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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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froh, dass alles so gekommen ist. Der Job macht mir nicht nur Spaß, er ist auch viel leichter mit der Familie vereinbar als ein Teilzeit-Job bei Likei. Vielen Dank, Andrea, dass du mich Mario förmlich aufgedrängt hast. Ich bin so glücklich mit dem Job.« Ich sah durch das Küchenfenster zu Cindys Grundstück hinüber und musste lächeln. Der Gedanke an den verkorksten Geburtstag belastete mich nicht mehr. Im Gegenteil, mit Abstand betrachtet war das doch eine komische Geschichte, die in geselliger Runde mit Freunden den ein oder anderen Lacher garantierte. Dabei fiel mir der zweite Grund für meinen Besuch ein.
    »Andrea, ich wollte euch noch für nächsten Freitag zum Grillen einladen. Hanna kommt. Meine Hanna aus Mönchengladbach. Ich möchte unbedingt, dass du sie kennenlernst. Du bist ja auch nicht ganz unschuldig daran, dass ich sie wiedergefunden habe.«
    »Wieso ich?« Andrea sah mich verblüfft an.
    »Ich hab dir das nie gesagt, weil es mir peinlich war. Aber als du mich damals gefragt hast, warum ich ihr denn nicht einfach schreibe, war das schon irgendwie der Anstoß, den ich gebraucht habe. Danach habe ich gedacht: Wieso eigentlich nicht? Sie hat ja recht. So hast du mir auch bei Mario den Anstoß gegeben.«
    »Und bei Cindy«, fiel Andrea mir ins Wort. Wir mussten beide lachen.
    »Wirklich, Andrea. Du bist meine beste Freundin hier. Und ich möchte, dass du auch meine beste Freundin aus der Heimat kennenlernst. Ich bin gespannt, wie du sie findest. Wie sieht’s denn aus bei euch? Könnt ihr am Freitag?«
    »Ja, am Freitag passt es gut. Und ich freu mich, Hanna kennenzulernen.«
    »Super! Das wird ein wunderbarer Abend. Oh, und wenn Hanna zu einem deiner Söhne Saftsack sagt, dann meint sie das liebevoll. Nicht persönlich nehmen!« Andrea lachte. Anscheinend hielt sie meinen letzten Satz für einen Scherz.
     
    Mein Glücksgefühl hielt auch während der folgenden Tage an und wirkte sich sichtbar auf die übrigen Familienmitglieder aus. Alle waren deutlich entspannter. Am Sonntag machten wir einen Familienausflug. Wir liefen unseren Lieblingsweg von Ludwigshafen nach Bodman, direkt am Bodensee entlang, fast bis zur Marienschlucht. Die Jungs sausten mit ihren Rollern voran. Zwischen Bodmann und der Marienschlucht machten wir Rast in einer der kleinen Buchten. Jan und Till suchten am Ufer nach Muscheln, während Alex und ich aneinander gekuschelt die einzigartige Aussicht über den Bodensee und das gegenüberliegende Ufer genossen. In diesem Moment dachte ich wieder einmal, dass wir definitiv in der schönsten Ecke Deutschlands lebten.
    »Alex, das ist seit langer Zeit mal wieder ein Moment, den ich für die Ewigkeit in meinem Herzen bewahren will. Die letzten Monate waren echt verrückt. Da lebt man so friedlich vor sich hin und plötzlich gerät alles völlig aus den Fugen.«
    »Jetzt übertreibst du aber ein bisschen. Natürlich war das alles nicht leicht für uns, besonders für dich, aber letztendlich ist doch überhaupt nichts Dramatisches oder Einschneidendes passiert.«
    »Also für mich war das dramatisch genug. Natürlich ist keinem von uns etwas Schlimmes zugestoßen. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Aber Existenzängste hatte ich schon. Dein Gehalt allein reicht nun mal nicht aus, und diese eine Sorge hat sich auf alle Lebensbereiche übertragen wie Nebel, der sich plötzlich ausbreitet und in sämtliche Ritzen kriecht. Ich habe einfach gesehen, wie zerbrechlich unser Glück ist und von wie vielen Faktoren es abhängt. Leider spielt Geld dabei eine viel größere Rolle, als ich es gedacht hatte. Natürlich kann man Glück nicht kaufen, aber ohne Geld kann man auch nicht glücklich sein. Mir hat das Ganze vor Augen geführt, dass man unendlich dankbar sein muss, wenn alle Parameter stimmen. Und genau das bin ich jetzt: glücklich und dankbar.« Zufrieden kuschelte ich mich noch ein wenig dichter an Alex heran.
    »Das war mein Stein! Du Blödmann! Scheiß-Till! Mamaaa! Till hat meinen Stein ins Wasser geworfen!« Außer sich vor Wut rannte Jan auf seinen großen Bruder zu und gab ihm einen kräftigen Schubs. Der verlor das Gleichgewicht und landete in voller Montur im Wasser, sodass er sich nun seinerseits lauthals beschwerte.
    »Anscheinend haben die zwei dir gerade nicht richtig zugehört«, sagte Alex und grinste frech. Ich ignorierte alle drei, streckte mich wohlig auf der Picknickdecke aus und genoss den Moment, so gut es bei dem Geschrei eben ging. In Gedanken plante ich schon die
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