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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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sie sich letztendlich ganz gegen Kinder entscheiden. Zum Glück gibt es Argumente, die jede Angst in den Hintergrund treten lassen. Das Lachen eines Kindes zum Beispiel oder der vertrauensvolle Blick eines Neugeborenen. Die leeren Worthülsen wie Elterngeld und Elternzeit sind es sicher nicht, die Akademikerinnen dazu motivieren, einen Beitrag zum Fortbestand unserer Spezies zu leisten.

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    Meine Blog-Artikel, die ich regelmäßig schrieb, drehten sich im Wesentlichen um ein Thema: Wie können Mütter Familie und Beruf miteinander vereinbaren, ohne dabei auf dem Zahnfleisch zu kriechen oder sich zweiteilen zu müssen? Ich fand die Artikel wirklich gut. Schließlich schrieb ich aus eigener Erfahrung und wusste, wie schwer bis unmöglich es war, etwas fest zu planen, schon gar nicht ein ganz normales Berufsleben mit Kindern.
    Solange es nur mich betraf, konnte ich jeden Plan einhalten. Sobald aber Franziska ins Spiel kam, wurde es schwierig. Die Kita war da nicht gerade hilfreich. Ständig wurden Termine mal eben verschoben. Wenn es mir als Selbstständige schon so schwerfiel, mich stets nach der Kita zu richten, wie mochte es dann erst Müttern ergehen, die als Angestellte arbeiteten? Deren Chefs waren sicherlich sehr begeistert, wenn ihre Mitarbeiterinnen regelmäßig halbe Urlaubstage beantragten, um an den Events ihrer Lieblinge teilnehmen zu können oder Schließtage zu überbrücken.
    Kurz vor den Sommerferien kam es besonders dick. Franziskas Gruppe hatte zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren eine neue Erzieherin bekommen. Jacky, eine junge, richtig coole Frau mit Dreadlocks, selbst Mutter von zwei Kindern, davon einem schulpflichtigen, informierte mich freitags darüber, dass der Ausflug auf den Bauernhof am nächsten Montag schon um 8.30 Uhr starten würde. Das hätte sie besser nicht getan. Nicht mit einer Mutter, die die halbe Nacht durchgearbeitet und im unterzuckerten Zustand ihre quengelnde Tochter zum Kindergarten gebracht hatte.
    »Wie jetzt«, platzte es aus mir heraus, »zuerst haben Sie sich mit dem Datum vertan, dann mit dem Treffpunkt und jetzt verschieben Sie auch noch die Abfahrt nach vorn? Ich habe wegen dieses verdammten Bauernhof-Ausflugs meine eigenen Termine und Franziskas Krankengymnastik schon zweimal verschoben!«
    »Das tut mir sehr leid, ich habe den Termin nicht gemacht.« Jacky war ob der Heftigkeit meines Ausbruchs verunsichert.
    »Und jetzt? Heißt das, dass Franziska nicht zu diesem Ausflug mitkommen kann?«, setzte ich nach.
    »Ich weiß nicht. Wenn sie nicht um 8.30 Uhr hier ist, dann wohl nicht«, erwiderte Jacky kleinlaut.
    »Was? Nur, weil ihr hier eure Termine nicht im Griff habt, soll meine Tochter darunter leiden?« Ich schrie jetzt so laut, dass sogar Franziska zusammenzuckte. »Ich bin keine gelangweilte Hausfrau, die nur darauf wartet, dass im Kindergarten irgendwann mal Termine gemacht werden, die am Ende doch wieder verschoben werden! Ich bin berufstätig, selbstständig, rund um die Uhr. Ich finde das so richtig scheiße!« Nach diesem Monolog fühlte ich mich besser. Sicherlich war mein Auftritt für die Erziehung der umstehenden Kinder nicht gerade förderlich. Ebenso wenig für Jackys Standing als Alphatier der Gruppe. Dennoch hatte mein Geschrei gewirkt. Und zwar auf Jacky, die mir in diesem Moment schon wieder ein bisschen leid tat.
    »Wir fahren am Alten Markt um 9.15 Uhr ab, schaffen Sie es, bis dahin dort zu sein?«, fragte sie eingeschüchtert.
    »Ja, klar schaffe ich das. Wunderbar, vielen Dank!«
    Doch wer Murphys Gesetz kennt, der weiß, dass es immer noch schlimmer geht. Natürlich war es wieder einmal meine eigene Tochter, die dafür sorgte, dass mein ausgeklügeltes Zeitmanagementsystem endgültig zusammenzubrechen drohte.
    »Maaaaaaamaaaaaaaa, die Bettdecke stinkt. Ich glaube, ich muss kotzen!« Franziskas Hilferuf riss mich an diesem Montag in aller Herrgottsfrühe aus dem Schlaf. Ich sprang aus dem Bett, rannte in ihr rosarotes Prinzessinnenzimmer und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Die Bettdecke stinkt, ich kotze jetzt!«, wiederholte sie mit einem Ton in der Stimme, der mir ganz eindeutig vermittelte, dass das angekündigte Ereignis kurz bevorstand. Während ich noch darüber nachdachte, dass ich doch erst letzte Woche die Wäsche gewechselt hatte und es deshalb gar nicht so schlimm riechen konnte, wie Franziska behauptete, schoss auch schon eine Fontäne über die Decke. Ja, sie kotzte, was das Zeug hielt. Von übergeben konnte bei Franziska
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