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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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nicht verstehen konnte.
    »Es wird sich zeigen«, sagte ich. Ich erwiderte den Blick. »Ich bin ja noch einigermaßen jung – alter Freund.«
    »Wie du meinst«, antwortete Jurran; den Seufzer konnte ich noch recht gut hören. »Was hast du mitgebracht?«
    Ich zählte auf, was das Schiff geladen hatte, und Jurran zeigte sich gebührend beeindruckt.
    »Und sonst?«
    Es war an der Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken. Ich holte eine Probe aus der Tasche, und stieß eine Verwünschung aus. Das Zeug hatte den Stoffbeutel, in dem ich es verwahrte, völlig verschmutzt.
    »Was soll das sein?«
    Ich schüttete die Reste auf den hölzernen Tisch.
    »Das Zeug haben wir Piraten abgenommen«, erklärte ich. »Die wußten nicht, worum es sich handelt – aber sie schworen, daß der Kauffahrer, dem sie es abgenommen haben, diese Kisten bewacht hatte wie nichts sonst auf seinem Schiff. Folglich sollte der Stoff zu irgend etwas nutze sein.«
    Jurran schüttelte fassungslos den Kopf. Er nahm einen der blauglänzenden Brocken auf, schnupperte daran, ritzte das Material mit dem Nagel und bestaunte den Kupferglanz auf der frischen Bruchfläche.
    »Und wenn sich der Kauffahrer geirrt hat?«
    »Ist der Gewinn eines Jahres dahin«, sagte ich leichthin. Auf meine Nase hatte ich mich bisher stets verlassen können.
    »Das Zeug kannst du niemandem verkaufen«, sagte Jurran. »Ich werde nicht so verrückt sein, davon zu essen. Außerdem verdreckt es alles – der Beutel ist ganz blau.«
    »Die Farbe wird sich wohl wieder auswaschen lassen«, sagte ich. »Vielleicht ist es eine Medizin.«
    »Und wenn nicht?« fragte Jurran weiter und rieb mißmutig an dem Beutel herum, in dem ich die Probe verwahrt hatte. Bei einigen Regenschauern war alles recht naß geworden, auch der Beutel samt Inhalt.
    »Dann ist der Beutel verloren«, sagte ich ärgerlich. Ich hielt inne.
    »Bei allen Meeresgeistern«, stieß ich hervor. »Die Ballen mit den Tuchen liegen genau unter den Kisten mit…«
    Jurran wurde so weiß wie der Sand, mit dem die Mägde die Wirtshaustische zu scheuern pflegten.
    »Dann ist die Ladung vollständig verdorben!« ächzte er.
    »Heda, Wirt, bring einen Bottich voll Wasser her, heiß, und einen Napf Seife.«
    »Bist du übergeschnappt?« fragte Jurran. »Du kannst dich doch nicht hier waschen? Wozu gibt es Badehäuser? Außerdem…«
    »Dort sind die Frauen hübscher, ich weiß«, wehrte ich ab. »Beeile dich!«
    Der Wirt erfüllte meine Bitte, mißmutig zwar, aber geschwind.
    »Jetzt wird es sich zeigen«, sagte ich. Ich begann den Beutel zu säubern. Er hatte allerlei mitgemacht, und natürlich war auch ich nicht auf die Idee gekommen, einen nichtsnutzigen Leinenbeutel großartig zu waschen. Entsprechend düster sah das Wasser im Bottich am Ende der Prozedur aus.
    »Es bleibt blau«, stellte ich fest. »Auch heißes Wasser und Seife ändern nichts daran. Nicht die geringste Spur von Blau im Wasser.«
    »Ich begreife nicht, was daran so erfreulich sein soll.«
    Ich lächelte überlegen.
    »Was der Kauffahrer gehütet hat wie einen Schatz, ist nichts weiter als eine waschechte Farbe für Stoffe – ein bislang unbekanntes Mittel für unsere Färberzunft. Sieh dir dieses kräftige Blau an – und es wäscht nicht aus.«
    Jetzt begriff auch Jurran. Über sein Gesicht flog ein strahlendes Grinsen.
    »Dann sind wir gerettet«, stieß er hervor.
    »Mehr als das«, entgegnete ich. »Wir sind gemachte Leute.« *
    Acht Sklaven schleppten die schwere Last mit größter Vorsicht. Die Amphoren hatten ein stattliches Alter, wie aus den Siegeln hervorging, und die Sklaven wußten, daß ich sie hart bestrafen würde, wenn sie eines der unersetzlichen Gefäße fallen ließen.
    Volcar hatte mich zu sich rufen lassen. Genauer gesagt, ich hatte seinen Zeremonienmeister bestochen und war so in den Genuß einer Einladung gekommen. Volcar kannte mich gar nicht; so weit hinab in die Hefe des Volkes reichte sein Erinnerungsvermögen nicht. Beim letzten Mal, da ich ihn leibhaftig gesehen hatte, war ich ein Knirps gewesen, der lieber traurig Zuckerstangen hinterherschielte als sich um die Hoheit des Königs zu bekümmern, mochte es für soviel Respektlosigkeit und Verfressenheit auch Hiebe des Ziehvaters regnen.
    Über Nykor lastete ein Gewitter, das sich wahrscheinlich erst im Lauf der Nachtstunden entladen würde. Erstes Wetterleuchten am Horizont deutete auf einen heftigen Gewittersturm hin.
    Der Weg hinauf zur Königsburg war in den vergangenen Jahren von
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