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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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allen Weltengegenden kam fahrendes Volk nach Nykor, weil hier die Goldfüchse locker saßen und leichter sprangen als irgendwo sonst.
    Ich war den Ryger hinabgekommen, der bei Nykor in die Silbersee mündete, von dort aus wollte ich mich weiter umsehen. Für einen Pfiffikus gab es überall etwas zu verdienen, und die Gimpel wurden so wenig alle wie der Leim, auf den sie gelockt wurden.
    Ich schlenderte an der Hafenmole entlang. Draußen in der Bucht waren einige Fischer damit beschäftigt, den silberschuppigen Fischen nachzustellen, deren riesige Schwärme im Frühjahr das ganze Meer aufglänzen ließen und dem Meer so den Namen gegeben hatten.
    Mir begann Nykerien langweilig zu werden, das Land war einfach zu gut. Die Weiden zu fett, die Seereisen zu glücklich, nirgendwo wirkliche Armut, es gab keine Sklaven und Leibeigenen, Seuchen hatten Nykerien seit Menschengedenken nicht mehr heimgesucht – die Lichtmächte schienen es wahrlich gut zu meinen mit uns Nykeriern. Nun, sie hatten es ja auch gut bei uns – Alair, Lodim, Godh, Rhion, Nadomir, Kirmin und wie sie alle hießen, die bei uns verehrt wurden. Es gab Tempel die Menge, in jedem Haus Schreinnischen, und täglich wurde jeder Gott von seinen Verehrern mindestens ein Dutzendmal angerufen oder beschworen. Außerdem gab es noch auf das ganze Land verteilt zwölf Häuser für die zwölf Schwestern der Tugenden. Auch für die Lichtgötter war Nykerien ein Glücksland; wo sonst fanden sie Gläubige, die ihre Namen beständig im Mund führten – beim Essen, beim Trinken, beim Geschäft, während des Spiels, bei der Arbeit.
    Fleißige Tempelbesucher waren wir allerdings nicht, aber das konnten die Lichtgötter wohl schwerlich verlangen; wenn sie unser Land und seine Bewohner mit solchen Reichtümern segneten, dann mußte dieser Reichtum sowohl erworben als auch verwaltet sein. Da blieb für Tempelbesuche nicht mehr viel Zeit.
    Ich sah über die Dächer des nächtlichen Nykor hinweg auf den Palast des Königs. Volcar, unser König, hatte in diesen Tagen eine Gesandtschaft von weit her und zeigte ihnen, wie man in Nykerien zu leben verstand. Was das anging, war er wirklich ein Meister, ein Weinschlauch sondergleichen, ein Feinschmecker, der bei einem Biß in eine Auster den Meeresarm nennen konnte, da die Muschel gesammelt worden war. Was seinen Verschleiß an Frauen anging, konnte wohl nur Orphal mithalten, der Herrscher des Reiches Nebenan. Und einfallsreich war Volcar, seine Späße und Einfälle bildeten das Stadtgespräch und waren Vorbild für reiche Bürger, die ihre häuslichen Feiern den Orgien des Königs anzupassen trachteten.
    Wie aufs Stichwort kam ich an einer Schenke vorbei, an deren Tür zwei Mädchen die Schenkel zeigten und einladend lächelten. Hm, dachte ich. Der Abend war noch jung, der Beutel schwer vom Gold, die Mädchen warm und rund – warum also nicht. Eine Bleibe für die Nacht hatte ich nicht, und noch einmal konnte ich mich der, Daunendecke des Wirtstöchterleins nicht nähern.
    Ich drückte jedem der Mädchen einen Goldfuchs in die Hand und erntete zunächst einmal zwei Paar großer erstaunter Augen.
    »Es wird dich nicht reuen, Fremder«, sagte die größere der beiden. Sie waren dunkelhaarig und gut im Futter; die eine mit kurzen glatten Haaren, die andere mit Locken, die sorgfältig parfümiert waren. Im Innern des Hauses saßen vier andere Mädchen und plauderten mit Männern, die schon zu betrunken waren, um noch mehr als plaudern zuwege zu bringen. Einer lag schon halb bewußtlos über dem Tisch. Im Winkel saß ein dürrer Bursche mit kantigen Gesichtszügen und einem ausgesprochenen Pferdegebiß. Er sah mürrisch drein und blickte mich mit ziemlicher Mißgunst an.
    Der Abend war so günstig gelaufen, daß ich übellaunige Gesichter in meiner Umgebung nicht dulden wollte. Zum Glück gab es ein einfaches Mittel, den Holzgesichtigen ein wenig fröhlicher zu stimmen.
    »Gebt ihm einen Krug Wein, einen großen, und nicht von der schlechten Sorte, die einem die Gurgel qualmen läßt. Und mir einen noch größeren Krug, vom Besten, bei Nadomir.«
    »Den sollst du haben, Fremder.«
    »Nenn mich Sadagar. He, Freund, trink und sei fröhlich.«
    In dem kantigen Gesicht zuckte kein Muskel. Noch immer mürrischen Gesichts nahm er den Krug, tat mir mit hastigen Bewegungen Bescheid und machte sich dann mit hartnäckiger Gründlichkeit daran, den Inhalt des Kruges in seinen hageren Leib zu schütten.
    »Was ist mit dem?« flüsterte ich Junda ins
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