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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn
Autoren: Peter Terrid
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die jenseitige Höhle als erster. Er drehte sich um, griff nach Garaschis Arm und zog den Händler in Sicherheit. Lerreigen hatte sich selbst helfen können.
    »Es ist jedesmal das gleiche«, schimpfte Garaschi außer Atem. »Ich glaube fast, irgendjemand treibt ein Spiel mit uns… sonst hätte uns entweder der Schlamm oder das Wasser erwischt. Ich fürchte, wir sollten gar nicht erwischt werden. Und dann frage ich mich natürlich, was es an Üblem auf der Welt gibt, das zu erleiden schlimmer wäre als ein Tod in diesem Graben!«
    Ganz von der Hand zu weisen war dieser Einwand nicht. In der Tat hatte auch Mythor ab und zu das beklemmende Gefühl, von irgendjemandem beobachtet zu werden. Das Gefühl war schrecklich – eine Gliederpuppe zu sein, die an unsichtbaren Fäden bewegt wurde, von nichts wusste, sich nicht zur Wehr setzen konnte und die sterben würde, wenn es dem Jemand an den Fäden so gefiel.
    Mythor wartete ein paar Augenblicke ab, um Garaschi zu Atem kommen zu lassen. Während er noch schnaufte und nach Luft rang, verwandelte sich vor den Augen der drei der Graben zurück – das Wasser lief ab, der Schlamm verschwand, und ein paar Herzschläge später wiegten wieder die Sommerblumen ihre Blüten im leichten Wind.
    »Man könnte verrückt werden dabei«, stieß Lerreigen hervor. »So geht es mir seit fast einem halben Mond - jeder Schritt ist mit Gefahren gespickt, aber keiner weiß, wozu das alles gut sein soll.«
    »Mir egal, wenn nur mein Schiff noch brauchbar ist«, stieß Garaschi hervor. »Wir können weitergehen.«
    Sie hatten noch zwei weitere Erlebnisse dieser Art, bis sie in Sichtweite des Riffes gelangten. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass Garaschis Aussichten nicht schlecht standen.
    Es war Ebbe, das Wasser stand sehr tief. Zwischen den schroffen Felsen des Riffes lag der braune Rumpf der Galeere, an der Unterseite grün und feucht schimmernd.
    »Sie haben das Schiff gekippt, um das Leck verstopfen und kalfatern zu können«, rief Garaschi erfreut aus.
    In der Tat war das Leck genau zu erkennen – es war die einzige helle Stelle an der Unterseite des Rumpfes, der von Algen und Muscheln bewachsen war. Der Wind kam von der See her und trug den Geruch nach Tang und Pech zu den drei Männern herüber.
    »Keine Wachen?« rätselte Mythor. Er traute dem Frieden nicht.
    Menschen waren nicht zu erkennen. Das Schiff schien völlig verlassen zu sein. Trotzdem war zu sehen, dass man daran gearbeitet hatte, es wieder flott zu bekommen. Neben dem Rumpf lagen Haufen geborstenen Holzes, Reste von zerbrochenen Riemen. Das Schanzkleid war geflickt worden.
    »Wenn nur die Ladung noch an Bord ist«, meinte Garaschi hoffnungsvoll.
    »Wie viele Ruderer braucht so ein Schiff?« fragte Lerreigen halblaut. Die drei lagen in einer Mulde in Deckung.
    »Sechzig«, flüsterte Garaschi. »Die Ablösungen mit eingerechnet, dazu kommen sieben Leute dieses elenden Seemagiers, der uns angeblich einen sicheren Weg nach Sarphand weisen wollte, dieser vermaledeite Halunke, dieser Schurke, Schuft…«
    Mythor legte ihm eine Hand über den Mund, um den leise, aber sehr schnell und heftig hervorgestoßenen Redeschwall zu beenden.
    »Und wie viele Leute haben zu dir gehalten?« fragte er leise.
    Garaschi machte ein betrübtes Gesicht. »Nur zehn«, sagte er leise, nachdem Mythor die Hand von seinem Mund weggezogen hatte. »Nur zehn, und davon sind fünf beim Kampf niedergeschlagen worden. Der Rest hat sich davonmachen können. Vermutlich irren die Wackeren jetzt hilflos in diesem Inselgewirr umher.«
    »Auf deren Hilfe können wir also nicht zählen«, überlegte Mythor laut. »Zunächst schleichen wir uns etwas näher heran. Ich will wissen, wie viel Bedeckung die Piraten zurückgelassen haben.«
    »Nicht sehr viele«, warf Lerreigen ein. »Die Piraten des Schrecklichen liegen mit den Coromanen und einem Volk der Cirymer im Kampf um die Vorherrschaft auf den Lichtsplitterinseln.«
    »Und da können sie sich behaupten?« fragte Garaschi.
    Lerreigen deutete auf die Inseln. Das Wasser stieg langsam wieder. .
    »Dieses Land lässt sich leicht verteidigen«, sagte er. »Die Natur hilft dem, der bereits auf den Inseln sitzt. Stürmen kann man eine solche Insel bestenfalls bei Ebbe, und selbst das ist außerordentlich mühselig. Der Schreckliche hat sich hier einen zum Namen passenden Schlupfwinkel geschaffen, ein gerissener Bursche.«
    »Ich mag es, wenn man Leute lobt, die mein Schiff gestohlen, meine Waren verschleppt, mich
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