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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir
Autoren: Guillaume Musso
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Street.«
    Ein Abschleppplatz. Ein möglicher Ort, wo man sie gefangen halten konnte. Die Spur wurde interessant.
    »Ist er heute im Dienst?«
    »Nein, er ist bei seinen Eltern in Stuyvesant Town.«
    Madeline wandte sich an Jonathan, den Spezialisten in Fragen der Stadttopographie.
    »Das ist nicht sehr weit, ganz im Osten, zwischen 14th und 23rd Street.«
    Sie klopfte zweimal an die Scheibe, die sie vom Fahrer trennte.
    »Hast du verstanden, Fangio?«
     
     
    Stuyvesant Town war eine große, verzweigte Wohnsiedlung aus Apartmenthäusern, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden war. Da die Mieten staatlich kontrolliert waren, konnten hier trotz der stark angestiegenen Immobilienpreise Generationen von Polizisten, Feuerwehrleuten, Lehrern, Krankenschwestern weiter im Herzen von Manhattan leben.
    Unter Anleitung von Maya bahnte sich das Taxi seinen Weg zwischen den Wohnblocks hindurch.
    »Hier ist es, im neunten Stock, zweite Tür rechts vom Aufzug.«
    »Du begleitest uns. Und du, zieh Leine!«, befahl sie dem Taxifahrer, der losfuhr, ohne das ihm zustehende Restgeld zu verlangen.
    Madeline trat gegen die Tür der Sozialwohnung, bis sie nachgab. Die Expolizistin hatte nicht nur ihre alten Reflexe wiedergefunden, sondern auch ihre Entschlossenheit. Ihre Neigung, sofort zur Tat zu schreiten, beunruhigte Jonathan, auch wenn er wusste, dass es die conditio sine qua non war, um Alice zu finden.
    In der Wohnung war niemand bis auf besagten Anthony, der noch tief und fest schlief. Bevor er richtig wach war, fand er sich im Adamskostüm auf seinem Bett sitzend wieder – der Lauf einer Pistole auf seine Hoden gerichtet.
    Er war groß und schlank, mit Waschbrettbauch und Rapper-Tätowierung auf Brust und Armen. Sein erster Reflex war, seinen Penis unter den Händen zu verbergen, doch Madeline zwang ihn, sie hochzuhalten.
    »Wenn du nicht willst, dass ich deine Black Mamba in die Luft sprenge, dann beantwortest du meine Fragen, verstanden?«
    »Verstanden.«
    Jonathan hielt ihm Alices Handy vor die Nase.
    »Das hab ich gefunden.«
    »Wo gefunden?«
    »In einer Kiste, die ich vorgestern Abend abgeschleppt habe.«
    »Und was war das für ein Wagen?«
    »Ein riesiger nagelneuer Dodge«, erklärte Anthony. »Es lag unter einem der Rücksitze.«
    »Und wo hast du den Dodge abgeschleppt?«
    »Auf Coney Island.«
    »Etwas genauer bitte!«, drängte Jonathan ihn. »Nenn uns den Namen der Straße.«
    »Das weiß ich nicht mehr! In der Nähe vom Strand. Neben der alten Geisterbahn. Nicht sehr weit vom Hotdog-Stand entfernt. Da waren Hunde auf dem Grundstück gegenüber, die bellten die ganze Zeit wie verrückt …«
    Jonathan konsultierte die Karte auf seinem Smartphone.
    »Hier?«, fragte er und deutete auf einen Punkt.
    »Noch etwas näher am Meer. Da, auf der rechten Seite …«
    Madeline speicherte die Koordinaten.
    »Auf geht’s!«, sagte sie und stürmte aus dem Schlafzimmer.


    Kapitel 37
    Heißes Blut
    … so wie sich ein Tier ins Dunkel verkriecht, um zu sterben, so strebt der Mensch, denke ich, zum Licht.
    Graham Greene,
Der dritte Mann
     
     
     
     
    Coney Island
    10 Uhr morgens
     
    Alice war von Kopf bis Fuß schweißgebadet. Dicke Tropfen rannen ihr übers Gesicht. Sie senkte den Blick und entdeckte einen rötlichen Fleck an ihrer Trainingshose. Ihre Nieren bluteten. Das Ende nahte. Obwohl sie noch immer von Fieber geschüttelt wurde und benommen war, vermochte sie plötzlich einen klaren Gedanken zu fassen.
    Nicht sterben, bevor du nicht alles versucht hast …
    Sie spürte, dass sich die Fesseln an ihren Fußgelenken ein wenig gelockert hatten. Nicht genug jedoch, um sich ganz von ihnen befreien können. Ihre Beine waren schwer. Am Boden liegend, versuchte sie, ihre Unterschenkel zu heben und auf das gemauerte Podest der Toilette zu legen. In dieser Position begann sie, die Nylonschnüre an der Mauerkante zu reiben, die uneben und an manchen Stellen regelrecht gezackt war.
    Total verschwitzt und mit Krämpfen in den Beinen, setzte sie die Bewegung etwa eine Viertelstunde fort, bis …
    … die Fußfessel nachgab!
    Sie war wie elektrisiert durch diesen kleinen Sieg und die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit. Ihre Hände waren zwar immer noch an das Wasserrohr gekettet, aber nichts schien jetzt mehr unmöglich. Sie setzte sich auf den Boden und streckte die Beine, um ihre verkrampften Muskeln zu lockern. Trotz des schwachen Lichts nahm sie die Leitungen näher in Augenschein. Das ganze System musste
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