Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Bettkante.
    »Nein, nein, Mann«, sagte der Schwarze und verdeckte die Kamera, sodass man Parsons Gesicht nicht sehen konnte. »Hey, irgendwann trifft’s doch jeden. Du hast noch ’ne Nummer mit der Schwester geschoben. Es könnt schlimmer kommen. Nicht bewegen, hab ich gesagt, Mann. Rauslaufen tut’s zwar aufs Gleiche. Aber unnötig quälen brauchst du dich nich’.«
    Er nahm ein Kissen und drückte damit zu, sodass sein Oberarm dick und hart anschwoll wie ein Feuerhydrant, während Dwayne Parsons’ Körper zuckte wie ein gestrandeter Fisch. Dann trat der Mann mit der Waffe rasch einen Schritt zurück, feuerte zwei Schüsse auf das Kissen ab –
pop, pop –
und ging dann an der Kamera vorbei, die kurz das Haifischprofil erfasste, ein wuchtiges graues Kinn, einen funkelnden Goldzahn.
    In der Ferne schmetterte die Straßenband den »Fire House Blues«. Dwayne Parsons, dessen Kopf noch immer vom Kissen verdeckt wurde, lag auf dem Laken wie ein zertretener weißer Wurm.
    Die LaRose-Plantage lag weit draußen im Bezirk, fast bei St. Martinville. Das 1857 errichtete Hauptgebäude war staubfarben wie alte Austernschalen, die breite, mit Säulen bestandene vordere Veranda wurde von immergrünen Eichen überschattet, die bis zum zweiten Stock hinaufwuchsen. Hinter dem Haus befanden sich eine Reihe von Hütten, die einstigen Sklavenunterkünfte, in denen jetzt Heuballen eingelagert wurden, und die alte, aus Ziegelsteinen gemauerte Schmiede, die zum Reitstall umgebaut worden war. Die Bogenfenster waren noch mit den ursprünglichen Eisenläden verschlossen, an denen orangefarbene Rostschlieren herunterliefen wie Blut aus einer Wunde.
    Bootsie und ich fuhren am Laden der LaRose-Plantage vorbei. Die Fenster an der Vorderseite waren oxidiert und zerbrochen, Fässer voller Pecannüsse standen auf der mit einem Blechdach gedeckten Veranda links und rechts neben der mit Fliegengitter bespannten Doppeltür, durch die einst tausende verschuldeter Pächter gegangen waren, bis die Bürgerrechtsbewegung in den Sechzigerjahren der Fronarbeit für fünf Dollar am Tag ein Ende bereitet hatte. Dann bogen wir auf den von einem weißen Zaun gesäumten Fahrweg ein, der zur Rückseite des Hauses führte, wo das Gartenfest bereits in vollem Gange war. Vor den moosbehangenen Eichen und dem rosig angehauchten Himmel im Hintergrund bot sich ein malerischer Anblick, so als sollte uns allen bestätigt werden, dass der Altweibersommer unseres Lebens niemals zu Ende ginge.
    Während auf einer Reihe von Picknicktischen das Büfett aufgebaut wurde, forderte Buford alle zu einem kurzen Footballspiel auf, und er konnte selbst die unwilligsten Gäste dazu bewegen, ihre Getränke abzustellen und bei einer der beiden Mannschaften einzusteigen. Einige waren von der Universität in Lafayette, aber in der Mehrzahl handelte es sich um bekannte Leute aus der trügerisch unbekümmerten, geradezu karnevalesken Welt der Politik in Louisiana. Sie waren ganz anders als ihre Widersacher aus den Waldlandbezirken des Nordens – schlau, gebildet, unverhohlen hedonistisch, gesellig, und die Wahrung der Etikette war ihnen wichtiger als Ideologie.
    Es machte Spaß mit ihnen. Sie waren angeheitert vom Alkohol, vom Spiel aufgekratzt, und ihr Gelächter hallte jedes Mal zwischen den Bäumen wider, wenn sie einem weggeschlagenen Ball hinterherhetzten und sich lautstark auf den Hintern klatschten.
    Dann schlug ein mit einer weißen Jacke bekleideter Schwarzer eine Triangel an, und alle eilten frohgemut zu den Serviertischen.
    »Laufen Sie los, Dave! Ich werf Ihnen mal einen schweren zu!«, rief Buford, der den Football auf der offenen Hand balancierte. Er trug Tennisschuhe, eine weiße Bundfaltenhose und hatte die Ärmel seines pflaumenfarbenen Pullis um den Hals gebunden.
    »Danke, mir reicht’s«, sagte ich.
    »Markieren Sie nicht den alten Mann«, sagte er und holte mit dem Arm zu einem scharfen Wurf aus, lächelte dann und spielte mir locker einen hohen Pass zu, der genau in meinen Händen landete, so als habe er ihn in einem Korb versenkt.
    Er schloss zu mir auf und legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Wow, das fühlt sich ja an wie ein Sack voller Steine. Wie viel stemmen Sie denn?«, sagte er.
    »Gerade so viel, dass ich nicht aus dem Leim gehe.«
    Er nahm mir den Ball ab und warf ihn in Richtung der Stallungen. Er sah zu, wie er aufsprang und in der Dämmerung davonrollte, so als hänge er einem unfertigen Gedanken nach.
    »Dave, ich glaube, wir gewinnen nächsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher