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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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laufenlassen und will ihn auch nicht erwischen», murmelte Laura, während sie sich an seine Seite kuschelte.
    «Nein, das geht nicht!», sagte Dottor Fausto, der in diesem Augenblick das Zimmer betrat. «Sie bekommen Ihr eigenes Bett, Commissaria. Das hier ist zu schmal für zwei, und so fit ist der Commissario noch nicht!»
    Er nahm Lauras Hand und zog sie hoch. Eine Schwester rollte das Feldbett herein, auf dem Laura bereits eine Nacht verbracht hatte. Und dann brummte das Handy. Laura schüttelte den Kopf, um wieder klarer zu werden, sagte: «Pronto.»
    «Ich bin’s, Mama, Sofia! Wie geht’s denn bei euch?»
    «Och, es geht viel besser. Ich bin nur schrecklich müde, weil ich einfach nie zum Schlafen komme.»
    «Und Angelo?»
    «Der lächelt wieder. Wie geht es bei euch?»
    «Ja, gut. Wir sind meistens bei Papa, aber auch bei uns. Gestern war ich bei Großvater. Läuft alles ganz locker. Heute kam eine Postkarte für dich aus Südfrankreich.»
    «Von wem denn?»
    «Soll ich sie dir vorlesen?»
    «Ja, bitte.»
    «Also hör zu: Liebe Laura, jetzt bin ich da, und da bleib ich auch. Kennst Du das Meer? Dann verstehst Du mich. Gruß Ralf! – Komische Karte, findest du nicht?»
    «Ja, sehr komisch, aber sehr schön. Bitte wirf sie nicht weg, Sofi!»
    «Nein, natürlich nicht. Ich leg sie auf deinen Schreibtisch. Wann kommst du denn wieder?»
    «Irgendwann, wenn ich ausgeschlafen habe. Grüß alle schön, Sofia.»
    «Ist irgendwas, Mama?»
    «Nein, ich bin nur müde und möchte jetzt schlafen.»
    «Dann schlaf gut.»
    Laura legte sich auf das schmale Feldbett. Ehe sie einschlief, richtete sie sich noch einmal auf.
    «Ich habe eine Karte von Ralf bekommen. Du erinnerst dich doch an den Obdachlosen, der von Neonazis fast totgeprügelt worden war. Er ist ganz weit weggelaufen und am Meer angekommen. In Südfrankreich. Ich freu mich sehr. Sag mal, Angelo, muss ich mir Sorgen wegen deiner Exfrau machen?»
    Guerrini schüttelte den Kopf.
    «Nein, Laura. Du musst dir keine Sorgen machen.»
    «Bist du sicher, dass du das Gedicht von Petronius keiner anderen Frau vorgetragen hast?»
    Guerrini begann zu lachen.
    «Ganz sicher, Laura! Was ist denn los?»
    «Es scheint so, als hätten eine Menge Männer, die ich kenne, dieses Gedicht benutzt … mein Vater zum Beispiel und dieser Benjamin Sutton …»
    «Porca miseria», fluchte Guerrini. «Und ich dachte, nach zweitausend Jahren wäre ich auf der sicheren Seite.»
    «Bist du nie», murmelte Laura und schlief sofort ein.

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Epilog
    Erst nachdem D’Annunzio herausgefunden hatte, dass Lara Salino-Remus vor vielen Jahren eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert hatte, gestand sie den Mord an Benjamin Sutton. Er hatte einen höheren Anteil am erpressten Geld verlangt und wiederum sie damit erpresst, die Wahrheit über
Vita divina
den italienischen Medien zu verraten. Ennio Cavazzoni hatte ihm die K.-o.-Tropfen in den Whisky gemischt und ihm unterdessen ein großzügiges Angebot der Signora unterbreitet. Als Sutton außer Gefecht war, hatte er Lara Salino die Chipkarte zu seinem Zimmer übergeben.
    Wer allerdings Cosimo Stretto umgebracht hatte, das fanden die Beamten der Questura nicht heraus. Möglicherweise war es ihnen auch nicht so wichtig.
    Michael Remus spielte noch immer den Ahnungslosen, beschloss aber kurz nach der Verhaftung seiner Frau, das Anwesen
Vita divina
zu verkaufen. Als die Polizei bei einer weiteren Hausdurchsuchung beinahe eine Million Euro in Hohlräumen und großen Tonvasen fand, wurde allerdings auch er festgenommen. Tommasini dachte mit Grauen an den bevorstehenden Prozess, der – so wie er die italienische Justiz kannte – mindestens fünf Jahre dauern würde.

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Quellen
    Else Lasker-Schüler, Ich bin traurig, aus:
Sämtliche Gedichte
, herausgegeben von Friedhelm Kemp, Kösel-Verlag, München 1966
     
    Antonio Tabucchi, S. 9:
Die Zeit altert schnell,
Hanser Verlag, München 2010
     
    Edgar Allan Poe, Auszug aus: An eine im Paradiese, Übersetzt von Anselm Heyer, in:
Lyrik des Abendlands
, Carl Hanser Verlag, München 1953
     
    George Gordon Noel Lord Byron, Auszug aus: Lebewohl, übersetzt von Heinrich Heine, ebenda
     
    Petronius, Auszug aus: Liebesnacht, Übersetzung Heinrich Heine, ebenda
     
    Robert Bridges, Auszug aus: Nachtigallen, übersetzt von Hans Hennecke, ebenda
     
    Alda Merini, Auszug aus: Vicino al Giordano, aus: La Tierra Santa, PRE - TEXTOS - POESIA , Valencia 2002, Copyright by
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