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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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Ohr, der mit den kurzen Haaren.
    »Kein Geld«, sagte sie leichthin. »Hübsch ist er auch nicht, und gute Manieren hat er auch keine. Er ärgert sich, daß er bei uns nicht landen kann.«
    Ich kicherte in mich hinein. Der Wein war unglaublich stark, ein Gebräu, das es in sich hatte.
    »Wenn man als Mann nicht hübsch ist, muß man wenigstens Geld haben«, sagte ich amüsiert.
    Ich wußte nicht, ob ich den Griesgram bedauern sollte oder mich über ihn belustigen. Ich hatte ein paar Zechkumpane gehabt, die auch nicht von der wohlgestalteten feingliedrigen Sorte gewesen waren, aber die hatten nie große Schwierigkeiten gehabt, einen warmen Bauch für die Nacht zu finden.
    »He, warum lachst du nicht ein bißchen mit uns?«
    Die Handbewegung bedeutete wohl: laß mich in Ruhe.
    »Hast du Angst vor den Mädchen?« fragte ich weiter. Er sah auf, in die Augen trat ein drohender Ausdruck.
    »Ich habe deine Geldkatze klimpern hören, als du hereingekommen bist«, sagte er mürrisch. »Mit soviel Gold im Beutel hat man es einfach, beliebt und lustig zu sein.«
    »Du meinst, es liegt am Gold?«
    »Woran sonst?« Zum ersten Mal sah er mich voll an. Das Gesicht verriet sehr viel Traurigkeit, die in tiefer Einsamkeit wurzelte, darüber aber lag wie ein grimmiger Panzer der wütende Stolz, davon nichts zuzugeben. Mein Gegenüber war voll Groll und Neid, auch das konnte ich verstehen.
    Ich hielt den Mädchen die Hand hin.
    Sie verstanden sofort. Ein kurzer Blick zwischen den beiden, einer auf mich, dann auf den Hageren – und ein paar Herzschläge später klimperten die beiden Goldstücke wieder in meiner Hand, begleitet von einem trotzigen Grinsen der Mädchen in Richtung des Hageren.
    »Das glaube ich nicht«, murmelte der Hagere. Er war rot angelaufen und schüttete mit einem Ruck noch mehr Wein in sich hinein. Er hätte aufpassen sollen, das Zeug war entsetzlich stark. Ich merkte, wie mir der Trank in den Kopf stieg.
    »Es ist so«, sagte ich.
    Ich hatte noch eine kleine Chance, ein paar Augenblicke lang. Wer wirklich gut und erfolgreich spielen will, muß nicht nur den Gegner schnell durchschauen – er muß auch sich selbst durchschauen können. Und ich merkte, daß ich an diesem Abend meinem alten Laster wieder in die Arme zu gleiten drohte – einer weindurchtränkten Prahlerei, die mir schon manchen Ärger eingehandelt hatte.
    »Wie machst du das?« fragte der Hagere, seine Zunge war schwer geworden vom Wein.
    Ich zuckte die Schultern.
    »Ich bin Sadagar«, sagte ich. »Keine kann mir widerstehen, alle Götter des Glücks sind stets auf meiner Seite.«
    »Prahlhans«, sagte er, und er hatte recht damit. »Maulheld.«
    Ich richtete mich auf, setzte den Becher auf den Tisch.
    »Laß ihn in Ruhe, kümmere dich lieber um uns«, sagten die Mädchen. Ich hörte nicht auf sie.
    »Wollen wir wetten?« fragte ich.
    Über das Gesicht des Hageren flog ein höhnisches Grinsen, dann zeigte sich wieder der Groll.
    »Ich habe nichts, worum ich wetten kann«, sagte er dumpf.
    »Pah«, machte ich und nahm noch einen Schluck von dem Wein, der mir schon längst zu Kopf gestiegen war. Zu spät war es, mich jetzt noch bremsen zu wollen. Warum auch? Ich war sicher, jede Wette gewinnen zu können – und selbst wenn nicht, sie immerhin so zu verlieren, daß ich die Lacher auf meiner Seite hatte. Bei Nadomir.
    »Ein Dutzend Goldfüchse«, sagte ich, kramte sie aus dem Beutel und legte die Münzen auf den Tisch. »Wenn du verlierst, kannst du mir einen Krug Wein bezahlen, das genügt mir – wenn ich bestimmen kann, wo wir ihn leeren werden.«
    »Einverstanden«, sagte der Hagere.
    Ich verstand mich so gut darauf, in den Mienen meiner Gegenüber zu lesen, die feinsten Regungen witternd wahrzunehmen und für meine Zwecke auszubeuten. Es hätte mir auffallen müssen – aber Wein und Hochmut hatten mich an diesem Abend gleichermaßen berauscht. Ich sah nicht die Gier, die in dem hageren Gesicht plötzlich aufflammte, nicht die durchtriebene Bosheit, die dahinter zu sehen war. Der Bursche mochte bezecht sein, aber er hatte bei weitem nicht so sehr den Verstand verloren wie ich. Er wußte, worauf ich mich einzulassen gedachte.
    »Ich kenne da ein Weib, von dem ich sicher bin, daß es deinem Buhlen nicht erliegen wird.«
    »Von der Sorte kenne ich manch eine«, gab ich zurück. »Irgend eine vertrocknete Vettel, die…«
    Ein zorniger Blick traf mich, und selbst durch mein weinumnebeltes Hirn schoß jetzt die Einsicht, daß mein Gegenüber wohl recht
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