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Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall

Titel: Nachtgefieder • Laura Gottbergs siebter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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untersetzter Mann, warf Laura einen misstrauischen Blick zu, studierte den Ausweis, runzelte die Stirn und ging dann zu seinem Kollegen hinüber, der am Fuß der Treppe Wache hielt. Die beiden berieten sich, dann hellte sich plötzlich ihre Miene auf, und der Dicke kehrte zu Laura zurück.
    «Scusi, Signora. Es ist alles in Ordnung. Mein Kollege hat mir gerade gesagt – Sie wissen schon. Also kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.»
    Ah, dachte Laura, der andere wusste offensichtlich Bescheid. Langsam folgte sie dem rundlichen Carabiniere, der ihr weitschweifig den Tatort erklärte. Laura stellte sich an die Hauswand, wie Guerrini es vermutlich getan hatte, schaute zur Treppe. Es gab keine Deckung, nirgendwo. Auf dem Boden fand sie dunkle Flecke, hier kam kaum Regen hin … sie schaute weg, hatte Mühe durchzuatmen.
    «Grazie, ich habe genug gesehen. Wo ist Signora Piselli?»
    «Drinnen. Sie sind beide drinnen. Dürfen ja nicht weg, weil wir sie bewachen. Sie stehen unter Polizeischutz.»
    «Kann ich reingehen?»
    «Sì, Commissario!»
    «Commissari
a
!», gab Laura leise, aber nachdrücklich zurück, doch er hatte sie wohl nicht gehört. Vor ihr schob er sich die sechs Stufen hinauf und hielt sogar die Tür für sie auf. Laura erinnerte sich daran, dass die Küche gleich rechts lag, und klopfte an.
    «Cosa volete?» Angela Pisellis Stimme klang ärgerlich. Offensichtlich nahm sie an, dass die Carabinieri vor der Tür standen. Ohne zu antworten, trat Laura in die dämmrige Küche. Es war alles so, wie sie es in Erinnerung hatte, roch sogar genauso, eine angenehme Mischung aus Kaffee, Holzfeuer und irgendwas Süßem. Auch die Plastikmadonna mit ihrem Kranz aus künstlichen Blumen war noch da.
    «Santa Caterina, wo kommen Sie denn her, Commissaria?» Angela Piselli sprang vom Küchenstuhl auf. Ihr Mann dagegen hob kaum den Kopf und starrte dann weiter auf die Tischdecke. Auf seiner Stirn trug er ein großes Pflaster.
    «Wollen Sie einen Caffè, geht es Ihnen gut, Signora? Eine schreckliche Geschichte mit dem Commissario, eine grauenvolle Geschichte! Wie geht es ihm? Wir denken dauernd an ihn. Seit Tagen bete ich für ihn! Dass so etwas in unserem Haus passieren musste! Aber es ist alles seine Schuld!» Sie wies auf ihren Mann. «Wenn er sich nicht mit diesen Wucherern eingelassen hätte, diesen Halsabschneidern, dann wäre das nie passiert!»
    «Ah, Signora Piselli, beschuldigen Sie nicht Ihren Mann. Das Leben ist so schwierig und undurchsichtig. Er wollte sicher nur das Beste für Sie und Ihre Familie. Ein Glas Wasser wäre mir lieber als Caffè. Ich habe schon zu viel davon getrunken.»
    Angela Piselli holte eine Plastikflasche aus dem Kühlschrank und füllte ein Glas.
    «Sie sind zu freundlich mit ihm, Signora. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er sogar auf den Commissario geschossen, weil er völlig den Verstand verloren hatte.»
    «In seiner Situation kann man das schon verstehen, oder?»
    «Natürlich, natürlich kann man es verstehen, aber Mist ist es trotzdem, vero?»
    «Gut ist es nicht, aber wir machen alle Fehler, nicht wahr, Signor Piselli?»
    Er reagierte nicht, starrte weiter auf den Tisch und seine gefalteten Hände. Laura trank ein paar Schlucke Wasser, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und schaute Angela Piselli gerade in die Augen.
    «Ich brauche eure Hilfe. Der Commissario wäre beinahe gestorben, und vor seinem Zimmer im Krankenhaus stehen Polizisten, genau wie bei euch. Der Kerl muss erwischt werden, sonst seid nicht nur ihr und der Commissario in Gefahr. Die sind darauf aus, allen Leuten, die in Schwierigkeiten sind, alles wegzunehmen, und wenn sich jemand in den Weg stellt, dann bringen sie ihn um. Deshalb müssen wir sie stoppen, und das schaffen wir nur gemeinsam!»
    Langsam hob Giuseppe Piselli den Kopf.
    «Wie denn?»
    «Indem ihr zum Beispiel beide diese Fotos hier anschaut und mir sagt, ob ihr den Mann erkennt und ob es vielleicht sogar der ist, der das Geld von euch eintreiben wollte.» Laura legte die fünf Fotos auf den Küchentisch.
    Giuseppe Piselli wandte den Kopf ab. «Da war schon einer hier, der uns Fotos gezeigt hat. Die sehen alle gleich aus. Sonnenbrillen und so was. Die sind ja nicht blöd.»
    Aber Angela zog die Fotos zu sich heran, griff nach ihrer Lesebrille, studierte ein Bild nach dem anderen, stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte endlich: «Das ist er!»
    «Was, was?» Jetzt schaute auch Giuseppe auf die Fotos, presste dann die Lippen zusammen und
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