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Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen
Autoren: Giesa Werner K.
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lag oder irgendwo anders, vielleicht schon nicht mehr in dieser Welt, sondern in fremden, nebelhaften Zonen, von Magie erschaffen. Alles war ungewiß, und aus dem Nebel schälte sich plötzlich die Gestalt Sosonas hervor.
    Tertish starrte die alte Hexe an.
    Sosona kauerte auf dem Boden und erwiderte den Blick der Amazone mit einem seltsamen Lächeln, das Tertish nicht begriff. War Sosona der Wirklichkeit bereits entrückt?
    »So hat dein Weg dich auch hierher getrieben«, sagte Sosona. Auch ihre Stimme klang seltsam. »Spät kommst du… fast zu spät, denn meine Vorbereitungen sind beendet. Die Kraft meiner Magie wird mein Leben beschließen…«
    »Warum?« keuchte Tertish entsetzt. »Warum tust du das? Warum hast du deinen Auftrag verraten und Mythor verschleppt, anstatt ihn nach Burg Anakrom zu bringen?«
    Sosonas Lächeln schwand aus ihrem Gesicht, und nie zuvor war die Hexe Tertish so häßlich vorgekommen wie in diesem Moment. Die Amazonen waren allesamt nicht gerade Ausbünde von Schönheit, doch das Edle in ihnen fehlte der Hexe in diesem Moment.
    »Meinen Auftrag verraten«, echote Sosona. »Ja, einmal habe ich einen Auftrag verraten. Es war, als Zaem beschloß, daß Mythor stürbe. Doch Burra hinterging ihre Zaubermutter, und ich befolgte ihren Willen. Ich unterstützte sie bei ihrem Tun. Da verriet ich einen Auftrag, und dessen bin ich schuldig.«
    »Du bist Burra verpflichtet«, fuhr Tertish sie an.
    »Ich bin meiner Zaubermutter verpflichtet«, sagte Sosona. »Denn ich bin eine Hexe. Auch Burra ist ihrer Zaubermutter verpflichtet, denn sie ist eine Amazone. Ihr alle desgleichen. Und wir alle haben Verrat an Zaem begangen, weil Mythor weiter lebte.«
    »Du bist verrückt«, stieß Tertish hervor.
    Langsam schüttelte Sosona den Kopf.
    »Ich bin nicht verrückt, sondern wie Zaem und ihr alle des Verrats schuldig. So mußte ich den Letzten Ort betreten. An deinen Worten sehe ich, daß du für dein Kommen einen anderen Grund besitzt. Das ist schlecht. Du solltest bereuen.«
    »Bereust denn du? Bist du nicht vielmehr feige?«
    Jetzt lächelte Sosona wieder.
    »Deine Frage ist falsch«, sagte sie leise. »Denn hast du nicht selbst gespürt, welcher Mut nötig ist, den Letzten Ort aufzusuchen? Ist es nicht vielmehr feige, mit dem Verrat weiterzuleben?
    Ich tue mehr. Ich bereue meinen Verrat an Zaem und habe daher Sorge getragen, daß Mythor das Schicksal erfährt, das Zaem ihm zudachte. Wohl versuchte ich ihn den Eaden zu geben. Hätten sie etwas mit ihm beginnen können, wäre Zaems Entscheidung falsch und unser Verrat recht. Doch dem war nicht so. Die Eaden wollten Mythor nicht. Er konnte ihnen nicht helfen, sich Fronja in ihrem Geist wieder zu nähern. So erfüllt sich nun Mythors Schicksal endgültig.«
    »Du Närrin«, keuchte Tertish erschrocken.
    »Wo ist Mythor? Was hast du mit ihm getan?«
    Sosona lächelte wieder.
    »Um das zu fragen, wirfst du dein Leben fort? Ich verstehe dich nicht.«
    »Du sollst antworten!« schrie Tertish. Ihre Hand zuckte zum Griff ihres Seelenschwerts, aber sie zog nicht blank.
    »Er wird im Sand der Arena sterben«, sagte Sosona ruhig. Sie hob den Kopf und sah Tertish durchdringend an.
    »Burra ist das Opfer nicht wert, das du ihr bringst.«
    Das Schwert pfiff durch die Luft. Dicht vor dem Hals der Hexe verharrte die blitzende Klinge. Tertish zwang sich eisern zur Ruhe.
    »Ich sollte dich dafür enthaupten, du seelenloses Biest«, fauchte sie. »Doch ich achte deinen Wunsch, aus eigener Kraft aus dem Leben zu scheiden. Sterbe wohl!«
    Ruckartig schob sie das Schwert in die Scheide zurück. Ruckartig wandte sie sich um und schritt davon. Die Nebel wichen, und das letzte, was sie jemals von Sosona hörte, war deren meckerndes, höhnisches Gelächter, das leiser und leiser wurde, bis es schließlich für alle Zeiten verstummte.
    Mit schweren Schritten bewegte Tertish sich davon, und in ihr brannten die Worte der Hexe:
    Er wird im Sand der Arena sterben!
*
    »Ich konnte ihr meine Gründe darlegen, und sie glaubte mir«, sagte Tertish, als sie das zweite Mal von der Richterin in ihrem weißen Hexenmantel zurückkehrte. In deren Hand lag die Entscheidung, ob Tertish ihr Wunsch, den Letzten Ort noch einmal zu verlassen, gewährte wurde.
    Er war ihr gewährt worden.
    »Ich sagte, daß ich einen Weg gefunden hätte, meiner Führerin Burra und der Welt Vanga noch einen letzten großen und wichtigen Dienst zu erweisen und damit meine Schuld zu tilgen. Sie gewährte es mir. Der Welt
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