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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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Verletzungen gegeben.
    Das Schiff wendete. Die Hafeneinfahrt lag jetzt genau vor dem Bug. Die ersten Neugierigen hatten uns auf großer Entfernung gesehen und am Wimpel über dem Krähennest erkannt, welches Schiff da zurückkehrte.
    »Mehr nach Backbord!«
    Drei Schiffe, hintereinander in Kiellinie, kamen uns entgegen. Sie lagen tief im Wasser, bis an die Decken der Laderäume mit den Gütern beladen, die Nykerien lieferte. Diesen Schiffen hatten wir auszuweichen.
    Ich sah den Seeleuten bei der Arbeit zu, während ich meinen Gedanken nachhing.
    Sie waren nicht besser geworden, als das Schiff nach geraumer Zeit am Landungssteg festgemacht wurde. Während die Seeleute die Halteleinen mit ihren besonderen Knoten sicherten, stieg ich über die Planke an Land.
    Gelächter kam auf, als ich die ersten Schritte machte – nach dem ewigen Schaukeln des Schiffes, an das ich mich längst gewöhnt hatte, wirkte nun der feste Boden seltsam unruhig und schien unter meinen Füßen zu schwanken.
    Ich kümmerte mich nicht weiter um die Gaffer und ging weiter. Daß mich jemand erwartete, war nicht anzunehmen – seit ich zurückdenken konnte, hatte nie jemand auf mich gewartet, wenn ich von irgendwoher zurückkehrte. Ankommende Schiffe waren im Hafen von Nykor nichts Ungewöhnliches, daher war die Menschenmenge, die sich an der Landungsstelle drängte, recht klein. Ich erkannte einige Angehörige von Besatzungsmitgliedern; in der hintersten Reihe stand jemand und hielt offenkundig nach mir Ausschau – Jurran, mein Geschäftspartner, der in meiner Abwesenheit mein Vertreter gewesen war.
    Sein Handschlag war fest, sein Blick offen und frei, der Mund zeigte ein Lächeln. Ich folgerte daraus, daß er meine Abwesenheit nicht dazu genutzt hatte, mich in den Ruin zu treiben.
    »Willkommen in der Heimat, Necron«, sagte er strahlend und schlug mir auf die Schulter. »Komm, laß uns einen Schluck zur Begrüßung trinken.«
    Eine Schänke war rasch gefunden. Der Wirt hatte früher selbst ein Schiff geführt. Sein Schiff und seine Mannschaft hatte ein Sturm verschlungen; das linke Bein hatte einem Raubfisch als Nachtmahl gedient. Er hatte sich ein Holzbein anfertigen lassen, mit dem er geschäftig durch die Tischreihen humpelte. Ohne das lärmende Holzbein und die dazugehörige Schauergeschichte hätte sich der Gasthof schwerlich solchen Zuspruchs erfreut.
    Er erkannte mich sofort wieder. Die Erinnerung an manche großzügige Zeche ließ sein Gesicht strahlen. Unaufgefordert schleppte er einen Krug und zwei hölzerne Becher heran.
    »Nur für euch«, sagte er augenzwinkernd. »Vom Besten!«
    Für Gefühlsüberschwang war die Zeit nicht recht. Ich kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Wie stehen die Geschäfte?« fragte ich.
    »Wir können uns trennen«, berichtete Jurran. »Wenn ich dir dein Geschäft zurückgebe und du mir meinen Anteil auszahlst, werde ich mich auf eigene Füße stellen können.«
    Ich lächelte zufrieden. Wenn das stimmte, hatte Jurran hervorragend gewirtschaftet – fast so gut wie ich selbst. Gelang es mir jetzt noch, die Ladung des Schiffes gewinnbringend zu verkaufen, war mein Glück gemacht. Ich hätte mich zur Ruhe setzen können.
    Ich lehnte mich mit dem hölzernen Stuhl ein wenig zurück, bis der Kopf das Holz eines Stützbalkens berührte. Über mir baumelte ein ausgestopfter Fisch, den der Wirt angeblich selbst gefangen hatte.
    Ich hatte Erfolg gehabt, mehr als ich angenommen hatte. In einem Alter, in dem manch ein Nykerier noch hart für die Erhaltung des Lebens zu arbeiten hatte, war ich bereits versorgt.
    Es hätte für ein Leben ohne große Sorge gereicht, für ein kleines Haus am Rand der Stadt, einen Garten, zwei oder drei Dienstboten, ein Weib und Kinder – ich hätte den Rest meines Lebens damit verbringen können, dieses kleine Vermögen sparsam zu verwalten und weiter behutsam zu vermehren, ohne weite Reisen, ohne Aufregungen und Sorgen. Es gab auch sichere Wege, sein Hab und Gut zu vermehren.
    »Du solltest dir ein Weib nehmen, Necron«, sagte Jurran. Jetzt konnte eine ganz bestimmte Geste nicht ausbleiben – und richtig, er legte mir die Hand auf die linke Schulter und sah mir beschwörend in die Augen.
    »Die Einsamkeit bekommt dir nicht, es ist dir anzusehen. Du brauchst Ruhe, ein friedliches Heim – und vor allem ein Weib.«
    Er war mein Freund, ich konnte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Was hätte ich ihm von Unrast erzählen sollen und von anderen Dingen, die er nicht verstanden hätte, weil er sie
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