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Myriams letzte Chance

Myriams letzte Chance

Titel: Myriams letzte Chance
Autoren: Luzie Bosch
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inzwischen, dass Ayla jede freie Minute auf der Sunshine Ranch verbrachte, aber sie waren nicht bereit, auch nur einen Cent in ein schickes Reiteroutfit zu investieren.
    â€žHurra!“, jubelte Ayla. „Endlich bin ich keine hässliche Außenseiterin mehr, sondern eine von euch.“
    â€žDas warst du doch schon immer“, sagte Juliana. „Auch wenn dein Reithelm eine Zumutung war, das muss ich zugeben.“
    Myriam hatte das Gefühl, dass sie sie dabei spöttisch ansah. Und dass auch Tori und Sina ihr einen hämischen Seitenblick zuwarfen. Dabei hatte sie ohnehin schon lange begriffen.
    Die Außenseiterin in der Gruppe – das war sie selbst.

April
    Der Schokoladenkuchen duftete verlockend, doch nach zwei Bissen hatte Myriam genug. Ihr war plötzlich schlecht.
    â€žIch kann nicht mehr“, sagte sie leise zu Hannah. „Möchtest du den Rest?“ Aber Hannah unterhielt sich gerade mit Sina und hörte ihre Frage nicht.
    Myriam zerkrümelte den Kuchen in kleine Stücke und verteilte ihn so unauffällig wie möglich hinter ihrem Rücken auf der Wiese. Wenn Tori, die den Kuchen gebacken hatte, das sah, wäre der Teufel los. Trotzdem hätte Myriam beim besten Willen keinen Bissen mehr runtergebracht.
    Das war oft so in letzter Zeit. Ob sie nach dem Stalldienst zusammen Eis essen gingen oder am Wochenende auf der Ranch gegrillt wurde, sobald sie mit den anderen zusammensaß, verlor Myriam schlagartig den Appetit.
    Noch vor einem halben Jahr hatte Myriam richtig dazugehört. Aber dann hatte sie alles aufs Spiel gesetzt – und verloren. Hannah hatte ihr verziehen, das wusste Myriam. Aber die anderen, allen voran Tori und Sina, konnten einfach nicht vergessen, wie Myriam sich verhalten hatte.
    Und daran wird sich nie etwas ändern, dachte sie düster.
    Seit mehr als vier Jahren war Myriam schon Pferdemädchen auf der Sunshine Ranch. In der dritten Klasse hatten sie und Hannah mit dem Reitunterricht bei Sue begonnen. Kurz danach hatte Sue Camilla gekauft und Myriam hatte die Verantwortung für die Stute übernommen. Seitdem fütterte, pflegte und ritt sie die Freibergerstute, mistete ihre Box aus und kraulte ihre Mähne. In den Ferien brachte sie die Stute morgens auf die Weide und führte sie abends wieder zurück in den Stall.
    Offiziell gehörte Camilla Sue, aber eigentlich war sie Myriams Pferd. Und dennoch hatte Myriam sie vor fünf Monaten im Stich gelassen. Genau genommen hatte sie die ganze Ranch im Stich gelassen.
    Damals war Myriam auf die bescheuerte Idee gekommen, auf einer benachbarten Ranch zu trainieren. Sie hatte davon geträumt, als Turnierreiterin ganz groß rauszukommen. Dann waren ihre Träume in sich zusammengebrochen. Heute gab es die andere Ranch nicht mehr. Und Myriam war wieder zurück auf Sunshine.
    â€žI’m so happy that you’re back!“ , hatte Sue bei ihrer ersten Reitstunde gejubelt. „Ich freue mich so.“
    Aber die anderen Mädchen freuten sich nicht und sie konnten Myriam auch nicht so einfach verzeihen. Das Rad ließ sich nicht zurückdrehen. Was geschehen war, war geschehen.
    â€žHab ein bisschen Geduld“, versuchte Hannah sie zu trösten, wenn sie mitbekam, dass Myriam traurig war. „Bald ist Gras über die ganze Sache gewachsen. In ein paar Wochen denkt keiner mehr daran.“ Das hatte sie allerdings schon vor zwei Monaten zu Myriam gesagt. Und Myriam hatte nicht den Eindruck, dass seitdem irgendetwas besser geworden war.
    Vielleicht sollte ich das Reiten ganz aufgeben, dachte Myriam. Anfang des Jahres hatten ihre Eltern in Erwägung gezogen, für einige Zeit nach Tokio zu ziehen, weil Myriams Vater ein attraktives Jobangebot von einer japanischen Bank bekommen hatte.
    â€žIst mir egal, was ihr macht“, hatte Myriam damals verkündet. „Aber ich komm auf keinen Fall mit.“
    Inzwischen war der Plan wieder vom Tisch. Nun tat es Myriam leid, dass sie das Ganze so vehement abgelehnt hatte. Vielleicht wäre das ja die Lösung ihres Problems gewesen. Am anderen Ende der Welt noch mal neu anzufangen.
    â€žIst das Leben nicht super?“, seufzte Sina glücklich. Sie verschränkte die Arme im Nacken und ließ sich nach hinten ins Gras fallen.
    â€žEs wäre super“, stöhnte Tori. „Wenn ich nur nicht in diese blöde Ferienanlage müsste.“
    Ihre Eltern hatten zwei Wochen Familienurlaub auf Mallorca
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