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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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dieser Mann umgebracht werden?»
    «Vielleicht war er nicht mehr zuverlässig? Oder er hat zu viel Geld für seine Dienste verlangt? Wer weiß. Wir müssen warten, bis Lara Salino-Remus aussagt. Vielleicht schweigt sie. Aber ich bin ziemlich sicher, dass sie es war, die den Mord in München begangen hat. Genauso kaltblütig, wie sie Ennio Cavazzoni erschoss.»
    «Und dieser Deutsche, Michael Remus? Was spielt der für eine Rolle?»
    «Keine Ahnung – es wird sich alles herausstellen. Vielleicht war er das seriöse Aushängeschild von
Vita divina
, aber er kann genauso gut ein Mitglied des Mafia-Clans seiner Frau sein.»
    Isabella di Tremonti zerkrümelte ihr Hörnchen, ohne darauf zu achten.
    «Mein Exmann ist Staatsanwalt, und ich habe während unserer Ehe eine Menge unglaublicher Vorfälle erlebt, aber es waren eher Auseinandersetzungen im Rechtssystem. Nie so handgreiflich. Angelo hat mir am Telefon von diesem grauenvollen Mord an einem anderen Geldeintreiber erzählt. Glauben Sie, dass Ennio damit ebenfalls etwas zu tun hatte?»
    «Das ist sehr wahrscheinlich, und ich bin sicher, dass Ennio auch auf Angelo geschossen hat.»
    «Und wer hat das Tor gesprengt?»
    «Das muss ich erst herausfinden», antwortete Laura, «aber ich habe so eine Ahnung.»
    «In welcher Richtung?»
    «Darüber möchte ich nicht sprechen.»
    «Das ist unfair!»
    «Nein, das ist es nicht. Wollen Sie ein Hotelzimmer, oder kann ich Sie in Angelos Wohnung einladen? Er hätte sicher nichts dagegen. Aber Sie müssen noch ein bisschen in Siena bleiben. Zumindest bis wir Ihre und meine Aussage zu Protokoll genommen haben.»
    Isabella betrachtete erstaunt den Krümelberg, der von ihrem Hörnchen zurückgeblieben war.
    «Ich würde gern mit Ihnen in Angelos Wohnung kommen, Laura. In Ihrer Nähe fühle ich mich sicherer.»
     
    Während Isabella di Tremonti auf Guerrinis Wohnzimmercouch schlief, zog sich Laura in die Küche zurück, weil ihr Handy dort den besten Empfang hatte. Es war mitten am Vormittag, und Laura schaute vom Küchenfenster aus auf die Balkone der Nachbarn. Im zweiten Stock hatte jemand einen Käfig mit Kanarienvogel herausgehängt, weil die Sonne schien. Laura sah, wie der Vogel sang, sah die gesträubten Federn an seiner Kehle, den offenen Schnabel, hörte ihn aber nicht. Dohlen kreisten über den Dächern.
    Laura betrachtete das Handy, zögerte und tippte dann langsam die Nummer von Donatella Cipriani ein. Sie meldete sich nach dem zweiten Klingelton.
    «Hallo, Commissaria.»
    «Buon giorno, Signora Cipriani. Hatten Sie eine gute Nacht nach unserem langen Abend?»
    «Ja, danke, ich habe sehr gut geschlafen und bin schon wieder auf dem Weg nach Mailand.»
    «Der Monte Amiata bei Mondlicht ist sehr schön, nicht wahr?»
    Donatella zögerte nur kurz.
    «Ja, er ist wunderschön.»
    «Die Herbstnebel verwandeln die Toskana in ein Zauberland, finden Sie nicht?»
    «Ja, das ist richtig.»
    «Sie haben die Angelegenheit auf Ihre Weise geregelt, habe ich recht?», fragte Laura.
    «Sollte man die Dinge nicht immer auf seine Weise regeln?»
    «Wenn man dabei keine Gesetze übertritt.»
    «Nein, Gesetze sollte man nicht übertreten – das machen nur die anderen», sagte Donatella Cipriani.
    «Ich gehe also recht in der Annahme, dass Sie die Sache geregelt haben?»
    «Ja, ich regle meine Dinge ab sofort immer selbst.»
    «Bene, dann wünsche ich Ihnen Glück, Signora!»
    «Grazie, Commissaria. Ich Ihnen auch.»
    Laura drückte auf den kleinen roten Knopf und fragte sich, woher Donatella den Sprengstoff hatte. Aber dann fiel ihr ein, dass Ricardo Cipriani Bauunternehmer war, und bei bestimmten Bauvorhaben benötigte man auch Sprengstoff. Vielleicht hatte auch ihr aufmüpfiger Sohn seine Quellen.
    Ich lasse sie wieder laufen, dachte Laura. Hoffentlich läuft sie schnell und weit und dahin, wo sie gehört. Sie steckte das Handy in die Jackentasche, warf einen kurzen Blick auf die schlafende Isabella di Tremonti und verließ auf Zehenspitzen die Wohnung. Erst auf dem Weg zum Krankenhaus spürte sie die eigene Müdigkeit, empfand wieder diese Zittrigkeit wie vor ihrer Ohnmacht und fürchtete sich davor, sein Zimmer zu betreten.
    Er lächelte ihr entgegen, trug keine Schläuche mehr, nur noch einen Tropf am Arm.
    «Du musst mir nichts erzählen. Tommasini hat mich gerade angerufen.»
    Laura nickte und setzte sich auf seinen Bettrand.
    «Es war eine ereignisreiche Nacht.»
    «Vielleicht solltest du schlafen, amore.»
    «Ich habe jemand
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