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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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stürzte ich mich auf die Frau auf dem Sofa. Meine Hände zuckten auf ihre Kehle zu, die Nägel voran.
    Ich stürzte geradewegs durch sie hindurch und rollte in die Dunkelheit hinaus.

    3
    I ch landete auf dem Marmorboden des Thronsaals.Es tat nicht weh. Ich wünschte, es täte weh. Ich ließ sogar die Faust auf den Boden krachen in der Hoffnung, der Schmerz würde durch mich hindurchfahren und die Rage aus meinem Hirn jagen, aber meine Hand prallte ab, als hätte ich auf ein Kissen eingeschlagen. Ich rappelte mich auf. Die mittlere Parze stand da und sah mir zu.
    »Schickt mich zurück«, sagte ich.
    »Eve, du «
    »Schickt mich sofort zurück! Ihr könnt mir das nicht zeigen und mich dann da rausholen, bevor ich irgendwas dagegen tun kann.«
    »Du kannst nichts dagegen tun«, sagte sie leise. »Es ist vorbei.
    Schon lang vorbei. Was du gesehen hast, war eine Erinnerung.«
    Ich rieb mir übers Gesicht. Eine Erinnerung. Ein Blick in die Vergangenheit. Ich starrte zu der weißen Wand hinüber, bis meine Gedanken wieder klar waren. Ich hatte keine Ahnung, wer diese Leute gewesen waren. Offensichtlich Serienmörder, wahrscheinlich bekannt dafür, aber ich hatte mich nie sehr für Verbrechen interessiert. In meiner Welt waren die Killer, deretwegen ich mir Sorgen machen musste, diejenigen, deren Namen in meinem kleinen schwarzen Buch standen nicht diejenigen, die in den Spätnachrichten auftauchten.
    Als ich aufsah, stand die alte Parze am Spinnrad, und ich wappnete mich in der Erwartung, sie würde eine Antwort auf ihre Bitte verlangen. Aber sie sah mich nicht einmal an. Sie schnitt einfach nur den Garnfaden ab, den die mittlere Parze für sie ausgemessen hatte, und gab ihn an einen geisterhaften Assistenten weiter. Dann übernahm die kindliche Parze die Aufgabe, das Spinnrad zu bestücken. Sie hob den Blick zu mir und sah rasch wieder nach unten.
    Welcher Zusammenhang bestand zwischen den beiden Mordserien? Waren es überhaupt zwei Mordserien? Es handelte sich ja schließlich nur um einen Geist, der aus den unteren Sphären entkommen war. Aber die zwei Frauen hatten sich ähnlich gesehen, und beide brachten Teenager um, also mussten sie wohl dieselbe Person sein. Für einen Menschen wäre derlei unmöglich gewesen, aber Paranormale sind anderen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossener.
    Ich wusste, ich sollte mir eine Theorie überlegen und sie den Parzen präsentieren, um sie mit meiner erstaunlichen Fähigkeit zur logischen Argumentation zu beeindrucken. Ich wusste das . . . und ich platzte mit dem ersten Gedanken heraus, der mir ins Hirn kam.
    »Vampir«, sagte ich.
    Die jüngste Parze spähte um das Spinnrad herum, das Gesicht zu einem Ausdruck verzogen, den jede Mutter sofort als
    »Hä?« erkannt hätte.
    »Zwei Mordserien, beide begangen von derselben Frau, die dazwischen nicht gealtert ist von Miniröcken und Riesenhaar zu, na ja, Miniröcken und Riesenhaar. Ähnliche Modestile, aber ganz entschieden fünfundzwanzig, dreißig Jahre dazwischen, und sie hat keine einzige Falte gekriegt. Sie muss ein Vampir sein. Die meisten Vamps bleiben bei der Tötungsrate, die sie brauchen, aber es gibt immer welche, die Geschmack an der Sache finden, und «
    Die Alte übernahm. »Sie ist kein Vampir, Eve. Wir haben unsere Methoden, mit Vampirgeistern fertig zu werden was du wüsstest, wenn du auch nur das geringste Interesse an der Welt um dich herum hättest. Versuch’s noch mal.«
    Die hellen Augen der alten Parze spießten mich auf wie einen Schmetterling auf einer Filzmatte. In meiner Schulzeit hatte ich sehr wenig Achtung vor meinen Lehrern und vor Erwachsenen generell gehabt. Nur einer einzigen Lehrerin war es jemals gelungen, mich in Verlegenheit zu bringen. Sechste Klasse. Mrs.
    Appleton, der Typ sauertöpfische alte Frau, deren Blick allein das Selbstwertgefühl zum Bröckeln bringt, der immer aussieht, als erwarte sie sehr wenig von einem und würde nie enttäuscht.
    Die alte Parze beherrschte diesen Ausdruck bis zur Perfektion.
    »Äh, also, ich . . . « Ich stellte mich gerade hin. »Okay, also, ich weiß nicht viel übers Zeitreisen . . . « ich fing ihren Blick auf ». . . aber ich weiß, das ist es nicht, was hier los ist. Also dürfte die Erklärung . . . «
    Ich studierte ihren Gesichtsausdruck. Keinerlei Hinweise.
    Einfach weiterreden also.
    ». . . Reinkarnation sein«, sagte ich.
    Die Alte verwandelte sich in die jüngere Frau. »Was weißt du über Reinkarnation, Eve?«
    Ein blitzschneller Wechsel, und

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