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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Autoren: Theo Lawrence
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Jarek, reißen ihm die Arme auf den Rücken und werfen ihn auf den Steinboden.
    »Was willst du tun, Aria?«, fragt Hunter.
    Inzwischen fühle ich mich so stark, als könnte ich eine Brücke mit bloßen Händen in zwei Teile brechen.
    So scharf habe ich noch nie gesehen. Ich erkenne jedes Staubkorn auf dem Boden, jeden Kratzer und jeden Riss. Ich sehe die einzelnen Fäden der Rose-Abzeichen auf den Uniformen. Ich sehe die Gesichter der Soldaten gestochen scharf und jedes kleinste Detail.
    Ich kann bis zu den Kanälen sehen. Dort stehen vier Männer in einer Gondel, haben die Hände an den Mund gelegt und rufen: »Frieden!«
    Meine Arme und Beine wiegen nichts. Ich scheine vollständig aus Energie zu bestehen.
    Ich spüre keinen Schmerz. An meinem Körper findet sich kein einziger blauer Fleck mehr. Mit dem kleinen Finger könnte ich einem Menschen den Schädel brechen. Ich könnte einem Mann mit bloßen Händen die Brust aufreißen.
    Ich habe so viel Kraft in mir, dass ich nicht weiß, was ich damit anstellen soll. Ich muss sie rauslassen, sonst platze ich.
    »Es gibt keinen Ausweg«, flüstert mir Hunter ins Ohr. »Ich bin allein gekommen und habe keine Rebellen mitgebracht, weil ich nicht geglaubt habe, ich würde diesen Ort lebend verlassen. Aber da wusste ich ja auch noch nicht, dass du auftauchen würdest, Aria. Ich werde nicht zulassen, dass deine Eltern dich mir wegnehmen.« Er sieht zum Rand der Plattform. »Vielleicht sollten wir uns einfach über die Kante stürzen und hoffen, dass uns auf dem Weg nach unten etwas einfällt.«
    Ich betrachte die Fallschirme, die überall auf dem Dach liegen wie zerknülltes Bonbonpapier. Wenn die Soldaten von den Horsten heruntergekommen sind, warum sollte ich dann nicht hinaufkommen?
    Ich sehe Hunter in seine blauen Augen. Es ist das schönste Blau der Welt. Ich nehme seine Hand und verschränke meine Finger mit seinen.
    Diesmal trifft mich kein Schlag, als wir uns berühren.
    Aber ihn. »Was …«
    »Pst«, sage ich. »Wir springen nicht. Ich habe eine bessere Idee.«
    Ich drücke seine Hand und schließe die Augen. Aufwärts, denke ich.
    Das Brennen beginnt in den Zehen. Es schießt meine Beine hinauf, durchfährt meinen ganzen Körper und erfüllt mich mit Licht. Ich bin tot und lebendig – jemand facht in mir Feuer an und kühlt mich gleichzeitig mit Eis.
    Ich habe eine Gänsehaut.
    Mein Körper glüht vor Hitze.
    Meine Fußsohlen fühlen sich an, als würde ich auf glühenden Kohlen stehen.
    Ich öffne die Augen und stoße den freien Arm gen Himmel. Von meinen Fingerspitzen lösen sich Strahlen neongrüner Energie.
    Kyles Waffe landet klappernd auf dem Boden. »Verdammte …«
    Die Soldaten starren mich an. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie meine Eltern die Aussichtsplattform betreten.
    Los, formt Turk mit den Lippen. Ich schaff das schon.
    Hunter kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir abheben und in den Himmel hinaufjagen.

27
    Wir fliegen durch den Nebel aufwärts, an den Damaszenerstahlträgern vorbei, vorbei an den Fundamenten der Horste, vorbei an den Menschenmassen, die auf den Brücken und vor den Leichtbahnstationen stehen und winken, vorbei an den gläsernen Fassaden der Wolkenkratzer, die sich in den Himmel recken.
    Meine Hand ist eine grellgrüne Fackel, deren Strahlen den Himmel wie Laser durchbohren. Sie gehören zu mir und ich habe die Kontrolle über sie.
    »Das ist absolut unglaublich«, sage ich zu Hunter. Er hält meine Hand, während wir in den blaugrauen Himmel aufsteigen. Um uns herum funkelt die Stadt wie ein geschliffener Diamant und reflektiert das Licht in alle Richtungen. Wir sehen die ganze Pracht von Manhattan. Selbst nach den Zerstörungen ist diese Stadt noch gigantisch.
    Hunters Miene kann ich nicht deuten: Liegt darin Aufregung oder Angst?
    In einiger Entfernung steht ein schlanker Wolkenkratzer, der aussieht wie das Apartmentgebäude meiner Eltern an der Upper West Side, auf dessen Dach Hunter und ich uns ein paarmal getroffen haben. Ich fliege darauf zu, werde langsamer und lasse uns auf dem Dach landen. Darauf befindet sich auch ein Treibhaus, in dem üppige Grünpflanzen und bunte Blumen wachsen. Kies knirscht unter unseren Füßen. Ich spanne die Finger an und die grünen Strahlen lösen sich auf. Ich ziehe mir die Perücke vom Kopf, weil mir darunter unerträglich heiß ist, und lasse sie auf den Boden fallen.
    »Wie ist das alles möglich?«, fragt Hunter und sieht mich fragend an.
    Wie soll ich ihm das erklären?
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