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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde
Autoren: ANNE OLIVER
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Schlaf geraubt hatte.
    Kate Fielding hat einen One-Night-Stand gehabt.
    Und zwar einen echt heißen. Allein beim Gedanken daran bekam sie Schweißausbrüche. Sie bremste so hart vor einer roten Ampel, dass die Reifen quietschten. Der Fahrer hinter ihr hupte erbost.
    Himmel. Sie putzte sich die Nase und umklammerte das Lenkrad fester. Dieses Abenteuer tat ihrer Gesundheit gar nicht gut. Und ständig an diesen Typ zu denken, erst recht nicht. Sie würde ihn sowieso nie wiedersehen. Es hatte Spaß gemacht, Ende, aus.
    Wenn sie davon doch bloß ihren immer noch übersensibilisierten Körper überzeugen könnte.
    Entschlossen verbannte sie die Bilder aus ihrem Kopf. Höchste Zeit, dass sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte. Morgen früh müsste sie einem Mann gegenübertreten, den sie schon allein vom Hörensagen nicht mochte. Kate war entschlossen, ihm keinen Grund zu geben, an ihrer Arbeit herumzumäkeln.
    Vor drei Wochen war ihr Chef mit erst dreiundvierzig Jahren überraschend verstorben, was für das Reisebüro eine unsichere Zukunft bedeutete. Sieben Jahre lang hatte Kate hart an ihrer Karriere gearbeitet, und kurz bevor Bryce sie zu seiner Stellvertreterin ernennen wollte, war er gestorben. Jetzt musste sie sich ein weiteres Mal beweisen, und zwar einem Mann gegenüber, den sie nicht kannte und der wahrscheinlich keine blasse Ahnung von der Touristikbranche hatte. Zumindest nicht von Aus-sie Essential.
    Mit leicht überhöhter Geschwindigkeit fuhr sie auf ihren reservierten Parkplatz. Als sie die Zündung ausschaltete, fiel ihr Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Verdammt. Sie schnappte sich ihre Tasche und ging eilig durch den frischen Herbstwind über den Parkplatz. Dabei putzte sie sich wieder die Nase. Nur zehn Minuten Verspätung, aber immerhin.
    Normalerweise kam sie nie zu spät. Zuspätkommen war unprofessionell und zeugte von mangelnder Achtung anderen gegenüber. Die Absätze ihrer flachen Schuhe klapperten ungeduldig auf dem Asphalt.
    Beim Betreten des Gebäudes überprüfte sie in der Glastür kurz ihre Erscheinung. Sie zupfte am Saum der dunkelblauen Kostümjacke und rückte überflüssigerweise ihr Revers zurecht. Fuhr sich gewohnheitsmäßig mit der flachen Hand über das straff aus dem Gesicht gekämmte schwarze Haar, das eine Spange im Nacken zusammenhielt.
    „Hi, Deb!“ Sie lächelte ihre Kollegin an. Die einzige Kollegin, die weit und breit zu sehen war. „Was ist hier los? Wo sind sie die anderen?“
    „Hallo, Kate … äh …“ Debs Blick huschte zu dem großen Raum hinter ihnen, den sie als Besprechungsraum nutzten.
    Augenblicklich beschlich Kate eine böse Ahnung. „Oh, nein! Sag bloß nicht, dass er schon da ist.“
    „Er meint, er hätte gestern versucht, dich zu erreichen.“
    „Ach du meine Güte …“ Kate stöhnte. „Ich habe gestern den ganzen Tag verschlafen, und heute früh war ich so spät dran, dass ich glatt vergessen habe, meine Mailbox abzuhören.“ Sie musste niesen und schaffte es gerade noch, die Explosion mit einem Taschentuch einzudämmen. Die Erkältungskapseln wirkten kein bisschen. Ihr Kopf dröhnte, und ihre Beine waren bleischwer. „Er war doch erst für morgen angekündigt.“
    „Ich weiß.“ Deb zuckte die Schultern. „Er hat eine Personalversammlung einberufen. Sie sind alle da drin. Ich soll …“
    Kate warf ihr Taschentuch in den Papierkorb und nahm sich eine Handvoll Papiertaschentücher aus einer Schachtel auf ihrem Schreibtisch. „Was? Sag das noch mal. Er hat eine Perso nalversammlung einberufen?“
    „Er“ war der Mann, den Bryce nur ein paarmal nebenbei erwähnt hatte – sein Neffe. Der Weltenbummler und Abenteurer, der sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, an der Beerdigung seines Onkels teilzunehmen. Aber jetzt konnte er es offensichtlich kaum erwarten, endlich sein Erbe anzutreten.
    „Ja, und ich soll unterdessen hier Wache halten. Scheint so, als hätte er das Kommando übernommen.“
    Dazu hatte er kein Recht! In Bryces Abwesenheit hatte immer Kate das Reisebüro geleitet.
    „Ist alles okay, Kate?“, erkundigte sich Deb besorgt.
    Kate schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als ein scharfer Schmerz sie durchzuckte. Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab. „Na ja, ich lebe noch … irgendwie jedenfalls … aber vielleicht sollte ich da jetzt besser reingehen.“
    Beruhig dich, befahl sie sich. Sei professionell, sachlich und bestimmt. Und lass keinen Zweifel an deinen Fähigkeiten aufkommen. Sie bewaffnete sich mit
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