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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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überraschenden Geschehnis irgendwelche Anomalien in dem Verhalten des Fahrers bemerkt?« fragte Elgin den Rechtsanwalt und kontrollierte dabei noch einmal die Papiere des Toten, die auf Paul Stevens lauteten.
    »Er wirkte äußerst nervös, war grau im Gesicht, so daß ich ihm schon vorschlug, daß er eine ungefährliche Straße nehmen oder daß ein anderer fahren sollte. Aber er war nicht vom Steuer wegzubringen, und er fuhr die Route, die er nicht fahren sollte. Wenn ich ihn deshalb zur Rede zu stellen versuchte, fuhr er einfach noch schneller und ging auf unerlaubte Geschwindigkeit.«
    »Sonst noch irgendwelche Bemerkungen über auffälliges Verhalten?«
    »Dieselben wie Dad«, bestätigte Jerome.
    »Er machte gern dumme Witze«, erzählte Caroline. »Als wir vor einem entwurzelten Baum stoppen mußten, zog er die Pistole gegen Mister King.«
    »Was sagen Sie dazu, Mister King?«
    »Ich fragte den sogenannten Paul wegen seines höchst sonderbaren Verhaltens, ob er lange nichts genommen habe. Er antwortete:
    ›Seit gestern nicht.‹ Vielleicht lassen Sie auf Rauschgift untersuchen. Er ist auch tätowiert.« Auf den fragenden Blick des Richters erklärte Stonehorn: »Wir mußten in der vergangenen Nacht das Zimmer teilen. – Seine Waffen liegen noch im Wagen.«
    »Alles wichtig.« Elgin notierte. »Warum sagen Sie der ›sogenannte‹?«
    »Vor einem Jahr nannte er sich, soweit ich mich entsinnen kann, Geoffrey Nicholson und war vermutlich der Fahrer des Leslie Johnson, als dieser auf der Rückfahrt von New City nach Carneyville ermordet wurde.«
    »King…!« Elgin und der Sheriff verbargen ihre Überraschung und äußerste Spannung nicht. »Das ist sicher?«
    »Ein menschliches Gedächtnis kann immer täuschen, auch das meine. Vergleichen Sie die Identitätsmerkmale des Toten mit denen, die in Leslie Johnsons ehemaligem Büro für den sogenannten Nicholson vorliegen müssen. Wenn sie nicht inzwischen verschwunden sind.«
    »O Himmel!« Caroline geriet in neuen Schrecken.
    Elgin, der Sheriff und die beiden Polizisten schauten sich vielsagend an. »Jedenfalls sofort die telefonische und die schriftliche Meldung nach Calgary«, entschied Elgin. »Vielleicht haben wir hier den gesuchten Mörder. Warum er jetzt eine neue Untat plante, wird sich schwerlich mehr feststellen lassen. Auf Ihre Wertsachen, Doktor Bergen, konnte es der sogenannte Paul nicht abgesehen haben; die wären mit in den Abgrund gegangen. Ihre Person konnte kaum interessant für ihn sein, denn Sie gehören weder der Polizei an, noch hatten Sie irgendwelche schwerwiegenden Differenzen mit ihm – oder?«
    »Aber nicht im geringsten, bis er plötzlich den Wagen verrückt steuerte.«
    »Und Sie, Mister King?«
    »Was sollte ein Zeuge mit einem Vernehmer oder ein Vernehmer mit einem Zeugen je für persönliche Differenzen haben; das liegt außerhalb der gesetzlichen Möglichkeiten, und also scheint es irreal.«
    »Wovon reden Sie denn, King! Zwar sind wir gezwungen, die Mitglieder der Familie Bergen und Sie zu dem Vorfall liier zu vernehmen, aber ich sehe wirklich auch nicht den geringsten Anlaß zu persönlichen Differenzen dabei. Das liegt tatsächlich außerhalb des Möglichen oder Vorstellbaren.«
    »Sage ich ja.«
    Die Polizei beschlagnahmte auf Elgins Anweisung die Waffen des Toten. Da keine Schußverletzung vorlag, wurde die Waffenfrage nicht weiter geprüft.
    »Sie sind alle außer Verdacht. Fahren Sie weiter.«
    Joe nahm am Steuer Platz. Der Wagen gefiel ihm. Vater Bergen saß neben Joe, ohne gute Ratschläge zu erteilen. Jerome und Caroline im Fond blieben lange still. Endlich faßte Caroline zusammen:
    »Wenn wir Sie nicht gehabt hätten, Joe, könnten wir diesmal nicht wohlbehalten wieder auftauchen, sondern man hätte uns als Leichen im Wrack da unten in der Erdwüste gefunden… wenn überhaupt.«
    Hätte Joe ganz aufrichtig sein wollen, so hätte er antworten müssen: ›Ohne mich wäre Ihnen gar nichts geschehen. Sie hätten sich von einem gerissenen Gangster nach Frisco fahren lassen, und dann hätte Ihr Fahrer den Kontrakt gebrochen und wäre verschwunden. Für Sie viel einfacher, aber für andere Menschen verhängnisvoll.‹ Joe zog es vor zu schweigen.
    Er bat Vater Bergen, gleich nach New City und nicht erst auf die Reservation zu fahren, da Joe in New City noch Freunde aufsuchen wollte. Der Weg für die Familie Bergen verkürzte sich dadurch, und man war einverstanden. Das Interesse an der Reservation war durch die aufregenden
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