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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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in seine Hölle zurückzuschicken. Deshalb haben die Götter sie ja auch hierher gesandt, um uns zu helfen, um mir zu helfen …
    Wieder lachte der Wächter.
    »Und Ihr wolltet schauen, wie sie aussieht, eh?«
    »Ja – ja.« Tiamu nickte heftig und fragte sich, was sie hier machte, wie sie fertig bringen wollte, weshalb sie gekommen war. Kehr um, mahnte sie sich. Überleg dir was. Aber vielleicht werde ich heute Abend schon als Opfer ausgewählt!
    »Sie ist auch nur eine Frau«, sagte der Wächter, »eine Fremde noch dazu. Seht jetzt lieber zu, dass Ihr von hier …«
    »Wächter!« brüllte eine Frauenstimme gebieterisch. »Komm her, du, der du dich Soldat nennst, und füll mir meinen Wasserbecher!«
    Tiamu sah, wie das Gesicht des Mannes sich verfinsterte. Er drehte sich um und der dritten Zelle zu ihrer Linken zu. »Du hast dein Wasser bekommen, Hyrkanierin. Wart bis zum Abendessen!«
    »Willst du mich verdursten lassen, Hund? Das wird Hefei nicht gefallen! Also gib mir schon Wasser!«
    Der Wächter fluchte etwas Unverständliches und wandte sich wieder Tiamu zu. »Geht jetzt, Mädchen! Lauft!«
    Verängstigt rannte Tiamu den Weg zurück, den sie gekommen war. Ihre Sandalen klapperten auf dem harten Steinboden.
    Am Fuß der ersten Treppe, außer Sicht- und Hörweite des Soldaten, blieb sie jedoch stehen. Was hatte sie erreicht? Kehrte sie zurück, würden die gleichen Ängste, dieselbe Unsicherheit sie wieder quälen. Zitternd drehte sie sich um und schlich zu dem fackelerhellten Kerkergang zurück. Vielleicht würde der Soldat wieder einschlafen …
    Nein, er brüllte wütend, und seine abscheulichen Verwünschungen echoten im Korridor. Die Gefangene antwortete mit nicht weniger hässlichen Flüchen.
    Ganz vorsichtig spähte Tiamu in den Gang. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr und dem Gesicht der Zelle der Rothaarigen zugewandt. Da sah sie die Frau. Ihre blauen Augen funkelten in einem von einer wilden roten Mähne eingerahmten Gesicht. Beide Hände umklammerten die Gitterstäbe einer Öffnung unmittelbar über der Zellentür.
    »Trau dich her, feiger Hund!« knurrte sie auf den Mann hinunter. »Versuch es – öffne die Tür und sieh, wie es dir ergeht. Ich stopf dir den fauligen Mund mit deinem eigenen Stahl!«
    Der Wächter brüllte plötzlich vor Lachen. Er griff nach der Weinflasche und goss die Hälfte des verbliebenen Rests in die Kehle. Dann zog er einen hölzernen Hocker vom Tisch, stellte sich darauf und fuchtelte mit der Flasche dicht vor dem Gesicht der Frau.
    »Du versuchst mich herauszufordern, Weibsstück!« rief er, immer noch lachend. »Aber du überlistest mich nicht – die Tür ist verschlossen und das wird sie auch bleiben. Durstig, Hexe?« Er schüttelte die Flasche. »Das ist guter Wein, aber nicht für eine fluchende Schlampe wie dich!«
    Plötzlich schrie der Wächter gellend, als etwas Silbriges durch die Gitterstäbe geradewegs in sein Auge stieß. Während er eine Hand zum Gesicht hob, kippte er nach hinten.
    Tiamu schrie ebenfalls.
    Der Mann schlug mit dem Hinterkopf auf dem Steinboden auf, und seine Rüstung klirrte.
    Tiamu blickte entsetzt auf seine Leiche, dann zu der vergitterten Öffnung über der Tür. Die Rothaarige hielt sich mit einer Hand an einem Gitterstab fest, während die andere einen kurzen Dolch zurückzog.
    »Nimm seine Schlüssel, Mädchen!« zischte sie. »öffne die Tür. Tust du es nicht, werfe ich dieses Messer – und ich treffe gut genug, dich zu töten!«
    Tiamu stand wie erstarrt.
    »Mach schon!«
    Völlig verängstigt tat Tiamu wie geheißen. Mit weichen Knien ließ sie sich neben die Leiche fallen und bemühte sich mit zitternden Fingern den großen Schlüsselring von des Wächters Gürtel zu lösen. Sie vermied es, auf das entstellte Gesicht des Toten zu blicken.
    »Verdammt! Beeil dich!«
    Schluchzend gelang es Tiamu endlich, den Ring freizubekommen.
    »Bring die Schlüssel hierher, Mädchen! Finde den, der die Tür öffnet!«
    Tiamu versuchte es. Sie fummelte, und die Schlüssel klirrten. Sonja stöhnte von der Anstrengung, sich am Gitter festzuhalten. Tiamu schrie verzweifelt auf und versuchte weitere Schlüssel. Da fluchte Sonja. Sie verlor den Halt und fiel auf den Boden. Tiamu steckte einen weiteren Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und hörte ihn klicken.
    Sonja stieß die Tür auf. Verängstigt blieb Tiamu stehen, wo sie war, als die Frau herauskam und das blutige Messer auf sie richtete. Sonja humpelte – nicht von einer Verletzung,
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