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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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Appetit und begannen zu essen. Schweigend.
    Irgendwann meinte Sofia, dass es ihr wunderbar schmecke, dass ihr aber bald die Bissen im Hals stecken bleiben würden, wenn sie nicht endlich damit herausrückten, was los sei.
    «Luca möchte zu Ronald ziehen», sagte Laura leise und sah ihre Tochter an.
    «Was?»
    «Er hat es mir vor fünf Minuten gesagt.»
    «Wieso denn das?»
    «Weil ich einfach mal bei meinem Vater wohnen will! Ist denn das so unbegreiflich?»
    «Aber wir wohnen doch immer mal wieder bei ihm. Mama ist ja in letzter Zeit ziemlich oft unterwegs!» Sofia ließ Messer und Gabel auf den Teller sinken.
    «Genau deshalb! Immer mal wieder! Ich will nicht
immer mal wieder
bei Papa wohnen, sondern richtig, verstehst du? Ich will mehr von seiner Arbeit wissen und was er sonst so macht.»
    «Hast du’s ihm schon gesagt?» Sofia starrte ihren Bruder noch immer ungläubig an.
    «Ja, ich hab’s ihm schon gesagt, und er hat nichts dagegen!»
    «Klingt nicht besonders begeistert …»
    «Ach, hör doch auf, Sofi!»
    «Ich hör ja schon auf.» Sofia senkte den Kopf und betrachtete nachdenklich das halb verzehrte Hühnerbein auf ihrem Teller. «Fehlt nur noch, dass jetzt das Telefon klingelt und Mama zu irgend’ner Leiche muss», murmelte sie, nahm das Hühnerbein in die Hand und biss ab. Hastig leerte sie ihren Teller und verschluckte sich dabei heftig.
    «Wir werden das gemeinsam besprechen und eine Lösung finden», sagte Laura. «Es hat bisher immer eine friedliche Lösung gegeben und diesmal auch.»
    Sofia sprang auf.
    «Friedliche Lösung, dass ich nicht lache! Wisst ihr, was das bedeutet? Dass unsere Familie nochmal auseinanderkracht! Erst geht Papa, dann geht Luca! Wie bei den zehn kleinen Negerlein. Wenn du gehst, Luca, dann geh ich mit!» Sofia warf einen erschrockenen Blick auf ihre Mutter, rannte aus der Küche und knallte die Tür hinter sich zu.
    Laura und Luca saßen wortlos und starrten auf ihre Teller.
    «Willst du ihr nicht nachgehen?», fragte Luca nach einer Weile.
    Laura schüttelte den Kopf. «Jetzt gerade ist mir nicht danach. Ich möchte lieber wissen, was du zu ihren Ideen sagst.»
    «Ich will nicht, dass sie mitkommt, Mama! Ich würde gern mit meinem Vater allein sein. Wenn Sofia da ist, dann … es ist einfach anders, verstehst du? Sie ist ein Mädchen, und sie ist viel jünger!»
    «Brauchst du ein Männerding?»
    «Wie meinst du’n das?» Er warf ihr einen unsicheren Blick zu.
    «So wie ich’s gesagt habe: ein Männerding! Das ist nichts Verwerfliches. Wenn du meinst, du brauchst es, dann mach es. Das mit Sofia werd ich schon schaukeln. Wir machen eben unser Frauending.»
    «Bist du sicher, Mama?»
    «Ziemlich.»
    «Und du bist nicht sauer?»
    «Weshalb sollte ich sauer sein? Es ist das falsche Wort, Luca. Ich bin erschrocken, verwirrt, auch traurig. Du bist verdammt schnell groß geworden. Hast du das eigentlich selbst mitbekommen? Oder hast du’s auch erst jetzt gemerkt?»
    «Ach, Mama … hör auf! Mach’s mir doch nicht so schwer!»
    «Mach ich doch gar nicht! Außerdem gehört das auch dazu, dass es dir schwerfällt. Meinst du, ich hatte keine Schuldgefühle, als ich von zu Hause ausgezogen bin? Du hättest mal deinen Großvater Emilio hören sollen, als ich ihm meinen Entschluss mitgeteilt habe.»
    «Ich kann ja wiederkommen.»
    «Jetzt geh erst mal.»
    Luca lächelte ein bisschen schief und aß weiter. Doch er sah nicht so aus, als schmecke er, was er in den Mund schob. Laura zwang sich ebenfalls dazu, ein paar Bissen zu essen. Sofia hat recht, dachte sie. Unsere Familie zerbröckelt, und ich kann nichts dagegen tun.
    «Ich räum die Küche auf, Mama. Dann kannst du ja vielleicht mit Sofia reden.» Luca schob den Teller von sich.
    «Ich dachte eigentlich, dass du mit ihr reden solltest. Ich will ja nicht ausziehen.»
    Luca stand auf und warf die Hühnerknochen in den Mülleimer. «Ich glaub nicht, dass sie jetzt mit mir reden wird. Und ich weiß im Augenblick auch gar nicht, was ich ihr sagen soll. Ich fühl mich ein bisschen … irgendwie komisch …»
    «… wie ein Verräter?»
    «Ach, Mama!» Er schlug mit der Faust auf die Anrichte.
    «Ist ja schon gut. War nur so eine Vermutung. Ich jedenfalls finde nicht, dass du ein Verräter bist. Wenn du deinen Vater brauchst, dann ist das eben so.»
    «Warum sagst du dann so was?»
    «Weil Sofia es wahrscheinlich so empfindet.»
    «Aber es hat doch mit ihr nichts zu tun!»
    «Bist du sicher?»
    «Klar, ich mag Sofi!»
    «Ich
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