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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern
Autoren: Ken Follett
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einzumachen!« sagte sie mehrmals, und es klang beinahe, als wäre dies für sie das Ungeheuerlichste an der ganzen Geschichte gewesen.
    »Jetzt ist ja alles vorbei«, sagte Eddie dann jedesmal, worauf sie heftig mit dem Kopf nickte. Doch er spürte, daß sie ihm nicht wirklich glaubte.
    Schließlich sah sie ihn an und fragte: »Wann mußt du wieder fliegen?«
    Da ging ihm endlich ein Licht auf: Sie hatte Angst davor, wieder allein gelassen zu werden, Angst vor den Gefühlen, die sie dann überkommen könnten. Eddie war erleichtert: Darüber brauchte sie sich nun wahrhaftig keine Sorgen zu machen. »Ich werde nicht mehr fliegen«, erklärte er. »Ich werde kündigen, denn andernfalls müßten sie mich vor die Tür setzen. Einen Ingenieur, der seine Maschine mit Absicht runterbringt, so wie ich, können sie nicht länger beschäftigen.«
    Da mischte sich Captain Baker, der einen Teil der Unterhaltung mitbekommen hatte, ein. »Lassen Sie sich von mir eines sagen, Eddie. Ich habe volles Verständnis für Ihre Handlungsweise. Man hat Sie in einen fast unlösbaren Konflikt gestürzt, den Sie nach bestem Wissen und Gewissen bewältigt haben. Mehr noch: Ich kenne keinen anderen, der das Ding so tadellos gedreht hätte wie Sie! Sie haben Mut und Klugheit bewiesen, und ich bin stolz darauf, mit Ihnen zu fliegen.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Eddie und spürte einen Kloß im Hals. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wieviel mir Ihre Worte bedeuten.« Aus dem Augenwinkel bemerkte er Percy Oxenford, der allein auf seinem Platz saß und seinen Schock noch nicht überwunden zu haben schien. »Ich glaube, Sir, wir sollten uns alle bei unserem jungen Percy bedanken. Er war‘s, der uns letztlich gerettet hat!«
    Percy hörte ihn und sah auf.
    »Ganz recht«, sagte der Captain, klopfte Eddie auf die Schulter und ging auf den Jungen zu, um ihm die Hand zu schütteln. »Percy, du bist ein Teufelskerl!«
    Percys Miene heilte sich merklich auf. »Vielen Dank«, sagte er.
    Der Captain setzte sich für einen Moment zu ihm, und Carol-Ann sagte zu Eddie: »Was wirst du tun, wenn du nicht mehr fliegst?«
    »Ich gründe das Geschäft, von dem wir immer geredet haben.«
    Ein Hoffnungsschimmer blitzte in ihren Augen, aber so ganz schien sie es noch immer nicht glauben zu wollen. »Können wir uns das denn leisten?«
    »Meine Ersparnisse reichen, um das Flugfeld zu kaufen. Für alles andere, was wir für den Anfang brauchen, nehme ich einen Kredit auf.«
    Carol-Anns Miene hellte sich zusehends auf. »Meinst du, wir könnten das Geschäft gemeinsam führen?« fragte sie. »Ich könnte mich ja um die Buchhaltung kümmern und Telefondienst machen, wenn du mit den Reparaturen und dem Auftanken beschäftigt bist.«
    Eddie nickte lächelnd. »Klar, zumindest bis das Baby kommt.«
    »Wie ein kleines Familienunternehmen.«
    Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. Diesmal zuckte sie nicht zusammen, sondern erwiderte sanft seinen Händedruck. »Wie ein Familienunternehmen«, meinte er, »Papa und Mama und später dann die Kinder.« Endlich lächelte sie.
    Als Diana Mervyn auf die Schulter tippte, legte Nancy gerade die Arme um ihn.
    Sie war außer sich vor Freude und Erleichterung – sie war noch am Leben, und der Mann, den sie liebte, war bei ihr! Blieb abzuwarten, ob Diana beabsichtigte, ihr diesen wunderbaren Augenblick zu vergällen … Ihre Absicht, Mervyn zu verlassen, war immer wieder ins Wanken geraten. Mervyn selbst hatte soeben erst bewiesen, wieviel ihm an ihr lag, indem er mit den Gangstern um ihre Rettung gefeilscht hatte. War Diana nun etwa gekommen, weil sie zu ihm zurückkehren wollte?
    Mervyn drehte sich um. Der Blick, mit dem er seine Frau bedachte, verriet Vorsicht. »Nun, Diana?«
    Ihr Gesicht war noch feucht von Tränen, dennoch wirkte sie entschlossen. »Wollen wir uns die Hände geben?« fragte sie.
    Nancy war sich nicht sicher, was die Frage bedeuten sollte, und Mervyns argwöhnischer Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, daß auch er im dunkeln tappte. Trotzdem gab er Diana die Hand und sagte: »Ja, natürlich.«
    Diana umschloß sie mit beiden Händen, und erneut kullerten
    Tränen aus ihren Augen. Nancy dachte: Jetzt sagt sie gleich: Laß es uns noch einmal gemeinsam versuchen! Doch dann hörte sie, wie Diana erklärte: »Viel Glück, Mervyn. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.«
    Mervyn wirkte ergriffen. »Ich danke dir, Diana. Das wünsche ich dir auch.«
    Und urplötzlich verstand Nancy, worum es ging: Die beiden
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