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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin
Autoren: Jonathan Saunders
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lange Fahrt nach dem anstrengenden Tag und die vielen unklaren Verworrenheiten, die an diesem Tag ihren Höhepunkt gefunden hatten, wollten Raimann schlafen lassen – schlafen, wie Ganapathy es konnte. Doch stattdessen saß er neben dem hellwachen Myrddin, der unbeschreibliche Energien zu besitzen schien und der mit jedem zurückgelegten Kilometer zufriedener geworden war. Dem Mechaniker war es, als würden sie nur noch etwas hinter sich bringen und nichts mehr vor sich haben, wenn er dieses Gefühl auch weder richtig fassen noch beschreiben konnte.
    Die Wölfe und Hörn wachten wie der Zauberer. Und Britannien – Britannien war in einem Winterschlaf der Gegenwart in die Unwirklichkeit Millionen verschiedener Ansichten, Meinungen und Betrachtungen versunken. Die Städte schliefen wie ihre Menschen. Sie wollten in eine neue Märzwoche dämmern, wollten sich in einen Frühling schlafen, den sie erwarteten. Und Myrddin wollte ihren Schlummer nicht stören. Er wollte, daß die Menschen in einem anderen Zeitalter erwachten, und bat Raimann, den Wagen anzuhalten.
    Vor der Ortseinfahrt von Amesbury stoppte Raimann und fuhr so dicht er konnte an den schneematschigen Seitensteifen heran, rieb sich die brennenden Augen, gähnte, stieg aus dem Wagen und reckte sich. Er hatte sich für Momente an den Umstand gewöhnt, daß Myrddin ihm seine Anweisungen gab – zumindest bis Ganapathy aufwachen würde.
    Der Zauberer war ebenfalls ausgestiegen und ging durch den Schnee zum Wohnwagen. Er öffnete ihn und sah in die glänzenden Augen von Akita und Pacis. Verlegen lachte er seine Wölfe an und sie sprangen ihm aus dem Wohnwagen entgegen. Danach ging er zum Anhänger der Tiere und schloß das Schimpansengehege auf, in das sich Hörn hatte zwängen müssen. Myrddin holte ihn heraus, klatschte ihm auf den Hals und meinte, daß dies nun das Ende ihrer gemeinsamen Reise wäre.
    Myrddin war von einer Unruhe ergriffen, als gäbe es nicht mehr genug Zeit für ihn, um das zu tun, was er zu tun gedachte.
    „Akita und Pacis … Ihr folgt dem Menschen. Er wird euch sicher nach Schweden bringen. Die Dinge, die werden sollen, nehmen ihren Anfang und mich in Anspruch. Euch danke ich und weiß nicht, wie die Zeit über mich hereingestürzt ist …“ Und die Wölfe winselten. Sie konnten den Abschied nicht fassen, der sich so abrupt ereignete. Es war kein langer Spaziergang, auf dem man sich die letzten Worte seines Lebens erleichternd austauschen konnte. Es war noch nicht einmal ein gemeinsamer Weg des Schweigens, auf dem man sich innerlich hätte trennen können. Sie waren nur aus dem Wohnding der Menschen gesprungen und ihr Sar Merodak sagte ihnen, daß er mit seinem Hirsch gehen müsse. Es gab einen Anlaß für eine schöne Rede, doch der Zauberer wollte nur Lebt wohl sagen und sich seinen Aufgaben widmen, die sehr wichtig für ihn zu sein schienen, die die Wölfe aber nicht nachvollziehen konnten. Myrddin schien sich von ihnen bereits entfernt zu haben. Und Hörn war nicht mehr der Hirschfreund, da man ihn mit dem besonderen Menschen ziehen lassen mußte. Doch als es Akita richtig überlegte, kam sie zu dem Schluß, daß Hörn durch die Reise einer von ihnen geworden war, und Myrddin hatte sich, wie sie es sah, zu einem majestätischen Grauwolf entwickelt, und beide Wölfe begannen erbärmlich zu winseln.
    „Tragt unsere Abenteuer in eure Welt und paßt auf den Menschen auf. Es wird euch nichts geschehen. Und du, Hörn … du verabschiedest dich jetzt besser. Es ist vollbracht und unsere Zeit ist gekommen …“, sagte Myrddin, kniete sich zu den Wölfen, nahm beide in den Arm, strahlte in ihre unbeirrt schimmernden Augen und stand wieder auf. „Hörn, wir werden gehen müssen, ich spreche nur noch einmal mit dem Menschen … Ach, und mein Stab … der Eschenstab …!“ sagte er und ließ die Tiere allein, da er seinen Eschenstab im Wohnwagen vergessen hatte.
    Hörn legte sich zu den Wölfen, die sich winselnd an ihn schmiegten.
    Myrddin ging zum Wohnwagen, holte seinen Stab und sein Bündel mit dem herrlich weichen Schlupfanorak aus Rentierfell heraus und lief dann zum Führerhaus der Zugmaschine.
    Raimann stand an der Fahrertür und beobachtete die Tiere, die sich sonderbar verhielten. Dann sah er Myrddin aus dem Wohnwagen steigen, wie er ihn sooft aus dem Wohnwagen hatte kommen sehen, und spürte, wie auch der alte Mann sich verändert hatte. Myrddin kam auf ihn zu, und was er mit Raimann noch nicht gemacht hatte, tat er in dieser
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