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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir
Autoren: Guillaume Musso
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mindestens hundert Jahre alt sein. Sie entdeckte eine Verbindungsstelle zwischen zwei Rohrteilen, an der das Eisen stark verrostet war.
    Sollte dieses Ding nachgeben, dann genau dort!
    Sie trat immer wieder gegen das Verbindungsstück. Das Rohr würde nicht halten, dessen war sich Alice sicher. Dummerweise machte ihre Attacke gegen die Leitungen großen Lärm. Sie konnte nur hoffen, dass der Russe nicht in der Nähe war …
    Doch was hatte sie schon zu verlieren?
    Fest entschlossen sammelte sie ihre letzten Kräfte, um die Schweißnaht zu bearbeiten. Und schließlich brach die Wasserleitung an ihrer Schwachstelle.
    Alice stieß einen triumphierenden Schrei aus.
    Ihrer Fesseln entledigt, drehte sie sich um und …
    Die bedrohliche Gestalt von Juri stand im Türrahmen. Der Mund in seinem aufgedunsenen Gesicht verzog sich zu einem gemeinen Grinsen.
    »Meine kleine Matrioschka …«, sagte er und trat auf sie zu.
    Alice heulte auf wie ein Tier und brach ohnmächtig zusammen.
     
     
     
     
    Manhattan
     
    Madeline und Jonathan traten aus dem Wohnblock. Der Himmel war tiefgrau, noch immer tobte der Blizzard. Seit fast zwölf Stunden schneite es jetzt ununterbrochen. Die weiße Pulverschicht war inzwischen schon über dreißig Zentimeter dick, und nichts deutete darauf hin, dass es nicht noch mehr Schnee geben würde. Im Gegenteil, die schweren Flocken tanzten einen immer wilderen Reigen. Vor allem die Fußgänger hatten Mühe, voranzukommen, behindert durch die eisigen Böen, die in ihre Gesichter peitschten.
    »Wie kommen wir nach Coney Island?«, wollte Madeline wissen.
    »Lass uns die U -Bahn nehmen. Auf der anderen Straßenseite ist eine Station.«
    Für Jonathan, der lange in New York gelebt hatte, war Schnee nichts Außergewöhnliches, das Ausmaß des Blizzards aber hatte die Stadtverwaltung wohl überrumpelt.
    Sogar auf der breiten 14th Street war ein Bus stecken geblieben. Die Taxis schlitterten über die Straße, und ein tollkühner Radfahrer legte einen denkwürdigen Sturz hin. Die Schneepflüge räumten lediglich die großen Verkehrsadern frei. Vermutlich gab es wegen der bevorstehenden Feiertage zu wenig Personal.
    Madeline und Jonathan stiegen die Treppe zur U -Bahn hinunter, die zur reinsten Rutschbahn geworden war.
    »Bei diesen Schneemassen bricht innerhalb kürzester Zeit das totale Chaos in der Stadt aus«, meinte Jonathan besorgt.
    Wegen der vielen Verspätungen herrschte auf dem Bahnsteig großes Gedränge. Nur mit Mühe konnten sie sich in einen der Wagen zwängen.
    »Ist es weit von hier?«, fragte Madeline mit einem Blick auf ihre Uhr.
    »Wir müssen am Union Square umsteigen. Von dort aus ist es noch knapp eine Stunde.«
    »Und mit dem Auto?«
    »Normalerweise um die zwanzig Minuten, aber nicht an einem Tag wie heute.«
    Der Zug fuhr sehr langsam und blieb mehrmals stehen. Und so brauchten sie eine halbe Ewigkeit, um die Entfernung zwischen drei Stationen zurückzulegen.
    Erneut auf dem Bahnsteig, packte Madeline Jonathan am Arm.
    »Küss mich!«, sagte sie und nutzte die Umarmung, um ihre Pistole, ohne von den Überwachungskameras erfasst zu werden, in Jonathans Jeanstasche zu stecken.
    »Was soll ich damit?«
    »Du fährst mit der U -Bahn weiter, und ich versuche mein Glück auf der Straße.«
    »Das ist Wahnsinn, Madeline! Außerhalb von Manhattan wird der Verkehr völlig blockiert sein.«
    »Ich hab da so eine Idee«, sagte sie. »Der Erste, der vor Ort ist, weiß, was er zu tun hat. Take care .«
    Er protestierte, doch es war zwecklos.
     
     
    Es war so finster draußen, als wäre es Nacht. Der Union Square war fast menschenleer, die wenigen Autos hatten ihr Warnblinklicht eingeschaltet und fuhren im Schritttempo. Auf den Dächern der Taxis leuchtete das Signal »Off duty«. Nur Geländewagen konnten noch problemlos fahren. Am Anfang der Park Avenue entdeckte Madeline eine Limousine, die im Schnee stecken geblieben war. Sie wartete ganz in der Nähe, dass einer der Ford Explorer der Polizei anhielt, um sie abzuschleppen. Sobald die beiden Beamten ausgestiegen waren, kletterte Madeline auf den Fahrersitz.
    »He!«, schrie einer der Polizisten.
    Sie drehte den Zündschlüssel um und gab Gas. Der Wagen musste Tonnen wiegen und war fast fünf Meter lang. Auf alle Fälle war er sehr stabil. Madeline legte den Sicherheitsgurt an und stellte Sitz und Spiegel ein. Inzwischen kannte sie das Viertel gut genug, um zu wissen, dass sie in Richtung Südost fahren musste. Auf dem Navigationsgerät gab
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