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Nachte des Sturms

Nachte des Sturms

Titel: Nachte des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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lieben Jude?«
    »Ihr ist immer noch ein bisschen übel, aber es scheint, als mache ihr das nichts weiter aus.« Aidan nippte an dem Tee und seufzte leise auf. »Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass mir selbst ganz anders wird, wenn ich sehe, wie kreidebleich sie morgens beim Aufstehen ist. Nach ungefähr einer Stunde ist es wieder vorbei, aber mir erscheint diese Stunde immer endlos.«
    Seinen eigenen Becher in den Händen, lehnte sich Shawn gemütlich an den Tisch. »Nicht für alles Geld der Welt wollte ich eine Frau sein. Soll ich ihr später vielleicht
einen Teller Eintopf bringen? Ich habe auch noch Hühnersuppe, falls sie etwas weniger Gehaltvolles möchte.«
    »Ich glaube, der Eintopf wäre gut. Sie wird dir sicher dankbar sein, genauso wie ich.«
    »Kein Problem. Es ist Lammeintopf, falls du die Tageskarte schreiben willst, und dann kannst du noch Brotpudding draufsetzen, den mache ich nachher noch dazu.«
    Im Pub schrillte das Telefon, und Aidan rollte mit den Augen. »Ich hoffe nur, das ist nicht der Lieferant, der mir erklären will, dass es schon wieder irgendein Problem gibt. Mir reicht schon, dass er nicht genügend Porter bringen konnte.«
    Das, dachte Shawn, als Aidan die Küche verließ, um an den Apparat zu gehen, war nur einer der zahlreichen Gründe, weshalb er die geschäftliche Seite der Wirtschaft liebend gerne seinem Bruder überließ.
    All das Rechnen und Planen, überlegte er, während er kalkulierte, wie viel Pfund Fisch er bis zum Abend bräuchte. Und dann der ständige Umgang mit anderen Menschen, die Diskussionen, die gegenseitigen Forderungen und Ansprüche. Schließlich ging es nicht nur darum, hinter der Theke zu stehen, Bier zu zapfen und sich die Geschichten des alten Mr. Riley anzuhören.
    Dann gab es noch so grauenhafte Dinge wie Haushaltsbücher oder die Berechnung von Gesamteinnahmen, Unterhaltskosten und zu zahlenden Steuern. Allein der Gedanke daran bereitete ihm Kopfweh.
    Er sah nach seinem Eintopf, rührte ihn einmal kräftig um und ging dann in Richtung Treppe, um Darcy zuzurufen, sie solle endlich ihren faulen Hintern bewegen. Er sagte es eher aus Gewohnheit als aus ehrlicher Verärgerung, und der Fluch, der als Antwort die Stufen herunterwehte, war für ihn ebenfalls normal.

    Durch und durch zufrieden mit dem Tagesanfang, schlenderte Shawn hinüber in den Pub, um zusammen mit Aidan vor Beginn der ersten Schicht die Stühle von den Tischen zu nehmen.
    Doch Aidan stand stirnrunzelnd hinter der Bar. »Dann war es also tatsächlich schon wieder unser Lieferant?«
    »Nein.« Immer noch stirnrunzelnd, wandte sich Aidan an den Bruder. »Es war ein Anruf aus New York, von einem Mann namens Magee.«
    »New York? Himmel, dort ist es doch höchstens fünf Uhr früh.«
    »Das weiß ich, aber der Mann klang durchaus munter und obendrein vollkommen nüchtern.« Aidan kratzte sich am Kopf, schüttelte seine dichten braunen Haare und hob seinen Becher an den Mund. »Er hat sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet hier in Ardmore ein Theater zu gründen.«
    »Ein Theater?« Shawn stellte den ersten Stuhl auf den Boden und stützte sich dann auf die Lehne. »Ein Filmtheater oder was?«
    »Nein, ein Musiktheater. Live-Musik, und vielleicht auch Schauspiel. Er meinte, er ruft mich an, weil er gehört hat, das Gallagher’s sei auf dem besten Weg, das hiesige Zentrum für Musik zu werden. Und deshalb wollte er wissen, was ich von seiner Idee halte.«
    Nachdenklich nahm Shawn einen zweiten Stuhl vom Tisch. »Und was hast du gesagt?«
    »Tja, nicht viel, denn schließlich war ich völlig überrascht. Ich habe gesagt, er sollte mir ein paar Tage Zeit lassen. Ende der Woche will er sich noch mal melden.«
    »Weshalb sollte jemand aus New York auf die Idee kommen, ausgerechnet hier ein Musiktheater zu eröffnen?
Wäre nicht Dublin oder irgendwas in Clare oder Galway viel Erfolg versprechender?«
    »Tja, er war nicht gerade auskunftsfreudig, aber er sagte, er wollte unbedingt in diese Gegend. Also habe ich ihm erklärt, vielleicht wäre er sich der Tatsache ja nicht bewusst, dass dies hier nicht viel mehr ist als ein Fischerdorf. Sicher, es kommen einige Touristen wegen der Strände oder um ein paar Fotos von Saint Declans zu machen; aber trotzdem kann man wohl kaum behaupten, dass hier sonderlich viel los wäre.«
    Schulterzuckend kam Aidan hinter dem Tresen hervor, um Shawn zu helfen. »Aber darüber hat er bloß gelacht. Er meinte, er kenne die Gegend gut genug und er dächte an etwas Kleines,
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