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Nachte des Sturms

Nachte des Sturms

Titel: Nachte des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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gezogen, als sie von ihrer Hochzeitsreise nach Venedig zurückgekommen waren.
    Vor die Wahl zwischen den Räumen oberhalb des Pubs und dem kleinen, der Fitzgerald’schen Seite von Judes Familie gehörenden, gemütlichen, doch abgelegenen Cottage
gestellt, hatte Darcy die Wohnung im Zentrum des Dorfes genommen und Shawn und einige andere Männer um ihre hübschen Finger gewickelt, damit diese durch aufwendige Streicharbeiten und das Schleppen unzähliger Möbel die zu Aidans Zeiten eher spartanischen Räume in ihren eigenen kleinen Palast verwandelten.
    Was Shawn durchaus gepasst hatte.
    Ihm gefiel das kleine, von hübschen Gärten umgebene Cottage auf dem Feenhügel besser, von dem aus man so wunderbar über die Klippen und die Hügel blicken konnte, und dessen geradezu himmlische Ruhe er genoss.
    Auch hatte er nichts gegen den Geist, der in dem Cottage lebte.
    Obgleich er ihn bisher noch nicht gesehen hatte, war er überzeugt von seiner Existenz. Es war der Geist von Lady Gwen, die um den Feengeliebten weinte, der von ihr einst abgewiesen worden war, und die immer noch darauf wartete, dass der Bann gebrochen würde und sie beide endlich frei wären. Shawn kannte die Geschichte des braven jungen Mädchens, das vor dreihundert Jahren in dem Cottage auf dem kleinen Hügel gelebt hatte, genau.
    Carrick, der Prinz der Feen, hatte sich in sie verliebt, doch statt seiner Liebe und seines Herzens hatte er ihr einzig die Pracht dessen gezeigt, was er ihr geben würde. Dreimal hatte er ihr Säcke mit Juwelen gebracht, erst Diamanten aus dem Feuer der Sonne, dann Perlen aus den Tränen des Mondes und schließlich Saphire aus dem Herzen der See.
    Doch sie hatte seinem Herzen und ihrem eigenen Schicksal nicht getraut und ihn zurückgewiesen. Und die Juwelen, die er vor ihren Füßen ausgeschüttet hatte, hatten sich der Legende zufolge in genau die Blumen verwandelt, die noch heute im Garten vor dem kleinen Häuschen blühten.

    Die meisten Blumen hielten gerade ihren wohlverdienten Winterschlaf. Die Klippen, auf denen die Lady angeblich häufig wandelte, ragten nackt und düster in den kalten, grauen Himmel.
    Sicher gab es in Kürze einen Sturm.
    Es war ein rauer Morgen, der Wind schlug hart gegen die Fenster, kroch durch alle Ritzen und kühlte das Cottage aus. Shawn hatte ein Feuer im Kamin in der Küche entfacht und trank heißen Tee, sodass ihm der Wind nichts ausmachte. Ganz im Gegenteil erfreuten ihn die geradezu arroganten Töne, in denen er pfiff. Er saß behaglich am Tisch, knabberte an einem Keks und spielte in Gedanken mit dem Text zu einer von ihm selbst verfassten Melodie.
    In einer Stunde musste er hinunter in den Pub. Aber um sicher zu gehen, dass er es nicht vergaß, hatte er einen Wecker auf den Herd und zusätzlich den Wecker in seinem Schlafzimmer gestellt. Ohne jemanden, der ihn aus seinen Träumen schüttelte und ihm sagte, er solle sich endlich bewegen, vergaß er allzu oft die Zeit.
    Da es Aidan wütend machte und Darcy einen Vorwand gab, um sich mit ihm zu streiten, tat er sein Möglichstes, damit dies nicht geschah. Das Problem war, dass er hin und wieder derart vertieft war in seine Musik, dass er selbst das Piepsen und Schrillen der Wecker einfach überhörte.
    Auch jetzt war er vollkommen in sein neues Lied vertieft, eine Weise, in der es um junge, selbstsichere Liebe ging. Die Art Liebe, wie Shawn dachte, die so unbeständig wie der Wind, doch zugleich aufregend und herrlich war. Ein fröhliches, unbeschwertes Lied, für das man schnelle Füße und eine gewisse Flirtbereitschaft brauchte.
    Er würde es noch etwas aufpolieren und sehen, ob er Darcy dazu brächte, dass sie es einmal sang. Ihre Stimme passte hervorragend zu der Stimmung des Liedes.

    Zu bequem, um hinüber ins Wohnzimmer zu gehen, wo das alte Klavier stand, das er vor seinem Einzug gekauft hatte, klopfte er den Takt des Liedes, während er den Text veränderte, ganz einfach mit dem Fuß.
    Er hörte weder das laute Klopfen an der Haustür noch das Dröhnen schwerer Schritte in dem kleinen Flur noch das gemurmelte, erboste Fluchen.
    Typisch , dachte Brenna. Schon wieder ist er in irgendeiner Traumwelt versunken, während das Leben um ihn herum weitergeht. Sie wusste nicht, weshalb sie überhaupt geklopft hatte – im Grunde hörte er es nie, und schließlich waren sie bereits seit ihrer Kindheit beim jeweils anderen zu Hause.
    Nun, sie waren keine Kinder mehr, und sie klopfte lieber an, ehe sie irgendwann einmal vielleicht in einem
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