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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats
Autoren: Gill Hornby
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sich um und joggte langsam an die Startlinie.
    »Rachel!«, rief ihre Mutter plötzlich.
    »Ich mache mit, Mum!«, flötete sie im Vorbeigehen. »Ich mache nur mit.«
    »Alle bereit?«, fragte Tom mit der Trillerpfeife in der Hand. Rachel gefiel er so, mit der Trillerpfeife. Trillerpfeifen, stellte sie fest, waren ziemlich sexy. Genau wie Bekanntmachungen. Und Witze über SpongeBob Schwammkopf . Eigentlich gab es eine Menge Dinge, die sexy waren. Man musste sie nur erkennen.
    »Wo ist Bea?«, fragte eine.
    »Ohne sie können wir nicht anfangen!«, meinte eine andere.
    »Auf die Plätze!«
    Die Teilnehmerinnen rangelten an der Startlinie um die beste Position. Es gab einige, die wie Rachel in Alltagsklamotten und barfuß mitliefen. Sie machten denjenigen Platz, die zwar nicht im Sportdress erschienen waren, aber an Sportschuhe gedacht hatten. Colette, Sharon und Jasmine waren natürlich im perfekten Joggingoutfit erschienen. Genau wie Melissa.
    »Moment, Mr Orchard! Es sind noch nicht alle da.«
    Rachel spürte einen spitzen Ellbogen in den Rippen, als Deborah sich neben sie drängelte. Erstaunlich! Deborah war offenbar noch geblieben, um Martha anzufeuern, was natürlich völlig in Ordnung ging. Aber nachdem ihr Sohn einen solchen Eklat verursacht hatte, hätte Rachel erwartet, dass sie den Ball ein wenig flacher halten würde. Aber weit gefehlt. Deborah tummelte sich in der Menge, stolzierte in aller Öffentlichkeit herum, und das in voller Montur.
    »Alles klar?«, flüsterte Rachel ihr beim Dehnen mitfühlend zu. Innerlich machte Deborah doch sicher die Hölle durch.
    »Hmmm, ich habe ein winziges Problem mit meinem Mittelfußknochen, aber ich werde es einfach mal probieren.«
    Damit ist die Sache klar, dachte Rachel. Die Frau ist offiziell durchgeknallt.
    »Jetzt aber! Auf die Plätze!«
    »Ah, seht her, da kommt sie endlich.«
    Bea kam angejoggt, in knappen Laufshorts, mit Pferdeschwanz, Schweißband und Reeboks. »Tut mir leid, dass ich euch aufgehalten habe. Danke fürs Warten. Ich komme gleich wieder.« Sie gab der nächsten Mannschaft ein Zeichen. »Muss mir meinen traditionellen Vorsprung verschaffen.« Und lief rückwärts zu ihnen zurück.
    »Bist du sicher, dass du das machen willst?«, rief Melissa ernsthaft besorgt.
    »Fertig!«
    »Jepp, danke.« Bea hatte einen ziemlich schroffen Ton am Leib. »Das mache ich immer so. Es ist nur fair. Das weiß auch jeder.«
    »Los!«
    Rachel schoss nicht mit den ersten Läuferinnen los, verlor aber auch nicht den Anschluss, sondern lief das ganze Rennen über stabil im Mittelfeld mit. Wo sie sich überraschenderweise richtig wohl fühlte. Das Wetter an diesem Nachmittag war herrlich, die Sportanlagen glichen einem Paradies. Sie hatte den Wind im Haar und das Gras unter den Füßen. Aus dieser Position wurde sie Zeugin der folgenden Geschehnisse, die sich nacheinander ereigneten:
    Irgendjemand stellte Deborah auf halber Strecke ein Bein. Sie schlug hin und landete vor aller Augen im Staub.
    Melissa gewann das Rennen mit großem Abstand und trank schon aus ihrer Wasserflasche, als die anderen sich gerade mal der Ziellinie näherten.
    Moment mal. Meine Güte! Bea japste und schwitzte da hinten ganz allein vor sich hin. Sie hatten sie alle abgehängt.
    Um Melissa hatte sich bereits eine große Menschentraube gebildet. Auch Rachel wartete darauf, ihr gratulieren zu können, da hetzte ihre Mutter wie angestochen an ihr vorbei und rief: »Gut gemacht, Schatz! Ich muss schnell los. Die Bienen! Sie schwärmen!«
    »Auweia! Soll ich dir dabei helfen?«
    »Keine Sorge«, rief sie ihr über die Schulter hinweg zu. Sie war schon auf dem Parkplatz. »Tom kommt rüber, wenn er hier fertig ist.«
    So, so. Rachel grinste vor sich hin, während sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte und etwas Wasser trank.
    Plötzlich stand Deborah neben ihr. »Ich haue ab. Ich hab’s satt. Es ist vorbei.« Sie brabbelte verstört vor sich hin. »Bitte, könntest du Martha nach Haus bringen? Ich pack’s einfach nicht mehr.« Und bevor Rachel noch antworten konnte, war Deborah auch schon zum Parkplatz gehumpelt.
    Die Versammlung um Melissa hatte sich fast aufgelöst, sodass Rachel sich nun zu ihr stellen konnte. »Also haben wir eine neue Gewinnerin.« Melissa machte eine verlegene Handbewegung. »Wir müssen Heather fragen, ob du den Schulrekord gebrochen hast.«
    In diesem Augenblick ertönten ein lautes Krachen, ein Knirschen, das schreckliche Schrammen von Metall gegen Metall und ein
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