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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn
Autoren: Peter Terrid
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keine Ahnung, wohin die anderen verschwunden sind, sie sind jetzt jedenfalls weg.«
    »Das gibt es nicht«, stieß Girold hervor. »Menschen verschwinden doch nicht einfach.«
    »Bleib doch hier und warte darauf«, jammerte die Wache. »Bald wird es auch mich erwischen. Dieser Platz ist nicht geheuer, das sage ich dir. Er wird uns alle vernichten.«
    »Wer? Luxon? Das ist doch Unfug.«
    »Nicht Luxon – der da!«
    Mythor sah, wie Gannar zur Seite deutete. Von Mythors Standort aus war nicht zu erkennen, was es dort gab.
    Mythor stieß Lerreigen und Olinga an. »Bleibt hier«, sagte er sehr leise. »Ich werde nachsehen, was es dort gibt.«
    Geräuschlos kroch er davon, den Körper dicht an den Boden gepresst .
    Das Gelände war uneben, von Steinen übersät, die an Händen und Füßen kleine Verletzungen hervorriefen, aber Mythor achtete nicht darauf. Schritt um Schritt kroch er auf jenen Punkt zu, den der aufgeregte Wachtposten angedeutet hatte. Was gab es dort zu sehen?
    Senkrecht fielen die Wände hinab in die Tiefe, glatt, wie mit dem Messer geschnitten. Und dort unten lag er: der Koloss von Tillorn.
    Mythor hielt sich am Rand des Felsspalts fest und spähte hinab auf den Koloss. Der mochte dreißig Mannslängen messen, vom behelmten Haupt bis zu den Füßen. Er lag auf dem Rücken, das Gesicht mit dem Helmvisier nach oben gekehrt.
    Der Koloss war ein Mann, ein Kämpfer mit Schild und Helm und Schwert. Auf den ersten Blick erkannte Mythor, dass das Schwert eine verblüffende Ähnlichkeit mit seiner eigenen Waffe aufwies – war es nach dem Modell des Gläsernen Schwertes Alton geschaffen worden?
    Der Riss im massiven Fels war mit Wasser gefüllt. Es sank langsam, die Fußspitzen des Kolosses ragten bereits aus dem klaren Wasser, das es zuließ, den Grund und Einzelheiten der Statue zu sehen.
    Offenbar war die riesige Gestalt aus einem einzigen Stück massivem Fels gehauen worden, einem graublauen, marmorierten Material, das erstaunlich glatt war.
    War dies das Versteck Luxons?
    Mythor war sicher, dass Luxon sich in der Nähe befand, aber er und seine beutegierigen Kumpane hatten sich verzogen. Vermutlich gab es Öffnungen in den Felsen, von denen aus man zu dem Koloss gelangen konnte. Oder musste man die lotrecht abstürzenden Felsen hinabklettern?
    Er betrachtete noch einmal die liegende Gestalt, die das Ziel seiner Reise gewesen war. Er richtete sein Augenmerk auf den Schild, den der Koloss trug. War dieser Schild das Vorbild des Sonnenschilds, den es am Koloss zu gewinnen galt?
    Im Augenblick war dieser Schild wohl eher als Mondschild zu bezeichnen. Mythor sah, dass von seiner Warte aus das Spiegelbild des Vollmonds im Wasser den Schild beinahe berührte. Das Wasser war völlig klar und unbewegt, glatt wie ein Spiegel.
    Unwillkürlich versuchte sich Mythor vorzustellen, von welchem Ort am Rande des Talkessels das Mondbildnis tatsächlich in der exakten Mitte des Schildes zu sehen sein würde.
    Sein Blick ging zur Seite, streifte den Rand des Felsspalts entlang. Und dann begriff er…
    Von einem Augenblick zum anderen verschwanden die beiden Gestalten, die Mythor gerade noch hatte sehen können. Girold und Gannar hörten von einem Herzschlag zum anderen auf zu existieren, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
    Und Mythor verstand auch den Grund.
    Denn diese beiden hatten genau dort gestanden, wo das Abbild des Mondes das Zentrum des Sonnenschilds decken musste. Nur von diesem einen Platz aus musste es so aussehen, als spiegle sich der Mond mitten im Schild.
    Und da der Mond sich im Laufe der Nacht bewegte, musste dieser Fixpunkt am Rande des Tales langsam wandern. So war einer der Posten nach dem anderen erreicht worden und verschwunden.
    Was für Kräfte hier am Werke waren, vermochte Mythor nicht zu sagen, eines aber war nach ein paar Herzschlägen klar: Die nächsten Opfer dieses gespenstischen Verschwindens mussten Olinga und Lerreigen sein.
    Mythor konnte die beiden sehen. Sie waren aufgesprungen, weil sie ebenfalls das Verschwinden der beiden Luxon-Männer bemerkt hatten.
    Und nun rannten sie genau auf die verhängnisvolle Stelle zu.
    Mythor sprang auf. Er legte die Hände vor den Mund. »Olinga! Lerreigen! Zurück!«
    Der Warnruf kam zu spät.
    Mythor sah noch für einen Herzschlag die stämmige Gestalt der Karsh-Frau, dann war sie verschwunden.
    *
    »Gerade noch rechtzeitig«, sagte Lerreigen. Der König der Leoniter war kein Feigling, aber der Schreck saß ihm noch in allen Gliedern.
    »Ich möchte
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