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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind
Autoren: John Sandford
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beiseite, um an Ralph heranzukommen, der mit den Restteilen des Fernsehers auf Scott herumtrommelte. Lucas packte ihn am Hemd, zerrte ihn über Scott und schleuderte ihn gegen den Kameramann; dieser, Ellen Goodrich und Ralph vereinigten sich zu einem strampelnden Knäuel auf dem Boden. Melody geriet plötzlich in Panik, drängte sich wild schreiend an den anderen vorbei, rannte davon. Lucas und der halb betäubte, blutende Scott befanden sich plötzlich für einen kurzen Moment hinter dem Schalter in einer Art Hort des Friedens und der Privatsphäre. Scott versuchte, sich hochzustemmen, und Lucas zischte ihm zu: »Das ist für Marcy, du verdammtes Arschloch!« Er schlug Scott mit der geballten Faust und voller Wucht auf die Nase.
    Lucas hörte und spürte das äußerst befriedigende Knirschen des brechenden Nasenbeins, und Scott ging k.o.
     
     
    Eine Stunde später sagte der Bürgermeister: »Ich denke, eigentlich ist doch alles recht gut verlaufen. Verstehen Sie – unter dem Strich betrachtet.«

30
     
     
     
    Das Interesse der Medien war den ganzen Morgen über äußerst intensiv, bis am Nachmittag die Übertragung der Footballspiele begann. Um neun am Abend hatten sich alle nicht in der Stadt stationierten Reporter davongemacht.
     
     
    Am Montag trafen sich Rose Marie, Lucas, Frank Lester und der Bürgermeister im Büro der Polizeichefin. Rose Marie sagte: »Wir haben inzwischen eine ganze Tonne Beweise gegen Spooner. Er steckte bis zur Halskrause in der Sache. Und der Leichenbeschauer des Ramsey County hat erhebliche Zweifel, dass Rodriguez Selbstmord begangen hat. Man hat Rückstände eines Holzschutzmittels in seinem Haar entdeckt.«
    »Ich hab’s ja gleich gesagt«, nickte Lucas selbstzufrieden. »Er ist mit einer Holzlatte niedergeschlagen und über das Geländer geschoben worden. Von Spooner. Und Spooner hat Rodriguez nicht nur ermordet, er hat den Mord auch gezielt eingefädelt. Ich wette, er hat Rodriguez’ Namen an diesen Spittle -Typen weitergegeben. Ihn zum bösen Buben hochstilisiert und dann ermordet.«
    »Spooner hatte drüben in Hudson ein Bankschließfach«, sagte Lester. »Dort haben wir Dokumente gefunden, aus denen zu entnehmen ist, dass er Rodriguez’ Firma in Miami ein persönliches Darlehen in Höhe von einer halben Million Dollar gewährt hat. Das FBI hat nun rausgefunden, dass ein Pfandrecht zugunsten Spooners auf das Vermögen der Firma im Dade County eingetragen ist. Rodriguez konnte die Firma nicht verkaufen, ohne dieses Pfandrecht abzulösen, was bedeutete, dass Spooner über ein Alarmsystem verfügte, falls Rodriguez auszusteigen versuchte. Spooner hatte Rodriguez auch noch auf andere Weise am Angelhaken. Wenn Rodriguez die Firma verkaufen wollte, musste er zunächst die Hypotheken, die auf den Appartementhäusern lagen, begleichen, und als Chef der Darlehensabteilung bei der Atheneum-Bank würde Spooner das natürlich sofort erfahren.«
    »Woher hatte Spooner diese halbe Million für das persönliche Darlehen?«, fragte der Bürgermeister.
    »Es gab keine halbe Million«, sagte Lester. »Es war ein fiktives Darlehen im Rahmen des von Spooner ausgeklügelten Gesamt-Deals. Die beiden schlossen zwar einen rechtsgültigen Darlehensvertrag, den sie dann aber in Bankschließfächern ablegten. Niemand außer den beiden wusste davon. Und das war Spooners hauptsächlicher Profit an der ganzen Sache. In fünfzehn Jahren hätte er, mit Zinsen, rund zwei Millionen Dollar einsacken können. Und auf diese Weise hatte Spooner eine Rückversicherung, falls es einmal zum Krach mit Rodriguez kommen sollte. Er konnte sein Pfandrecht beim Dade County einklagen, und niemand hier unten würde etwas davon erfahren … Und Rodriguez würde blechen müssen.«
    »Die Sache hätte sogar noch nach dem Tod von Rodriguez funktionieren können«, sagte Lucas. »Wenn der Deal zwischen den beiden – außer dem fiktiven Darlehen natürlich –aufgekommen wäre, hätte man Spooners Geschäftsgebaren wahrscheinlich als ein wenig fragwürdig betrachtet – aber zum Teufel, letztlich handelte es sich aus der Sicht der Bank um eine recht unbedeutende Sache, um ›Peanuts‹. Und Spooner konnte sich ja auch auf diese Scheiße mit der Unterstützung von Minderheiten berufen …«
    »Wird irgendjemand Schadenersatzklage gegen uns erheben?«, fragte der Bürgermeister.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Rose Marie. »Vielleicht Spooners Frau. Sie weiß, dass der Name ihres Mannes … in der … Besprechung mit
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