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Nacht über der Menschheit

Nacht über der Menschheit

Titel: Nacht über der Menschheit
Autoren: Robert Silverberg
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Kross.« Warshows Stimme klang müde. »Wir haben den Handel abgeschlossen. Sie haben freie Bahn. Jetzt lassen Sie mich bitte allein, ja?«
    Er begann, schneller zu gehen, aber der Rigelianer lächelte und hielt mit ihm Schritt.
    »Sie scheinen verstört zu sein, Commander.«
    Warshow starrte den anderen ungehalten an, während er sich wünschte, die rigelianische Last schnell loszuwerden. »Ich bin in höchst geheimer Mission unterwegs, Kross. Bestehen Sie darauf, mich zu begleiten?«
    Die dünnen Lippen öffneten sich zu einem Grinsen. »Überhaupt nicht, Commander Warshow. Ich dachte nur, ich bin so höflich und begleite Sie ein Stück, nur, um die Neuigkeiten auszutauschen. Schließlich, wenn Sie in vier Tagen fliegen, sind wir ja keine Rivalen mehr, und ...«
    »Genau«, sagte Warshow.
    »Was hört man so von Ihrem Mannschaftsmitglied, das bei einer Eingeborenen lebt?« fragte Kross urplötzlich.
    Warshow fuhr auf dem Absatz herum und funkelte den Mann an. »Nichts«, sagte er. »Haben Sie verstanden? Absolut nichts.«
    Kross kicherte, und Warshow war klar, daß er einen Punkt in dem kühlen, ja kalten Wettstreit zwischen Terranern und Rigelianern verloren hatte, zwischen Mensch und Menschensohn. Genetische Veränderungen waren für die Rasse des Domnik Kross verantwortlich: ein paar Chromosomen-Eskapaden auf einem kolonisierten Planeten, dazu etwas Inzucht über zehn Generationen, und eine neue Sub-Spezies war erschienen – eine fremde Sub-Spezies, die für ihre Vorfahren nur wenig Liebe aufbrachte.
    Sie erreichten eine Gabelung in der Straße, und der Commander wandte sich impulsiv nach links. Dankbar stellte er fest, daß Kross ihm nicht folgte.
    »Bis zum nächsten Jahr!« rief der Rigelianer.
    Warshow antwortete mit einem unverbindlichen Grunzen und ging weiter die verschmutzte Straße hinunter, glücklich, Kross so schnell losgeworden zu sein. Die Rigelianer, dachte er, sind üble Kunden. Sie waren stets eifersüchtig auf ihre Mutterwelt und deren Bewohner, stets bestrebt, einen Erdenmenschen auszustechen und die besseren Geschäfte auf einer Welt wie Kollidor zu machen.
    Wegen Kross, dachte Warshow, gehe ich jetzt hier entlang. Druck von den Rigelianern zwang die Erde, in der ganzen Galaxis präsent zu sein. Die Last des Erdenmenschen nannte man es inoffiziell. Einen Deserteur auf Kollidor zurückzulassen, würde das Prestige der Erde in der ganzen Galaxis gefährden – und die gerissenen Rigelianer würden dafür sorgen, daß das gesamte Universum davon erfuhr.
    Warshow fühlte sich in der Klemme. Während er zu der Wohnung kam, von der Falk behauptete, daß er darin lebe, spürte er, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief.
     
    »Ja, bitte?«
    Warshow stand an der Tür, ein wenig abgestoßen von dem Anblick und dem Geruch. Eine kollidorische Frau stand ihm gegenüber. Guter Gott, dachte er. Sie ist wahrlich keine Schönheit.
    »Ich bin ... Commander Warshow«, sagte er. »Von der Magyar, Matts Schiff. Darf ich hereinkommen?«
    Der schließmuskelartige Mund verzog sich zu etwas, von dem Warshow annahm, daß es ein freudiges Lächeln war. »Natürlich. Ich habe gehofft, daß Sie kommen. Matt hat viel von Ihnen erhält.«
    Sie trat in der Tür zurück, und Warshow trat ein. Die stechende Ranzigkeit des konzentrierten kollidorischen Geruchs beleidigte seine Nase. Es handelte sich um eine nicht bemalte Zwei-Zimmer-Wohnung; hinter dem Raum, in dem sie sich befanden, entdeckte Warshow einen weiteren, etwas größer und schmutziger, mit Kochgelegenheit. Verschmutztes Geschirr stapelte sich in einem Abwasch. Zu seiner Überraschung entdeckte er ein ungemachtes Bett in dem hinteren Raum – und ein weiteres in diesem Vorraum. Einzelbetten. Verwirrt runzelte er die Stirn und wandte sich an das Mädchen.
    Sie war fast so groß wie er und viel breiter in den Schultern. Ihre Haut war gelblich und dick, sah eher aus wie ein Fell als eine Haut; das Gesicht war rund und glatt, mit zwei runden, ausdruckslosen Augen, einem grotesken Nasenknubbel und einem Mund mit mehreren Lippenhäuten. Das Mädchen trug einen formlosen schwarzen Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Soweit Warshow informiert war, konnte sie gut und gerne die Schönste der kollidorischen Schönheiten sein – aber ihr Charme schien kaum in der Lage zu sein, in einem normalen Erdenmenschen Interesse zu erwecken.
    »Sie sind Thetona, stimmt das?«
    »Ja, Commander Warshow.« Stimme dumpf und tonlos, registrierte er.
    »Darf ich mich
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