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Nachtauge

Nachtauge

Titel: Nachtauge
Autoren: Titus Müller
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ihrer Abwesenheit starb, weigerte sie sich, der Abwehr weiterhin gefälschte Nachrichten zu schicken, und erwog sogar eine Rückkehr zur deutschen Seite. Sie floh nach Lissabon und traf sich mit ihrem Führungsoffizier, Major Kliemann. Von ihm erhielt sie einen Funksender, Bargeld und neue Codes sowie ein Diamantarmband zum Dank für ihre gute Arbeit. Am Ende kehrte sie dennoch zum britischen Geheimdienst zurück und half, die Deutschen über die Landung in der Normandie zu täuschen.
    In Perth in Schottland flog Jessie Jordan auf, die im Dienst der deutschen Abwehr stand, in New York wurde die hübsche rot haarige Johanna Hofmann der Spionage überführt, die zur Tarnung als Friseurin ge arbeitet hatte.
    Nicht zuletzt durch das Knacken der ENIGMA -Codes gelang es den Briten, nahezu alle deutschen Spione in England zu fassen. Viele von ihnen wurden »umgedreht« und gaben fortan Nachrichten durch, die vom britischen Geheimdienst erstellt worden waren, um die Kriegsstrategie der Deutschen zu manipulieren. Beispielsweise »korrigierte« man durch falsche Angaben die Ziele der V1- und V2-Raketen immer weiter aus dem Londoner Stadtzentrum hinaus in weniger besiedelte Gebiete und reduzierte so die Zahl der Todesopfer beträchtlich.
    Auch für den MI 5 arbeiteten Agentinnen, beispielsweise eine deutschstämmige britische Staatsbürgerin, die den Decknamen »Susan Barton« trug und bis 1939 in England lebende Deutsche ausspionierte, anschließend in Den Haag bei einer deutschen Freundin einzog und dem deutschen Marineattaché Kapitän Besthorn schöne Augen machte – im Auftrag des MI 5.
    Während der Vorbereitungszeit auf Operation Chastise wurden die Mitglieder des 617. Geschwaders von ihren Vorgesetzten gewarnt, dass feindliche Agenten in den Pubs ihre Gespräche mithören würden. Offenkundig gelangte aber keine Warnung ins Großdeutsche Reich.

Einträge im Tagebuch des Propagandaministers Joseph Goebbels über die Bombardierung der Talsperren
    Am 18. Mai 1943: »U. a. sind die Edertalsperre, die Möhnetalsperre und die Sorpetalsperre angegriffen und schwer getroffen worden. Die Edertalsperre wurde von den feindlichen Maschinen, die längere Zeit darüber kreisten, mit Scheinwerfern abgeleuchtet, dann wurden in das bis zum Rand gefüllte Becken zwei Torpedos geworfen, die die Staumauer in 40 Meter Breite und großer Tiefe aufrissen. Die Wassermassen ergossen sich mit großer Strömung auf das umliegende Gebiet. Dreißig Dörfer wurden überflutet. Zum Teil sind sie überhaupt nicht mehr zu sehen, zum Teil haben sich die Menschen auf die Dächer retten können, eine Bergung war aber bisher nicht möglich, weil auch Pioniere wegen der Strömung nicht herankamen. Mit größeren Menschenverlusten muss gerechnet werden. Auch sind große Viehverluste und Ernteausfälle zu erwarten. Das Kraftwerk wurde beschädigt; der Ausfall an elektrischem Strom wird noch berechnet.
    Auch an der Möhnetalsperre wurde der Damm durch Lufttorpedos von innen her gesprengt. Das Kraftwerk wurde weggerissen. Dadurch wurde eine empfindliche Schädigung der Trink- und Löschwasserversorgung des Ruhrgebietes verursacht; ebenso ist ein beträchtlicher Stromausfall zu verzeichnen.
    Bei der Sorpetalsperre wurde ebenfalls der Damm beschädigt, die Umgebung stark überflutet. Da die Telefonleitungen zerstört sind, liegen bisher keine genauen Angaben vor. […] Der Führer ist über die mangelnde Vorbereitung seitens unserer Luftwaffe außerordentlich ungeduldig und böse. […]
    Natürlich gibt man in London über den errungenen Erfolg mächtig an. Einige englische Aufklärungsflugzeuge haben bereits festgestellt, dass der Angriff auf die Talsperren gelungen ist. Im Übrigen geben wir das auch im OKW -Bericht offen zu. Es ist nur ein halber Trost, dass auch London in der vergangenen Nacht dreimal Luftalarm gehabt hat. Wir sind nur mit Störflugzeugen über der britischen Hauptstadt gewesen und haben keine besonderen Schäden anrichten können. Die Engländer sind jetzt in der Darstellung des Luftkrieges ganz groß heraus.«
    Am 19. Mai 1943 schreibt Goebbels in sein Tagebuch: »Es gibt bei den Engländern und Amerikanern kaum ein anderes Thema als das des Luftkriegs. Ihr erfolgreicher Angriff auf die deutschen Talsperren ist sowohl in London wie in Washington die große Sensation. Sie sind natürlich genau im Bilde, was sie bei diesem Angriff erreicht haben. […]
    Die Amerikaner machen natürlich aus der Überschwemmung eines großen Teils der
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