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Nachte des Sturms

Nachte des Sturms

Titel: Nachte des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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ihm zusammen etwas Altes abzureißen und etwas Neues zu errichten. Einige ihrer glücklichsten Erinnerungen verbanden sich mit der gemeinsamen Arbeit mit Michael O’Toole und dem Klang seines fröhlichen Pfeifens, das jedes Werk begleitete.
    Sie brachte ihren Pick-up hinter dem alten Wagen ihrer Mutter zum Stehen. Sie mussten die alte Kiste wirklich dringend neu lackieren, dachte sie geistesabwesend, so wie jedes Mal, wenn sie das Fahrzeug sah.
    Aus den Kaminen stiegen Säulen grauen Rauches in die
Luft, und im Inneren des Hauses war es warm und heimelig wie immer. Es duftete nach morgendlicher Bäckerei, und tatsächlich zog Mollie gerade frische braune Brote aus dem Ofen.
    »Ma.«
    »Oh, heilige Maria, hast du mich erschreckt.« Lachend stellte Mollie die Bleche auf den Herd und drehte sich mit einem Lächeln zu ihrer Tochter um. Sie besaß ein hübsches, immer noch junges, faltenloses Gesicht und hatte die gleichen roten Haare wie die ihrer Tochter mit ein paar Nadeln praktisch zusammengesteckt.
    »Tut mir Leid, aber du hast schon wieder das Radio so laut gestellt.«
    »Die Musik beschwingt mich.« Trotzdem drehte Mollie das Radio jetzt leiser. Unter dem Tisch rollte sich Betty, die gelblich braune Hündin, leise knurrend auf die Seite. »Was machst du denn so früh schon wieder hier? Ich dachte, du hättest zu tun.«
    »Hatte ich auch. Und habe ich immer noch. Ich muss noch ins Dorf, um Dad zu helfen; aber vorher war ich im Faerie Hill Cottage und habe Shawns Ofen repariert.«
    »Mmm-hmmm –« Mollie wandte sich wieder dem Herd zu, nahm die Brote vom Blech und legte sie zum Abkühlen auf ein großes Gitter.
    »Er ging, bevor ich fertig wurde, sodass ich eine Zeit lang dort alleine war.« Als Mollie abermals nur ein geistesabwesendes »Mmm« äußerte, verlagerte Brenna ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Und dann, äh, als ich gerade gehen wollte, nun, da erschien mir plötzlich Lady Gwen.«
    »Mmm-hmm. Was?« Endlich blickte Mollie über ihre Schulter.
    »Ich habe sie gesehen. Ich habe ein bisschen auf dem
Klavier herumgeklimpert, und dann hob ich den Kopf, und plötzlich stand sie in der Tür des Wohnzimmers.«
    »Tja, da hast du dich sicherlich erschreckt.«
    Brenna atmete tief aus. Mollie O’Toole war wirklich eine durch und durch vernünftige, bodenständige Person. »Vor lauter Schreck hätte ich beinahe meine Zunge verschluckt. Sie ist wirklich wunderschön, genau wie die alte Maude immer gesagt hat. Und traurig. Es bricht einem das Herz zu sehen, wie traurig sie ist.«
    »Ich hatte immer gehofft, sie selbst einmal zu sehen.« Praktisch, wie sie war, schenkte Mollie ihnen beiden Tee ein und trug die Becher an den Tisch. »Aber es war mir nie vergönnt.«
    »Ich weiß, dass Aidan seit Jahren behauptet, sie mit schöner Regelmäßigkeit zu sehen. Und dann hat Jude sie gesehen, als sie in das Cottage zog.« Brenna, die sich wieder ein wenig beruhigt hatte, setzte sich an den Tisch. »Aber erst heute Morgen habe ich mit Shawn über sie gesprochen, und er sagt, er hätte sie noch nie gesehen – gelegentlich gespürt, aber nie gesehen. Und dann, dann stand sie einfach vor mir. Weshalb meinst du, ist sie in dem Augenblick erschienen, als ich gerade dort war?«
    »Das kann ich nicht sagen, Liebling. Und, was hast du bei ihrem Anblick empfunden?«
    »Abgesehen von totaler Überraschung so etwas wie Mitgefühl. Und Verwirrung, weil ich nicht weiß, was sie mit dem, was sie gesagt hat, ausdrücken wollte.«
    »Sie hat mit dir gesprochen?« Mollies Augen weiteten sich. »Nun, bisher habe ich nie gehört, dass sie mit jemandem gesprochen hätte, noch nicht mal mit der alten Maude. Das hätte sie mir ganz bestimmt erzählt. Was hat sie denn gesagt?«
    »Sie hat gesagt, er hätte sein Herz in das Lied gelegt, das
ich gerade gespielt hatte. Und als ich mich wieder so weit gefasst hatte, um sie zu fragen, was sie damit meinte, war sie schon wieder weg.«
    »Da Shawn derjenige ist, der jetzt in dem alten Cottage lebt, und da es sein Klavier war, auf dem du gespielt hast, würde ich sagen, dass die Botschaft durchaus eindeutig gewesen ist.«
    »Aber an dem Lied war nichts Besonderes. Ich höre ständig seine Musik. Man kann keine fünf Minuten mit ihm zusammen sein, ohne dass man sein Zeug zu hören bekommt.«
    Mollie wollte etwas sagen, doch dann besann sie sich anders und ergriff stattdessen Brennas Hand. Ihre liebe Mary Brenna, dachte sie zärtlich, weshalb nur fiel es ihr so schwer, etwas zu verstehen,
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