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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde
Autoren: ANNE OLIVER
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anders. Mit Macht kehrte ihre Vernunft zurück. Kate lehnte sich gegen die Wand und befestigte mit zitternden Händen eilig ihren Schleier wieder, für den Fall, dass er bei seiner Rückkehr hier ebenfalls Licht machte. Dann bückte sie sich, tastete im Dunkeln nach ihren Sandaletten und schlüpfte hinein.
    Oh, Gott, was war da eben passiert?
    Nimm’s einfach mit, wenn dir danach zumute ist, Kate. Genau das war passiert. Sie hatte es mitgenommen. Und jetzt ließ es sich nicht mehr ändern. Was um Himmels Willen hatte sie getan? Mit einem Mann, den sie praktisch nicht kannte?
    Sie wusste nicht einmal seinen Namen.
    Vor Entsetzen schloss sie die Augen. Ihr gesunder Menschenverstand schien sie im Stich gelassen zu haben. Gib einfach Shakira die Schuld und denk nicht mehr dran – vorerst jeden falls.
    Als Erstes musste sie hier weg. Und zwar sofort.
    An der Garderobe des Hotels ließ sie sich ihre Tasche geben und schlüpfte am Pförtner vorbei nach draußen in die frische Nachtluft.
    Auf dem Weg zu ihrem Auto schickte sie Sheri-Lee eine SMS, dass sie wegen eines unerwarteten Zwischenfalls – nichts Schlimmes – leider wegmusste. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so Verrücktes, etwas so Verantwortungsloses getan. Ein eisiger Wind vertrieb alle verbliebene Hitze aus ihrem Körper. Noch nie hatte sie mit einem Mann einfach so Sex gehabt.
    Ohne eine Beziehung, die auf gegenseitiger Achtung, Aufrichtigkeit und Zuneigung gründete.
    Aber bei diesem Typen hatte sie nach einem einzigen Blick von ihm all ihre Grundsätze vergessen. Er hatte einen anderen Menschen aus ihr gemacht. Ein seltsames Gefühl stieg in ihr auf, sie fröstelte. Es war fast, als ob sie ihm nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele geschenkt hätte.

2. KAPITEL
    Damon stieß einen leisen Fluch aus, als er aus dem Bad kam und sah, dass das reizvollste Geschöpf, das ihm je über den Weg gelaufen war, fort war. Eigentlich hatte er nicht gleich am ersten Abend über die Stränge schlagen wollen, aber in diesem Fall wäre jeder Widerstand zwecklos gewesen. Dafür hatte er sie viel zu sehr gewollt.
    Natürlich könnte er nachsehen, ob sie noch da war, aber das hielt er für ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem wollte sie vermutlich nicht mehr von ihm, sonst wäre sie nicht so sang- und klanglos verschwunden. Schade, aber was soll’s.
    Er nahm sich ein Bier aus der Minibar und trat ans Fenster, um einen Blick auf das Gebäude zu werfen, in dem das Reisebüro untergebracht war, das er von seinem Onkel geerbt hatte. Und das, zumindest soweit er das sehen konnte, dringend ein neues Image brauchte. Natürlich nur, falls er sich durchringen konnte, es zu behalten.
    Doch anstatt sich um seine Erbschaft zu kümmern, war er in ihren seelenvollen Augen ertrunken.
    Plötzlich sah er Bonita vor sich. Bonita mit den schwarzen Augen, die sie von ihrem spanischen Vater geerbt hatte. Die schönen regelmäßigen Gesichtszüge stammten hingegen von ihrer ägyptischen Mutter. War es ein Wunder, dass er heute Abend auf dieselben körperlichen Merkmale reagiert hatte? Er trank einen Schluck aus der Flasche, aber das Bier schmeckte schal. Hilflos hatte er zusehen müssen, wie die Frau, die er geliebt hatte, gestorben war.
    Seitdem lebte er mit der Überzeugung, dass es nur eine einzige Art gab, einem derart schmerzhaften Verlust vorzubeugen: indem man einen großen Bogen um die Liebe machte. Wie zur Bekräftigung schlug er mit der Hand aufs Fensterbrett, bevor er sein Bier abstellte und ins Bad ging, um zu duschen. Nicht nur, aber auch, um den Geruch der Frau abzuwaschen, den er immer noch an sich trug. Damon bereute nichts, allerdings wollte er auch keine Erinnerung. Er war nach Sydney gekommen, um die Hinterlassenschaft seines Onkels zu ordnen. Wenn er damit fertig war, würde er wieder verschwinden.
    Am Montagmorgen war Kate zu spät dran. Das verdankte sie einer saftigen Erkältung, die sich in den frühen Morgenstunden des Sonntags unangenehm bemerkbar gemacht hatte. Ausgerechnet heute musste sie sich verspäten, wo sich für morgen doch Bryces Neffe vom anderen Ende der Welt angekündigt hatte. Bis dahin gab es noch jede Menge zu tun. Und der Verkehr an diesem Morgen glich einem Albtraum.
    Eigentlich hatte sie gestern schon ins Büro fahren wollen, um sicherzustellen, dass der Mann auch ja nichts auszusetzen fand. Aber dann hatte sie den ganzen Tag verschlafen. Oder es zumindest versucht. Wenn auch erfolglos, weil ihr die Erinnerung an einen anderen Mann den
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