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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin
Autoren: Jonathan Saunders
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Saat.“
    „So soll es sein …“
    „Alsdann … die Sonnenwinde entlassen ihr Laub …“
    „Ja … auf zu den Polargestirnen … auf …“
    „So geht … und wieder werden die wundersamen goldenen Tafeln in Gras sich finden, die vor Urtagen ihr eigen waren …“
    „So sei es …“
    „Gebt acht … die Winde sind gesät … und sie tragen sich nicht in eine Welt …!“
    Die Luft schwirrte und kicherte um Hörn, so daß er gar nicht bemerkt hatte, bereits in den Großen Kreis getreten zu sein, als die Vanyar verschwanden.
    Nebel hob sich an den Rändern, als stünden sie in einer überwirklichen Mulde, und die Stimmen, die er noch gehört hatte, verschwanden in einem glitzernden Staub, der zu Boden fiel. Aber wo war Myrddin, erschrak Hörn. Er konnte den Zauberer nicht sehen. War er allein gegangen? Oder hatte er seinen Freund verloren? Um ihn herum standen die urgewaltigen Steine, um die der Nebel wallte, und über ihm war die Unendlichkeit. Hörn sah die Lichter, die sich ineinander verzweigten, und er sah die Gestirne wie Sonnen ihres Weges leuchten. Er empfand eine Wärme, die dem Mondschein glich, nur Myrddin war nicht zu sehen.
    Hörn war in den Kreis des Alten Glaubens getreten, in die heilige Stätte seiner Zeit. Vor ihm lag der große Altarstein, der einst gestanden hatte, und er fühlte noch die Brunnenquelle, die damals floß, doch heute versiegt war. Alle eigentlichen Erinnerungen waren ausgelöscht und trotzdem empfand er, wie die Kraft der Stätte wuchs. Er sah durch die Tore der Felsblöcke und konnte niemanden erkennen. Er war still um ihn und Schweigen über Stonehenge, bis er plötzlich die Stimme Myrddins hörte.
    „Hörn, willst du nur herumstehen, träumen und zusehen, wie sich ein alter Mann hier abrackert? Das sähe dir ähnlich“, lachte der Zauberer.
    „Merlin? Wo bist du? Was machst du? Weshalb nur erschreckst du mich?“ zuckte Hörn zusammen, als er die Stimme des Freundes hörte.
    „Na, hier unten, neben dem Stein. Komm schon her …!“ Und Hörn schritt auf den mächtigen Altarstein zu, der durch die Jahrhunderte umgefallen sein mußte. Oder hatten Menschen gemeint, durch das Umstürzen des Steines die Stätte zu schänden?
    Als Hörn den Stein umlaufen hatte, sah er Myrddin unterhalb des Steines mit seinen Händen in dem weichen Boden graben.
    „Merlin, was nur machst du?“ fragte Hörn, der in eine Wirklichkeit zurückgekommen war, die ihn an Myrddins Verfassung zweifeln ließ. „Bist du es wirklich, Merlin?“ fragte er unsicher, da er nicht wußte, ob ihm die Geister einen Streich spielten oder Myrddin umnachtet wäre.
    „Was meinst du, Hörn? Bin ich’s oder bin ich’s nicht?“ spaßte Myrddin und meinte dann bestimmter: „Wer sollte ich schon sein? Hilf mir lieber. Wir müssen den Stein etwas zur Seite drücken.“
    „Merlin, wo ist deine Macht, wenn du es wirklich bist?“
    „O … du willst einen großen Zauber, ja … hahaha … Nein, Hörn, hier ist Handarbeit gefragt. Hilf mir jetzt bitte. Irgendwie müssen wir den dämlichen Stein ein Stück bewegen können …“
    Hörn konnte nicht verstehen, weshalb Myrddin den Stein nicht allein bewegen konnte, noch besaß er eine Vorstellung davon, wieso er überhaupt bewegt werden mußte. Warum tat sich sein Freund so schwer mit solch einer Kleinigkeit? Dennoch tat er, worum Myrddin in bat. Und er tat es, wie so oft in seinem Leben, ihm zuliebe kommentarlos.
    Der Zauberer versuchte, mit seinen Händen unter den Stein zu fassen und ihn zu heben, als sich der Hirsch mit gesenktem Kopf gegen die Steinplatte stemmte. Doch so sehr sie auch drückten, die Platte wollte sich nicht bewegen lassen. Einst, als er noch gestanden hatte, war er das Zentrum des Megalithenkreises gewesen. Doch irgend etwas mußte ihn unglücklich umgestürzt haben.
    „Gib dir mehr Mühe, Hörn …! Nur … ein … Stück …“, stöhnte Myrddin vor Anstrengung, und Hörn erkannte seinen sich quälenden Freund, der wieder sein eigenes Unvermögen auf ihn abwälzen wollte. Dennoch stemmte er sich so sehr gegen den Stein, daß sich seine Hufe tief in die weiche Erde gruben und er auf der rutschigen Erde mehrfach ausglitt.
    Myrddin war überall schlammverschmiert, und schweratmend machten sie eine Pause, da sie ihre Kraft verloren hatten und die klammen, matschig-rutschigen Hände des Sehers unter dem Stein keinen Halt mehr fanden, so sehr hatten sie sich verkrampft. Schwitzend setzte sich Myrddin auf den Stein und auch Hörn war außer Atem
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