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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Autoren: Theo Lawrence
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jetzt hat er wieder zwei Augen. Seltsam.
    »Was hast du gemacht?«, fragt er. Sein Blick fällt auf das geöffnete Reliquiar und die offene Kühlbox. »Mach den Mund auf!«, befiehlt er.
    Ich schüttele den Kopf und sehe im selben Moment, dass wir direkt auf einen dreieckigen AP zurasen, der gerade aus der Tiefe in die Horste fährt. Turk reißt in letzter Sekunde den Lenker herum. Dann bremst er ab und wir schweben über einem Kanal.
    »Halt mal den Lenker«, sagt er zu Jarek. »Aria, mach den Mund auf!« Als ich nicht reagiere, beugt er sich zu mir herüber und drückt mir den Mund auf. »Streck die Zunge raus!«
    Ich schüttele den Kopf, weil ich nicht will, dass er sieht, was ich getan habe, aber er ist zu schnell. Vorsichtig zieht er mir die Zunge heraus und drückt mir den Kopf in den Nacken. »Deine Zunge ist blau.« Dann sieht er, dass die Kühlbox leer ist. »Aria, nein! Sag nicht, du hast …«
    »Hey Leute, seht mal da vorne!«, ruft Jarek.
    Das Empire State Building. Ein perfekter Treffpunkt auf halbem Weg zwischen der Tiefe und den Horsten; eines der wenigen Gebäude, das den Krieg unbeschadet überstanden hat. Es ist über 400 Meter hoch und war eines der höchsten Gebäude Manhattans, bevor die Horste in noch schwindelerregenderer Höhe errichtet wurden.
    Die Spitze des Antennenmastes zeigt zu den Horsten hinauf und schreit förmlich: Schaut nach oben!
    Ich hatte gehofft, die Straßen in der Umgebung würden menschenleer sein – evakuiert. Doch das Gegenteil ist der Fall: Es wimmelt von Leuten. Tausende Männer, Frauen und Kinder säumen die Straßen in der Tiefe, dicht aneinandergedrängt wie die Ölsardinen. Mystiker und Menschen stehen in den Gondeln oder auf den Stegen oder schauen aus den Fenstern ihrer Häuser.
    Auf Brücken und erhöhten Gehsteigen drängeln sich Leute, halten bunte Schilder hoch und rufen etwas, was ich aber nicht verstehe.
    Auch auf den silbernen Brücken zwischen den Horsten stehen Leute und beugen sich übers Geländer, um der größten Versammlung beizuwohnen, die ich je erlebt habe. Selbst auf dem Empire State Building wimmelt es von Menschen.
    Einen Moment lang ist mein Verstand ganz klar und ich empfinde tiefen Stolz für meine Stadt. Anstatt meiner Aufforderung zur Flucht zu folgen, sind Hunderte und Aberhunderte aus Tiefe und Horsten zusammengekommen. Sie ignorieren die Gefahr für Leib und Leben, und endlich verstehe ich, was sie rufen: »Frieden! Frieden! Frieden!«
    »Wow!«, sagt Turk. »Ist ja krass.«
    Die Menschenmassen entlang der Kanäle und Straßen sehen von hier oben aus wie ein Ameisenstaat. Zu Tausenden haben sie sich versammelt, um für ihre Stadt zu kämpfen, die einst so prächtig war. Vor den Abschöpfungen. Vor dem Krieg. Vor dem Großen Feuer.
    Diese Stadt soll in altem Glanz erstrahlen.
    Hunter kann die Bombe gar nicht zünden. Das ist das Gute daran.
    Und vielleicht unsere Rettung.
    Turk umklammert den Lenker fester, als wir zur Aussichtsplattform des Empire State Buildings hinauffahren. Wir fliegen an der Hauptplattform im 86. Stock vorbei und preschen weiter hinauf zur Spitze.
    Irgendjemand muss uns mit der Kamera erwischt haben, denn über sämtliche Bildschirme, auch über einen riesigen in der Fifth Avenue, flimmert mein Gesicht. Ich erschrecke vor mir selbst: Mein Blick ist unstet, meine Augen sind glasig, als wäre ich auf Drogen, meine Wangen gerötet. Ich bin total verschwitzt und die blonden Haare, die unter dem Helm hervorschauen, leuchten grell. Ich sehe ziemlich verwirrt aus.
    Ich habe Durst. Riesendurst. Mein Mund und meine Kehle sind staubtrocken. Was gäbe ich für einen Schluck Wasser oder irgendetwas, womit ich meine Lippen befeuchten könnte. Mir steigen die Gerüche der Stadt in die Nase, der Nebel auf meiner Haut fühlt sich so glitschig an wie eine Feuchtigkeitscreme, jede meiner Haarwurzeln kribbelt.
    Meine Hand ist fast vollständig verheilt, nur ein winziger schwarzer Fleck ist zurückgeblieben. Ich balle die Faust und staune über die Kraft, die ich plötzlich in den Fingern habe.
    In diesem Moment fällt mir Patrick Benedict wieder ein, der Mystiker, der meine Erinnerungen gerettet und sich als einer meiner wichtigsten Verbündeten erwiesen hat, bevor er von Elissa Genevieve umgebracht wurde. Ich frage mich, ob er jetzt wohl stolz auf mich wäre.
    Es qualmt aus dem Auspuff, als wir in den Landeanflug gehen. Die Aussichtsplattform ist von einem Metallgeländer eingefasst – wahrscheinlich damit die Touristen beim
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