Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
hatte. Er konnte seine Gefühle nicht in Worte kleiden, er mochte sie Zuneigung, Liebe, Kameradschaft und Zärtlichkeit nennen. Sie waren das alles zusammen und weit mehr. Seine Träume, die von diesem Augenblick handelten, da er Fronja gegenübertrat, waren nur blasse Abbilder der Wirklichkeit gewesen, in der er sich nun befand.
    »Ich bin jetzt sicher, daß wir füreinander geschaffen sind«, sagte er. Aber auch diese Worte drückten nicht all das aus, was er damit sagen wollte.
    Ihr schillernder Gesichtsschleier zeigte ihm mehr von ihrer Schönheit, als er verbarg. Ihre sanften, ebenmäßigen Konturen zeichneten sich durch das seidige Gespinst wie auf einem magischen Bildnis ab. Er griff danach und hob den Vorhang ihres Gesichts langsam an.
    Fronja ließ es ruhig und fast unbeteiligt geschehen.
    Er nahm den Schleier ab…
    …und starrte in eine Fratze. Es war ein Gesicht, in dem der wütende Deddeth seine Spuren hinterlassen hatte.
    Mythor prallte mit einem Aufschrei des Entsetzens zurück. Dies sollte Fronja sein? Ihr Götter!
    Was hatten sie aus dem Traum gemacht, dem er nachjagte, seit er an der Küste von Elvinon zum Mann gereift war!

6.
    Der 7. Tag
    Am sechsten Tag der Reise in die Schattenzone schlug die Lus cuma einen Westkurs ein. Es herrschte Schönwetter. Die Amazonen, noch leicht siegestrunken, vertrieben sich die Zeit mit Waffenreinigen. Am Abend entlockte Burra der Steuerhexe ein Faß Wein, und es ergab sich eine kleine Feier, bei der das Singen und Geschichtenerzählen nicht zu kurz kam. Nur Lexa und ihre zwölf Amazonen beteiligten sich nicht daran. Burra entging es aber nicht, daß Jente, Lexas lebenslustige Tochter, jede Gelegenheit nutzte, ein wenig an der Belustigung teilzuhaben.
    Luscumas Nachtruf kam erst spät nach Einbruch der Dunkelheit. Burra, die als eine der letzten die Unterkunft aufsuchte, hielt vergeblich nach dem Mond und den Sternen Ausschau, denn am Himmel brauten sich dunkle Wolken zusammen.
    Am siebten Tag blieb Luscumas Weckruf aus. Burra erwachte durch das Heulen des Sturmes. Als sie an Deck kam, stellte sie fest, daß die Luscuma eine Gewitterfront durchflog. Obwohl sie schon sehr nahe an der Dämmerzone waren, wo fast das ganze Jahr über sommerliches Klima herrschte, war es bitter kalt geworden.
    Der Sturm zerrte zornig an den Tauen, die den Fischballon hielten, und ließ den Schiffskörper schlingern. Die Sicht betrug keine hundert Schritt, so dicht fiel der Regen.
    Lexa stand bereits auf dem Bugkastell und empfing Burra mit den Worten:
    »Die Steuerhexe schweigt. Sie ist nicht bereit, die Befehle für diesen Tag zu geben.«
    Burra erinnerte sich wieder Luscumas Voraussage: … Aber den siebten Tag merke dir vor. Ihr Schweigen mochte darauf zurückzuführen sein, daß sie für die Amazonen eine ähnliche Überraschung bereit hatte, wie am fünften Tag, als sie den Kurs der Schwimmenden, Piratenstadt Kaprong kreuzten. Trotzdem wollte Burra die Amazonen nicht zu den Waffen rufen, denn ihre Enttäuschung wäre groß gewesen, würde sich der Alarm als falsch erweisen. Außerdem war das Wetter so unfreundlich, daß Burra nicht einmal den Beuteldrachen an Deck jagen wollte. Das meinte sie natürlich nur scherzhaft, und sie schmunzelte in sich hinein.
    »Was erheitert dich?« fragte Lexa streng.
    »Wie soll ich das einer erklären, der das Lachen nicht gegeben«, sagte Burra. Sie konnte Lexa nicht ausstehen und ließ es sie bei jeder Gelegenheit merken. Sie konnte nur hoffen, daß sich Jente bald von ihrer Mutter löste.
    Burra blickte zur Hermexe, die in dem Strickwerk der Taue arg vom Sturm gebeutelt wurde. Fronja und Mythor würden davon nichts merken.
    »Du wirst dieses dämonische Gefäß bald über Bord werfen müssen«, sagte Lexa höhnisch, die Burras Blick gefolgt war. »Ich kenne deine Beziehung zu diesem angeblichen Sohn des Kometen und kann ahnen, was in dir vorgeht.«
    Burra ließ die Sittenwächterin einfach stehen.
    Gegen Mittag mäßigte sich das Unwetter. Es hörte zu regnen auf, und der Wind ließ nach. Die Sicht wurde besser, und es war zu erkennen, daß die Luscuma hoch über dem unruhigen Meer und dicht unter der Wolkendecke flog.
    »Die Große Barriere kommt in Sicht!« meldete die Amazone aus dem Ausguck. Diese Nachricht rief die Kriegerinnen an Deck, und bald drängten sie sich entlang der Bordwände.
    »Wenn du mich hörst, Luscuma«, sagte Burra, die dicht am Bugeinhorn stand, »dann fliege etwas tiefer, damit meine Amazonen etwas zu sehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher