss ihr durch beide Arme und riss sie zurück. Geisterhafte, dunkle Rauchschwaden entströmten Gunnars Körper, wirbelten im Mondlicht, verschmolzen, formten einen Stier, der um Gunnar anschwoll und sich in die Luft erhob. Das Tier warf den Kopf in den Nacken, und Stier und Mann brüllten gemeinsam vor Pein, ein lang anhaltender Klagelaut, der lauter und lauter wurde. Dann war der Stier verschwunden und hinterließ nichts als Stille und den Schimmer eines dunklen Nebels. Und Gunnar, schlaff und reglos.
    Ihre Arme waren taub, konnten sie nicht tragen, und so kroch Eleanor nur auf den Knien zu ihm hinüber. »Gunnar. Gunnar, bitte wach auf!«
    Langsam, ganz langsam schlug Gunnar die Augen auf. Er lag da und starrte zum Mond hinauf, der hell über ihnen am Himmel stand. »Er ist weg.«
    »Bist du sicher?«, fragte Torvald.
    Gunnar horchte tief in sich hinein, versuchte, irgendeine Spur vom Geist des Stiers zu finden, doch da war nichts außer einer seltsamen, wunderbaren Leere, dort, wo ihn das Tier verlassen hatte. Fassungslos flüsterte er abermals: »Weg. Ich bin frei.«
    Regen, sommerlich warm, fiel auf seine Brust. Er wandte den Kopf in die Richtung des leisen Tropfens und sah, dass es nicht Regen war, sondern Tränen.
    »Nicht weinen, meine süße Lady. Du hast mich gerettet.« Er streckte die Arme aus, und Eleanor kam näher, rollte sich schluchzend auf seiner Brust zusammen. »Nicht weinen, mein Liebes.«
    »Ich kann weinen, wann immer ich will«, flüsterte sie, während Torvald schweigend Eleanors Gewand holte und ihre nackten Körper damit bedeckte. »Es sind Freudentränen.«
    So lagen sie noch immer eng umschlungen – Torvald über ihnen stehend wie ein Schutzengel –, als Brand zurückkehrte. Mit einem Blick auf die beiden begann er, ihre restliche Kleidung aufzuheben.
    »Ich wünschte, ich könnte euch in Ruhe lassen, aber es geht nicht.« Er ließ die Kleidung neben ihren Köpfen auf den Boden fallen. »Zieht euch an. Ich kann Cwen nicht finden. Wir können hier nicht länger bleiben.«

    Beim ersten Tageslicht standen sie reisefertig mit gepackten Sachen am Rand des Tales. Sie warteten auf den Sonnenaufgang und die Umwandlung der Gefährten, um gemeinsam aufzubrechen. Wie auf der Reise nach Burwash würden nur Ari und Torvald mit Gunnar reisen, weil sie sich am einfachsten unter Menschen und Tieren verstecken konnten.
    Aber einen Unterschied würde es dieses Mal geben. Das hoffte Gunnar zumindest. Je näher der Sonnenaufgang rückte, desto mehr wuchs seine Unruhe, bis er schließlich das Gefühl hatte, ein ganzer Bienenstaat hätte sich in seinem Bauch niedergelassen. Wenn er hier seine Gestalt wechselte, gleich …
    »Ich sollte mich von ihr fernhalten, sicherheitshalber«, murmelte er auf Nordisch.
    »Um zu verpassen, wie die Sonne aufgeht und sich in den Augen deiner Frau spiegelt, zum ersten Mal seit sechshundert Jahren? Wenn du das fertigbringst, verfügst du über einiges mehr an Willensstärke als ich, Gunnar inn raudi. Ich würde das nicht fertigbringen.« Brand überprüfte zum dutzendsten Mal die Gurte des Packpferds und gab dem Tier einen Klaps auf das Hinterteil. Dann wechselte er ins Englische. »Ich bin derjenige, der jetzt gehen muss. Gehab dich wohl, Gunnar. Lady Eleanor.«
    »Gehab dich wohl, mein Captain. Für dich wird immer Platz bei uns sein, für euch alle, ganz gleich, wohin es uns auch verschlägt«, gelobte Gunnar.
    »Immer, Monsire «, wiederholte Eleanor.
    »Zunächst einmal seid ihr Euch gegenseitig verpflichtet.« Brand starrte hinab in das Tal, wo der Bärenkarren stand. »Kümmert euch darum, und alles andere wird sich von selbst ergeben.«
    Nachdem Brand sich auf den Weg gemacht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher