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Nachte des Sturms

Nachte des Sturms

Titel: Nachte des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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sowieso, nur um mich in einem möglichst schlechten Licht erscheinen zu lassen.« Er fand seine Mütze und zog sie sich über die Ohren. »Sehen wir uns später noch im Pub?«
    »Höchstwahrscheinlich ja.« Erst als sie hörte, dass hinter ihm die Tür ins Schloss fiel, stieß sie einen Seufzer aus.
    Für Shawn Gallagher zu schwärmen war einfach idiotisch, sagte sie sich streng. Denn ganz sicher würde diese Schwärmerei niemals von ihm erwidert. Er sah sie wie eine Schwester, oder schlimmer noch, wie eine Art Bruder an.
    Was alleine ihre Schuld war, musste sie sich eingestehen, als sie auf ihre fleckige Arbeitshose und die zerkratzten Stiefel sah. Shawn mochte eher den mädchenhaften Typ, und sie war das genaue Gegenteil. Sicher könnte sie sich ebenso zurechtmachen wie alle anderen. In Darcy, ihren eigenen vier Schwestern und in Jude hätte sie schließlich zahlreiche erfahrene Beraterinnen.
    Aber abgesehen von der Tatsache, dass sie all diesen Aufwand hasste, was machte es für einen Sinn? Wenn sie sich aufmöbelte, anmalte und in Samt und Seide kleidete,
um einem Mann zu imponieren, dann würde er ja sowieso nicht die Frau mögen, die sie wirklich war.
    Und außerdem würde Shawn, wenn sie plötzlich geschminkt, mit Schmuck behangen und einem kessen kurzen Kleid vor ihm auftauchte, ganz sicher lauthals lachen und irgendetwas Blödes sagen, was ihr keine andere Wahl ließe, als sich mit ihm zu prügeln.
    Es machte also keinen Sinn.
    Diese Art des Auftritts überließ sie besser weiter Darcy, der Meisterin der Weiblichkeit, sowie ihren Schwestern, denen so etwas gefiel. Sie selbst blieb am besten weiterhin bei ihrem Werkzeug.
    Sie trat wieder vor den Ofen, wählte eine andere Temperatur und sah nach den Glühstäben. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass alles funktionierte, stellte sie den Ofen ab und packte ihr Werkzeug wieder in den Kasten.
    Sie würde sofort gehen. Schließlich gab es keinen Grund, noch länger hier zu bleiben. Aber das Häuschen war so ungemein behaglich. Sie hatte sich hier immer schon heimisch gefühlt. Als die alte Maude Fitzgerald noch hier im Faerie Hill Cottage gelebt hatte, hatte Brenna sie sehr oft besucht.
    Dann war Maude gestorben und Jude hatte eine Zeit lang hier gelebt. Sie waren Freundinnen geworden, sodass es leicht gewesen war, wieder in die alte Routine zu verfallen und hin und wieder auf dem Weg nach Hause oder ins Dorf hinunter kurz hereinzuschauen.
    Nun, da Shawn hier lebte, unterdrückte sie meistens dieses Bedürfnis nach einem Besuch. Doch es war schwer zu widerstehen. Sie mochte die Ruhe des Häuschens ebenso wie all die hübschen kleinen Dinge, die Maude gesammelt und überall verteilt hatte. Jude hatte sie gelassen, wo sie sie vorgefunden hatte, und Shawn schien nichts daran ändern zu wollen; denn noch immer ließen hübsche Nippessachen
aus Glas, liebliche Feen- und Zaubererfigürchen, zahllose alte Bücher und ein ebenso alter, verblichener Teppich das kleine Wohnzimmer freundlich und einladend erscheinen.
    Natürlich gab es nun, da Shawn noch das alte Klavier in das winzige Zimmerchen gezwängt hatte, kaum noch einen freien Fleck. Aber Brenna war der Ansicht, durch das Instrument hätte das Cottage noch an Charme gewonnen. Und außerdem hatte die alte Maude Musik wirklich geliebt.
    Sie würde sich freuen, dachte Brenna, als sie mit den Fingerspitzen über das verkratzte, schwarze Holz des Kastens fuhr, dass endlich wieder jemand in ihrem Haus Musik machte.
    Müßig blätterte sie durch die Noten, die Shawn stets auf dem Deckel des Klaviers verstreut hatte. Immer schrieb er gerade an einer neuen Melodie oder aber änderte etwas an einer alten Weise ab. Mit gerunzelter Stirn studierte sie die Tupfen und Kritzeleien. Sie war nicht besonders musikalisch. Oh, sie konnte durchaus ein Trinklied singen, ohne dass deshalb die Hunde der Umgebung in lautes Heulen ausbrachen; aber auf einem Instrument zu spielen, war etwas völlig anderes.
    Da sie ganz alleine war, beschloss sie, ihre Neugier zu befriedigen, stellte den Werkzeugkasten wieder ab, nahm eines der Notenblätter, suchte, an ihrer Unterlippe nagend, nach der Taste für das C und spielte langsam und mit einem Finger die handgeschriebenen Noten ab.
    Natürlich war es eine wunderbare Weise. Alles, was er schrieb, war herrlich, und selbst ihr jämmerliches Spiel konnte dem Lied nicht alle Schönheit rauben.
    Wie so viele andere seiner Weisen hatte auch diese einen Text. Brenna räusperte sich leise, runzelte
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