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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir
Autoren: Guillaume Musso
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wieder ein Netz. Er rief Madeline dreimal an, doch sie antwortete nicht. Er war noch weit von ihrem Treffpunkt entfernt und wusste nicht, wo sie sich aufhielt.
    Er wusste nicht weiter.
    Und wenn …
    Er beschloss, Madelines Handy zu orten, so wie sie es mit dem von Alice gemacht hatten.
    Er aktivierte den Navigator seines Smartphones.
     
    GEBEN SIE BITTE IHREN BENUTZERNAMEN EIN
     
    Das war einfach, Madelines Mailadresse kannte er ja auswendig.
     
    GEBEN SIE JETZT BITTE IHR PASSWORT EIN
     
    Zwei Stunden vorher hatte sie sich noch geziert! Er tippte violette1978 und wartete, bis er einen Punkt auf seinem Display blinken sah. Madeline war nur einen Kilometer von ihm entfernt, etwas weiter südlich, direkt am Meer. Er wartete erneut ein paar Sekunden, bis er feststellte, dass sich der Punkt bewegte.
     
     
    Madeline rannte, so schnell sie konnte, gegen das Schneetreiben an. Lieber krepieren, als aufgeben. Nicht jetzt, nicht so nahe am Ziel. Sie verließ das Ufer, um eine Abkürzung über einen Parkplatz zu nehmen, und bog dann in eine der Straßen, die zur Hauptverkehrsader von Little Odessa führte.
    Das Viertel, das eigentlich Brighton Beach heißt, verdankt seinen Spitznamen der Tatsache, dass die ersten jüdischen Einwanderer aus der Nachkriegs-Sowjetunion eine Ähnlichkeit in der Bucht von New York und der des Seebads Odessa am Schwarzen Meer feststellten.
    Madeline sah sich um: Sie befand sich auf der Brighton Avenue, im Herzen der russischen Enklave. Unter der Hochbahn gab es Dutzende von kleinen Läden mit Schildern in kyrillischer Schrift. Trotz der Witterungsverhältnisse war der Ort sehr belebt.
    Sie schaute sich um, damit sie keine mögliche Spur, keinen verdächtigen Wagen übersehen würde …
    Nichts.
    Sobald sie langsamer ging, nahmen ihre Schmerzen wieder zu. Überall hörte sie Stimmen, man schien über sie zu reden.
    Als sie ihr Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe sah, verstand sie, warum. An ihrer Jacke fehlte der linke Ärmel, der Notverband hatte sich gelöst, und sie blutete stark.
    Sie konnte ihren Weg nicht orientierungslos und blutüberströmt fortsetzen. Sie betrat einen Delicatessen -Laden an der Ecke zur 3rd Street. Während im vorderen Teil des großen Lebensmittelgeschäfts Vitrinen voller Pasteten in Teigkruste, Fleischbällchen, Störfilets und anderer, vor allem russischer Spezialitäten standen, wurden im hinteren Teil Toilettenartikel verkauft. Madeline nahm ein Fläschchen mit siebzigprozentigem Alkohol zum Desinfizieren und mehrere Päckchen Wundkompressen und Mullbinden. Sie wartete an der Kasse hinter einem Mann, der Mineralwasser und Kekse bezahlte.
    Er fragte etwas und deutete auf den Kühlschrank hinter der Theke.
    Die Verkäuferin holte eine kleine Flasche mit Erdbeermilch heraus.
    Und plötzlich wurde ihr alles klar.
    Unglaublich!
    Madeline warf einen Blick auf die Keksschachtel. Es waren Schokoplätzchen mit Vanillefüllung.
    Marke Oreo.
     
     
    Ihr Herz überschlug sich. Sie ließ ihre Einkäufe an der Kasse zurück, um dem Mann auf die Straße zu folgen. Es war ein großer, kräftiger Bursche, eine Art Rugbyspieler mit Bauch und rundem Gesicht, durchzogen von geplatzten Äderchen. Mit schweren Schritten lief er zu einem weißen Kastenwagen, der ganz in der Nähe geparkt war.
    Langsam zog Madeline die Pistole aus ihrer Tasche. Wie zum Gebet legte sie die Hände um den Griff und wartete, bis sie den Mann genau in der Schusslinie hatte, bevor sie brüllte:
    »Freeze! Put your hands overhead!«
    In diesem Moment wusste sie, dass sie ihn töten würde, weil er die Hände natürlich nicht heben würde, um sich zu ergeben. Er würde versuchen zu fliehen, das war seine einzige Chance.
    Und genau das tat Juri. Er öffnete die Wagentür und …
    Madeline betätigte den Abzug, doch es passierte nichts. Sie drückte immer wieder ab, bis ihr klar wurde, dass ihr Magazin leer war.
    Jonathan lief die Straße hinunter, die von der Hochbahn geschützt war, als sein Handy vibrierte. Madeline meldete sich und schrie:
    »Der weiße Kastenwagen!«
    Er hob den Kopf und entdeckte Madeline etwa zwanzig Meter vor sich. Die Waffe vorgestreckt, machte sie ihm hektisch Zeichen, deren Bedeutung er nicht verstand.
    Nur, dass er sich beeilen sollte.
    Dass ein Revolver in seiner Jeanstasche steckte.
    Und dass von Anfang an feststand, dass diese Geschichte ein blutiges Ende nehmen würde.
    Er griff nach Dannys Colt, lud ihn durch und rannte auf den Kastenwagen zu, der soeben mit quietschenden
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