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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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Sklaven eingeebnet und gepflastert worden. Auf kaum einer Straße Nykeriens schritt es sich leichter.
    Ich warf einen Blick zurück auf die Stadt. Das Meer glänzte zuckend, wenn ab und zu durch Wolkenfetzen der Mond ein wenig Licht hinunterschickte. Gelb strahlten die Fensteröffnungen durch das Blauschwarz der Dämmerung. An den Masten der zahlreichen Schiffe brannten die bunten Signallaternen.
    Eine Straße hob sich durch zahlreiche Fackeln stark vom Rest der Stadt ab – am Blaugerberbach wurde eifrig gearbeitet. Der neue blaue Farbstoff, den ich mitgebracht hatte, war gleichsam über Nacht zum Muß für alle anspruchsvollen Bürger Nykors geworden. Entsprechend rege war die Nachfrage – und entsprechend teuer verkaufte ich den kostbaren Stoff. Das wiederum steigerte, wie ich erhofft hatte, die Nachfrage ins Ungeheure… und so fort. Mit dem, was ich allein bei diesem Handel eingestrichen hatte, hatte ich mehr als ausgesorgt; es fehlte nicht mehr viel, und ich war der reichste Mann der Stadt.
    Ich erreichte mit den Trägern das Tor des Palasts. Leibgardisten nahmen mich in Empfang. Breitschultrige Gestalten mit dunklen Barten; es hieß, sie wären von Volcars Tochter gleichsam handverlesen und hätten umschichtig Dienst, jeweils einer vor und einer im Schlafgemach der Königstochter.
    Ich warf gewohnheitsmäßig einen Blick auf die Waffen. Es war mir bei meinen zahlreichen Reisen mehr als einmal passiert, daß ich mich fluchtartig aus dem Staub hatte machen müssen – in solchen Fällen war es ratsam zu wissen, was einen an Bewaffnung umgab. Die Schwerter waren neu, prachtvoll gearbeitet und offenkundig mehr zum Vorzeigen als zum Dreinschlagen gedacht. Auch die wackeren Krieger machten nicht den gefährlichsten Eindruck; ihre zweifellos reichlich vorhandene Manneskraft saß augenscheinlich nicht unbedingt in den Armmuskeln.
    Nach dem langen Aufenthalt auf freier See kam mir die Luft im Palast ungeheuer stickig vor. Der große Audienzsaal bestätigte den ersten Eindruck.
    In großen goldgetriebenen Schalen verbrannten knisternd Räucherkerzen, die bis zur Decke ihre stark duftenden Rauchfahnen hinaufwirbeln ließen. Die sechs Leibwachen neben dem Thronlager, hünenhafte, halbnackte Gestalten, hatten sich reichlich mit kostbarem Salböl eingerieben, das ihre Körper im Licht der Ampel glänzen ließ und die schwüle Atmosphäre noch verstärkte.
    Volcar sah nicht auf, als ich in den Saal geführt wurde. Er war damit beschäftigt, einer rosenwangigen Sklavin etwas ins Ohr zu flüstern – und das mußten kräftige Bemerkungen sein, wenn sie eines der abgebrühten Frauenzimmer des Palastpersonals tatsächlich noch erröten machten.
    Sein Töchterlein, das so viele Jahre wie Laster zählte und aus diesem Grund nirgendwo an einen respektablen Gatten zu bringen war, stachelte einen zahmen Löwen ein wenig an und zauberte damit Schreckensgrimassen auf die Gesichter der Hofdamen in ihrer unmittelbaren Umgebung.
    Es gab noch zwei Brüder, die zum Glück um jenes Quentchen trunksüchtiger als streitsüchtig waren, um sie vor tatsächlichen Raufhändeln zu bewahren. Einer der beiden lag im Hintergrund und schlief seinen Rausch aus, der andere machte einer Frau den Hof, an der außer ihrem Körper niemals jemand etwas Lobenswertes gefunden hatte.
    In unmittelbarer Nähe Volcars schlich eine hagere Gestalt umher, die sich selbst den Hofmagier nannte und auf Volcar einen verhängnisvollen Einfluß haben sollte – wie es allgemein hieß.
    Ich hatte mit dem Hof nie sonderlich viel zu tun gehabt, anderer Menschen Laster scherten mich nicht, daher sah ich mir die Gesellschaft in leidlicher Ruhe an.
    Leben wollte ich in diesen Kreisen nicht, aber dazu war ich auch nicht verpflichtet. Und was diese Versammlung von Schranzen und Dienstboten, männlichen und weiblichen Kokotten, Speichelleckern und Prassern untereinander anrichtete, war mir ausgesprochen gleichgültig, solange es mich nicht betraf. Mochten sie einander betrügen, mit Giften oder Liebestränken umbringen, Intrigen spinnen und Ränke schmieden – Nykerien war so mit Glücksgütern gesegnet, daß das Land selbst diese Mißwirtschaft fröhlich lächelnd ertrug.
    »Tritt näher!«
    Volcar hatte mich bemerkt – wohl eher die beiden Amphoren, die ich von meinen Sklaven hatte herschaffen lassen.
    »Necron, der Händler.«
    »Alleshändler«, verbesserte ich. Ich deutete eine Verbeugung an, die gerade tief genug ausfiel, um gebührenden Respekt zu zeigen, aber auch nicht
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