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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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nie die Rede sein. Sie traf sich, mich, das Bett, den Boden, einfach alles.
    Na super, ausgerechnet heute! Wie kriegen wir das jetzt bloß alles auf die Reihe? Und was, wenn Franziska auch noch länger krank sein würde? Auf Lieschen konnte ich diesmal nicht bauen. Sie verbrachte ein verlängertes Wochenende mit ihren Freundinnen und einigen Herren aus ihrem Seniorentanzkurs in Konstanz. Höchstwahrscheinlich lag sie zu dieser frühen Stunde in ihrem sauberen Hotelbett, träumte von zart duftenden Mainau-Rosen und hatte keine Ahnung, in welch übelriechender Sauerei wir gerade steckten.
    Franziska weinte. Ich setzte sie in die Badewanne und drehte den Wasserhahn auf. »Ich muss nur schnell die Bettwäsche abziehen und den Boden wischen, dann bin ich sofort wieder hier.« Sie schluchzte und schaute mich mit glasigen Augen an. Hoffentlich kotzt sie nicht noch mal, dachte ich und raste in ihr Zimmer. Als ich ins Bad zurückkam, konnte Franziska schon wieder lachen.
    »Guck mal, Mami, ich rasiere meine Beine!« Ich sollte solche Aktionen in ihrem Beisein einfach in Zukunft unterlassen. Kinder machen einem alles nach und womöglich erzählte sie auch noch im Kindergarten, wie ich mir die Beine rasiere und mich dabei verrenke.
    »Ja, sieht super aus, wäre aber nett, wenn du dazu nicht meine Zahnbürste benützen würdest! Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Irgendwie komisch«, sagte Franziska.
    Jetzt wusste ich noch nicht, was sie hatte. Immer, wenn sie leicht verschnupft war, schlug ihr der Schleim im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen. Aber sie hatte keinen Schnupfen. Und sofort Vomex zu verabreichen, empfand ich als nicht gerade sinnvoll.
    Kurze Zeit später bekam Franziska Durchfall. Auch das noch! Es sah ganz nach einem Magen-Darm-Virus aus und den wollte ich nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    »Ich rufe gleich Frau Dr. Stein an und mache einen Termin. Aber zuerst kriegst du mal ein Zäpfchen, damit dir nicht mehr so übel ist.«
    »Oh, ja, dann können wir da wieder mit dem großen Memory spielen«, freute sich Franziska. Eben noch kotzend in Tränen aufgelöst und im nächsten Moment wieder super drauf. Kinder sind schon der Burner! Wenn ich krank bin, dann bin ich fix und alle, aber Franziska war wie ein preußischer Soldat. Tapfer, ohne wehleidig zu sein. Getreu dem Motto: Lerne leiden ohne zu klagen.
    Bereits am Eingang der Kinderarztpraxis empfing uns eine Sprechstundenhilfe mit Papp-Spuckschalen. »Nehmen Sie eine, die werden Sie brauchen. Magen-Darm geht gerade rum«, erklärte sie mir fachkundig. So gut, wie die präpariert war, konnten wir nicht die Ersten sein. Tatsächlich war das Wartezimmer proppenvoll.
    »Komm, Mami, lass uns Memory spielen!«
    »Ja, ich komme Schatz.« Das Memory-Spiel hing an der Wand und bestand aus 36 beweglichen Tafeln, die mit bunten Bildern beklebt waren. Lustige Tiermotive, wie sie Kinder mögen. Das Teil war riesig, einfach ideal für kleine Grobmotoriker. Nachdem wir einige Runden gespielt hatten, ertönte der Lautsprecher:
    »Frau Duplancic mit Franziska, bitte Nummer fünf!«
    Frau Stein war eine ruhige, nette und vor allem sehr junge Ärztin. Sie hatte ihr Studium garantiert noch vor der Regelstudienzeit absolviert und war nach ihrer Facharztausbildung zur Kinderärztin direkt in der Praxis ihrer Mutter eingestiegen. Manche hatten einfach Glück im Leben. Um ihre Finanzen musste die sich keine Sorgen machen.
    »Hallo Franziska, schön dich wiederzusehen. Du hast heute Morgen erbrochen, habe ich gehört, wie fühlst du dich jetzt?«
    »Schlapp.«
    »Okay, dann leg dich doch mal hier hin, und ich unterhalte mich ein bisschen mit deiner Mama.« Sie wandte sich zu mir um. »Frau Duplancic, momentan kursiert ein sehr aggressiver Magen-Darm-Infekt. Ich habe bereits einige Kinder in die Neuwerker Kinderklinik überweisen müssen. Obwohl Franziska schon fünf ist, kann es auch für sie gefährlich werden, wenn sie zu viel Flüssigkeit verliert. Das Einzige, was jetzt hilft, ist Traubenzucker.«
    »Ich habe noch so Elektrolyte zu Hause. Bananen sind doch auch gut. Die stopfen.« Meine alternativen Therapievorschläge überzeugten Frau Doktor nicht.
    »Elektrolyte reichen nicht aus. Sie braucht Traubenzucker, das baut auf. Sie müssen Traubenzucker in Pulverform dem Tee und Essen beimischen. Das gibt Energie und ihr mattes Gefühl wird allmählich verschwinden. Bei Durchfall und Erbrechen werden alle Mineralien aus dem Körper gespült, was extrem gefährlich ist. Fangen Sie
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