Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen
Autoren: Giesa Werner K.
Vom Netzwerk:
starrte es an. Das war nicht das Gesicht einer Amazone. Die Augen wirkten verschleiert. Trotz der Dunkelheit, die nur hier und dort von großen Öllaternen erhellt wurde, war es deutlich zu erkennen. Die Frau wirkte geistesabwesend, entrückt, als wandle sie im Schlaf.
    »Was ist das?« stieß Scida hervor.
    Mit unendlich langsamen, traurigen Bewegungen griff die Schlafwandlerin mit beiden Armen nach hinten und zog sich die Kapuze wieder über den Kopf. Das Gesicht verschwand im Schatten. Noch immer sprach sie kein Wort, aber jetzt sahen die drei erschrocken das Zeichen, das ihnen vorher entgangen war. Es war über der Stirn in die Kapuze gestickt.
    Ein Kreis mit einem weißen und einem schwarzen Tropfen, die als Kreis ineinander verschlungen waren.
    Kalisse stöhnte auf.
    »Das Hexon der Mittlerinnen!« keuchte sie.
*
    Ciffa verfolgte aus den Schatten heraus das unglaubliche Geschehen. Der Drachenmann griff die Mittlerin an und riß ihr die Kapuze vom Kopf, um ihr irgend welche Beschuldigungen zuzuschreien.
    »Das darf nicht wahr sein!« murmelte die Arenakämpferin bestürzt. »Was soll das alles?«
    Der Vorfall war nicht unbeachtet geblieben. Kein Wunder, denn diese Straße, die stracks zum Hafen führte, war der belebtesten eine. Im Nu stürmten zehn, fünfzehn Amazonen heran, die blanken Klingen in den Händen, und umringten die vier Gestalten drohend. Aufgeregte Stimmen durchschwirrten die Nacht. Ein entsetzlicher Frevel war geschehen. Eine Mittlerin war überfallen worden.
    Langsam setzte Ciffa sich in Bewegung. Sie hatte das Zeichen der Zeboa am Helm der alten Amazone nicht vergessen.
    Fäuste wurden geschwungen. Innerhalb weniger Herzschläge wurden die beiden Amazonen und der Drachenmann von der Mittlerin abgedrängt, die mit unheimlicher Ruhe ihren Weg fortsetzte, gerade so, als sei nichts geschehen.
    Es schien, als stände den dreien zumindest eine gehörige Tracht Prügel für den dreisten Überfall bevor, indessen bezeugten die geschwungenen Schwerter, daß manche Kriegerin auch nach Blut dürstete.
    Sie drangen auf die drei ein. Die ersten Fäuste flogen, die ersten Waffen klirrten gegeneinander.
    Ciffa holte wuchtig aus und trat gegen eine der Öllaternen. Der Mast erzitterte und schwankte; etwas Öl aus der Fackelschale schwappte über und floß brennend über die Straße. Eine Feuerspur fraß sich auf die wütende Menge zu, erlosch aber knapp vor ihr wieder, weil kein Öl mehr nachströmte, um das Feuer zu nähren.
    »Haltet ein!« schrie Ciffa. »Ihr Wahnsinnigen!«

4.
    Scida und Kalisse handelten so, wie sie es beide in der Amazonenschule gelernt hatten. Sie stellten sich Rücken an Rücken, deckten sich damit gegenseitig und versuchten die Schwerter kreisen zu lassen. Doch die Angreiferinnen, teilweise Amazonen, teilweise andere Spayolerinnen, die das Geschehen beobachtet hatten, waren zu viele und zu nah. Kurz klirrten Klingen gegeneinander, dann ging es in eine wüste Prügelei über. Gerrek schlug wie rasend um sich und schaffte es, drei seiner Gegnerinnen mit dem kalten Grijj zu lähmen, dann lag er plötzlich auf den Pflastersteinen der Straße.
    »Haltet ein!« schrie jemand. »Ihr Wahnsinnigen!«
    Eine Flammenwand fraß sich auf das Getümmel zu und erlosch sofort wieder. Die Kämpfenden spritzten auseinander, fürchtend, eine Ordnungsstreife der Matria vor sich zu haben. Dann aber erkannten sie nur eine einzelne Kriegerin.
    »Sie ist allein!« schrie eine halbtrunkene Amazone.
    Die einzelne hob die Hand. Etwas Metallisches schimmerte darin im Licht der Laterne. »Die erste, die ihre Waffe gegen mich erhebt, stirbt!«
    Es war ein Wurfstern, und die Art, in der die Amazone ihn wurfbereit hielt, zeigte, daß sie sehr wohl zu treffen verstand. Wurfsterne waren für Amazonen allerdings ungebräuchliche Waffen, die eher in der Arena eingesetzt wurden.
    »Das ist Ciffa!« schrie jemand.
    »Ja«, bestätigte die. »Und jetzt auseinander! Verschwindet!«
    »Diese drei haben eine Mittlerin angegriffen!«
    Ciffa machte eine wegwerfende Handbewegung. »Eine Verwechslung. Ich beobachte sie seit einiger Zeit. Sie kommen von der Sturmbrecher und suchen jemanden! Geht!«
    Zögernd bewegte sich die immer noch wütende Menge auseinander. Ciffa winkte den drei anderen. Zögernd kamen sie auf sie zu. Gerrek schnaubte wütend und bemühte sich, den Staub der Straße von sich abzuklopfen.
    »Wir danken dir, Ciffa«, sagte Kalisse. »Was hast du gesehen?«
    »Viel und nichts«, erwiderte Ciffa kühl.
    Kalisse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher